Moers Theaterstück hinterfragt Sensationsgier
Moers · Von Anna-Lina Heimrath
Die Redaktion eines Fernsehsenders ist auf der Suche nach den neuesten Sensationen: Skandale, Ängste und Schicksale sind die gewünschten Themen. Denn das sind Geschichten, die ihre Zuschauer gerne sehen. Doch wie weit darf Journalismus eigentlich gehen? Wo sind die Grenzen? Das Theaterstück "Konferenzraum Drei", das am Samstag im Jugendzentrum Nord Premiere feierte, beschäftigt sich genau mit diesem Thema. Auf der kleinen Bühne im Jugendzentrum versetzen sich fünf Schauspieler in die Rollen von sensationsgierigen Journalisten und ihren Interviewgästen. Das Stück handelt von einer Geiselnahme, die von mehreren Journalisten begleitet wird. Hauptperson dabei ist eine gescheiterte Buchautorin, die unter dem Erfolg ihres berühmten Vaters und Filmproduzenten leidet und ähnlich wie in ihrem Buch mehrere Geiseln nimmt.
Sie möchte durch die Geiselnahme bekanntwerden und den Verkauf ihrer Bücher fördern. Die Journalisten begleiten die Geiseln und ihre Entführerin aus unmittelbarer Nähe und schrecken nicht davor zurück, die beteiligten Personen mit der Kamera zu filmen. Ihr Vorhaben diene der "Leidgeilheit" der Menschen, und so hoffen die Journalisten auf hohe Einschaltquoten. Zwar kommen ihnen immer wieder moralische Zweifel auf, jedoch weichen sie letztendlich nicht von ihrem Vorhaben ab.
Das Theaterstück "Konferenzraum Drei" nimmt Bezug zur Gladbecker Geiselnahme, bei der beteiligte Journalisten große Nähe zum Geschehen zeigten, indem sie im Fluchtfahrzeug mitfuhren und die Täter interviewten. "Ich versuche, immer wieder kritische Gesellschaftsstücke zu machen", sagte Marcel Wald, der die Theatergruppe leitet. Das Stück soll den Sensationsjournalismus kritisch hinterfragen und mit dem Thema Ethik im Journalismus auseinandersetzen.
"Konferenzraum Drei" erfordert den Besuchern jedoch einiges an Konzentration ab. Die Schauspieler wechseln schnell die Rollen und sind mal Geisel, mal Journalisten. "Unsere Projekte sind immer kreativ und kompliziert", sagte Said Boluri, Mitarbeiter des Jugendzentrum Nord. Durch verschiedene musikalische Einlagen wird das Stück jedoch aufgelockert.
Auch die kleine Bühne wird von den Schauspielern geschickt ausgenutzt, und so bewegen sie sich zwischen Bühne und Publikum. Mehrere Monate haben die Schauspieler für die Premiere des Theaterstücks "Konferenzraum Drei" im Jugendzentrum Nord geprobt.
Dabei hat das Projekt "TheaterWald" mit dem Jugendzentrum Nord zusammen gearbeitet. "Da treffen Welten aufeinander", sagte Said Boluri. So haben einige Schauspieler schon Theatererfahrungen, und einige standen zum ersten Mal auf der Bühne. Doch trotz Anfangsschwierigkeiten habe sich eine harmonische Truppe gebildet, sagte Marcel Wald. Er versucht, mit solchen Projekten Jugendliche auf die Bühne zu bekommen.