Moers Tauziehen um Moerser Fundtiere

Moers · Am 30. Juni läuft der Vertrag der Stadt mit dem Tierschutzverein um die Betreuung der Fundtiere in Moers aus.

 Der Vorsitzende des Moerser Tierschutzvereins, Peter Kuhnen, mit einer Fundkatze. r

Der Vorsitzende des Moerser Tierschutzvereins, Peter Kuhnen, mit einer Fundkatze. r

Foto: Klaus Dieke

Showdown im Rathaus: Am kommenden Montag wollen Vertreter des Moerser Tierheims und der Verwaltung noch einmal ausloten, ob es nicht doch eine Verständigung über die künftige Betreuung der Moerser Fundtiere gibt. Die Zeit drängt: Der Vertrag mit dem Moerser Tierschutzverein läuft einen Tag später, zum 30. Juni, aus. "Danach werden wir Tiere nur noch gegen Einzelabrechnung übernehmen", sagt Peter Kuhnen, Vorsitzender des Moerser Tierschutzvereins, der das Heim in Hülsdonk betreibt.

Vorangegangen war ein monatelanger Hickhack zwischen Verwaltung und Tierfreunden um die Betreuung der Fundtiere in Moers. Seit Jahren überweist die Stadt dem Tierschutzverein pro Jahr 60 000 Euro für die Betreuung der Fundtiere. "Viel zu wenig", sagt Kuhnen. Er rechnete der Stadtverwaltung vor, dass die Betreuung rund 100 000 Euro pro Jahr koste. Und genau so viel Geld solle die Kommune auch zahlen. "Wir machen keine Gewinne", sagt Kuhnen. "Aber wir müssen kostendeckend arbeiten, weil wir sonst unseren Status der Gemeinnützigkeit verlieren."

Doch angesichts der Haushaltslage sieht sich die Stadt außerstande, diese Summe aufzubringen. Da die Verwaltung andererseits aber die gute Arbeit der Moerser Tierfreunde durchaus schätzt, schaltete sich sogar Bürgermeister Christoph Fleischhauer ein. Ohne Ergebnis. Daher beschloss die Stadt im Frühjahr, den Vertrag nicht zu verlängern, sondern neu auszuschreiben - in der Hoffnung, dass sich entweder ein Anbieter mit günstigeren Konditionen findet oder der Tierschutzverein sein eigenes Angebot doch noch einmal nachbessert. Doch dieses Kalkül ist nicht aufgegangen.

Wie die zuständige Dezernentin Kornelia Zum Kolk jüngst den Ratsmitgliedern in nichtöffentlicher Sitzung berichtete, fand sich lediglich ein Bieter: eben der Moerser Tierschutzverein. Der will aber jetzt 125 000 Euro pro Jahr haben. "Weil sich auch die Bedingungen der Ausschreibung geändert haben", sagt Kuhnen. "So ist jetzt von 300 Fundtieren die Rede; bisher waren es nur 250." Wie unsere Zeitung in Erfahrung brachte, hat die Stadt daraufhin beschlossen, das Vergabeverfahren aufzugeben, weil kein wirtschaftliches Angebot vorgelegen habe. Derzeit wird offenbar mit drei Anbietern verhandelt. Darunter ist auch das Tierheim in Kamp-Lintfort, das eben erst auch den Zuschlag für die Fundtier-Aufnahme in Kamp-Lintfort bekommen hat. Wie viel sie für die jährliche Betreuung der Moerser Tiere veranschlagen würde, will die Kamp-Lintforter Vorsitzende Martina Klein nicht verraten. Den von den Moerser Kollegen genannten Betrag halte sie indes für "utopisch".

In Kamp-Lintfort fühlt man sich jedenfalls gerüstet, auch die Moerser Tiere zu übernehmen. Bei den Hunden sei die Kapazität derzeit nur zu 50 Prozent erreicht. "Wir sind zudem gerade dabei, Platz für die zu erwartenden Katzen zu schaffen", sagt Klein. An der ersten Ausschreibung der Stadt Moers habe man sich vor allem deshalb nicht beteiligt, weil man nicht in Konkurrenz mit den Moerser Kollegen habe treten wollen. Sollte Kamp-Lintfort tatsächlich den Zuschlag erhalten, wären die Folgen für das Moerser Tierheim dramatisch: "Wir müssten uns dann gesundschrumpfen", sagt Peter Kuhnen. Im Klartext: Einige der bislang zehn Mitarbeiter des Tierheims würden wohl ihren Job verlieren.

(RP)
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