Moers Tersteegen-Haus: Denkmalschützer machen Druck

Moers · Der Kreis soll jetzt die Stadt Moers anweisen, das Tersteegen-Haus unter Denkmalschutz zu stellen.

Jetzt machen die Denkmalschützer ernst. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR), dem das Landesamt für Denkmalschutz angegliedert ist, hat jetzt den Kreis Wesel aufgefordert, er möge seinerseits die Stadt Moers anweisen, das Tersteegen-Haus in der Haagstraße unter Denkmalschutz zu stellen. Das könnte Pläne der evangelischen Kirchengemeinde gefährden, die das Areal samt dem benachbarten Kindergarten - insgesamt 3700 Quadratmeter - veräußern möchte. Aus dem Erlös für das Grundstück sollen die Kosten für die Sanierung der Stadtkirche bestritten und ein neues Gemeindezentrum unmittelbar im Anschluss an die Kirche gebaut werden.

Pfarrer Torsten Maes wollte inhaltlich zu dem Verfahren keine Stellungnahme abgeben. "Wir warten jetzt auf einen sauberen Verwaltungsvollzug." Die Kirchengemeinde hat inzwischen die renommierte Moerser Anwaltskanzlei Madert Wohlgemuth, Fahr und Partner eingeschaltet, die unter anderem auf denkmalrechtliche Fragen spezialisiert ist.

Die jüngste Entwicklung im Fall Tersteegen-Haus hatte der Technische Beigeordnete Lutz Hormes den Ratsmitgliedern während der Ratssitzung am Mittwoch mitgeteilt.

Landesdenkmalpflegerin Annette Zimmermann hatte schon vor Jahren die Denkmalwürdigkeit des 50er-Jahre-Baus festgestellt. Demnach wäre die Stadt Moers verpflichtet, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. Der Rat weigerte sich jedoch, den entsprechenden Verwaltungsakt formell zur Kenntnis zu nehmen, so dass die Angelegenheit wieder an den LVR zurückging.

Der hätte nach Auskunft von Experten die Sache dem Bauministerium zur Entscheidung vorlegen müssen. Dass der LVR jetzt den Weg über den Kreis wählte, ist ungewöhnlich, denn üblicherweise hat die beim Kreis angesiedelte Obere Denkmalbehörde nur wenige Funktionen, zu denen allerdings auch die Aufsicht über die Untere Denkmalbehörde, also der Stadt gehört. "Der LVR vertritt die Auffassung, dass die Nicht-Kenntnisnahme durch den Rat rechtswidrig sei", teilte Thorsten Schröder von der Stadt Moers mit. Derzeit sei unklar, wie die Geschichte ausgehe. Der Kreis habe zunächst einmal die Unterlagen von der Stadt angefordert. "Sollte der Kreis uns allerdings anweisen", so Schröder, "müssten wir das Tersteegen-Haus tatsächlich unter Denkmalschutz stellen." Das erscheint jedoch mehr als zweifelhaft. Alle Fraktionen im Rat wollen kein weiteres Denkmal in der Haagstraße.

(RP)
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