Moers Theaterstück hinterfragt Judas-Rolle

Moers · Mit dem Stück "Judas" feiert Katrin Leneke vom Moerser Schlosstheater am 6. April ihr Regie-Debüt. Schauspieler Frank Wickermann lässt den Zuschauer daran zweifeln, ob Judas wirklich der Verräter war, für den ihn jeder hält.

 Frank Wickermann stellt sich der schauspielerischen Herausforderung. Er verkörpert die einzige Rolle in dem Stück "Judas".

Frank Wickermann stellt sich der schauspielerischen Herausforderung. Er verkörpert die einzige Rolle in dem Stück "Judas".

Foto: Nielinger

Die Kapelle an der Rheinberger Straße ist dunkel und eng. 45 Zuschauer finden hier Platz. Der perfekte Ort für ein intimes Schauspiel, so wie es "Judas" von der niederländischen Autorin Lot Vekemans ist. In diesem spielt lediglich ein Schauspieler: Frank Wickermann. Regisseurin Kathrin Leneke (29) findet: "Man kann sich hier nicht aus dem Weg gehen, man wird mit Fragen konfrontiert. Fragen, die der Zuschauer mit nach Hause nehmen wird." Eine Schlüsselfrage in diesem Schauspiel, das am kommenden Donnerstag seine Premiere feiert: Inwieweit ist Judas der Verräter, für den ihn alle halten?

Schließlich hatte sein Verrat an Jesus auch zur Folge, dass eine neue Weltreligion gegründet wurde. Und hätte es nicht auch umgekehrt passieren können? Judas am Kreuz und Jesus als Verräter? Inwieweit braucht die christliche Auslegung der Geschehnisse vor 2000 Jahren einen Sündenbock? "Man stellt sich diese Fragen ja gar nicht", sagt Larissa Bischoff, Dramaturgin des Stücks. "Judas ist heute ein Synonym für Verräter."

Ein spannendes Thema, wie Kathrin Leneke findet. "Das Stück wird dem Zuschauer ganz neue Eindrücke von Judas vermitteln. Es handelt sich um einen Monolog, bei dem immer wieder verschiedene Varian-ten des Judas' zu Wort kommen und miteinander agieren. Dieser schauspielerischen Herausforderung wird sich Frank Wickermann stellen", erklärt sie.

"Eine junge Regisseurin und ein erfahrener Schauspieler - das ist eine super Kombination. Wir harmonieren sehr gut miteinander", lobt Wickermann. Den Herausforderungen seiner Rolle sieht er gelassen entgegen: "Ich musste unglaublich viel Text lernen, da ich 70 Minuten lang allein mit den Zuschauern agiere. Die Reaktionen werden sehr unterschiedlich ausfallen und mich natürlich auch in meinem Spiel beeinflussen. Aber gerade das ist super spannend."

Seit vier Wochen probt das kleine Team in der Kapelle. "Erst einmal war es wichtig, den Text zu beherrschen, jetzt erst ist die Interaktion mit dem Publikum dran", erzählt Wickermann. Dazu wurden zahlreiche Theaterkollegen eingeladen, das Stück schon vor der Premiere zu anzusehen. "Die Reaktionen hätten unterschiedlicher nicht sein können", sagt Leneke lachend. "Jeder hat andere Fragen aufgeworfen." Larissa Bischoff nickt: "Das geht mir ja selbst so. Jedes Mal, wenn ich mir eine Probe anschaue, entdecke ich wieder andere Passagen, die mir zuvor gar nicht aufgefallen sind."

Die Premiere am 6. April in der Kapelle an der Rheinberger Straße ist bereits ausverkauft. Für die Vorstellungen am 8., 23. und 28. April gibt es Karten unter 02841 88 34 122. Der Eintritt kostet 19,50 Euro, ermäßigt 12 Euro.

(jma)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort