Polizei hat einen konkreten Verdacht Kunstwerke im Moerser Schlosspark beschädigt

Moers · Am kommenden Sonntag will die Künstlergruppe Tanedi die Ausstellung „Wasser, das Prinzip aller Dinge“ auf der Kunstwiese im Moerser Schlosspark eröffnen. Fünf der filigranen Installationen wurden am Wochenende beschädigt - die Polizei hat einen Verdacht, wer dahinter stecken könnte.

 Nachher: Das Netz der bunten Installation wurde aus der Verankerung gerissen.

Nachher: Das Netz der bunten Installation wurde aus der Verankerung gerissen.

Foto: Julia Hagenacker

Die bunten, zum Teil filigranen Kunstwerke im Schlosspark standen gerade einmal ein paar Stunden, da war ein Teil von ihnen auch schon wieder kaputt: Stahlstangen wurden umgebogen, ein Plastikmüll-Mobile auseinandergerissen. Die Mitglieder der niederrheinischen Künstlervereinigung Tanedi sind entsetzt.

Am kommenden Sonntag wollte Tanedi die Ausstellung „Wasser, das Prinzip aller Dinge“ auf der Kunstwiese zwischen Rosarium und Kulturinsel eröffnen. „Am vergangenen Samstag wurden bereits einige Objekte und Installationen aufgebaut“, berichtet Künstlerin und Mitglied Gudrun Kleffe. „Leider haben sie nur für wenige Stunden Bestand gehabt. Fünf der Arbeiten wurden beschädigt. Wir haben Anzeige bei der Polizei erstattet.“

 Vorher: Ein Mobile aus Plastikmüll in Fischernetzen thematisiert die Verschmutzung der Meere.

Vorher: Ein Mobile aus Plastikmüll in Fischernetzen thematisiert die Verschmutzung der Meere.

Foto: Julia Hagenacker

Der Tatzeitraum soll zwischen 17 und 18 Uhr am Samstag liegen. Ob es sich – wie im vergangenen Jahr bei den „Alltagsmenschen“ der Künstlerin Christel Lechner – auch in diesem Fall um mutwillige Zerstörung von Kunst im öffentlichen Raum handelt, ist unklar.

 Nachher: Die auf einer drei mal drei Meter großen Stoffbahn befestigten Stangen wurden umgeknickt.

Nachher: Die auf einer drei mal drei Meter großen Stoffbahn befestigten Stangen wurden umgeknickt.

Foto: Julia Hagenacker

Eine Zeugin hatte der Polizei im Kreis Wesel von einer etwa zehnköpfigen Kindergruppe berichtet, die am späten Samstagnachmittag in Begleitung eines Vaters im Park in der Nähe der Kunstwerke gespielt haben soll. Fünf bis sechs Jahre alt waren die Mädchen und Jungen.

 Vorher: eine Installation aus wasserblauem Kunststoff. Die Kunstwerke sollen das Verständnis für die Umwelt verändern.

Vorher: eine Installation aus wasserblauem Kunststoff. Die Kunstwerke sollen das Verständnis für die Umwelt verändern.

Foto: Julia Hagenacker

„Wir wissen nichts Genaues, es wird aber für möglich gehalten, dass die Kinder die Kunstwerke schlichtweg nicht als solche erkannt, sondern vielmehr für etwas zum Spielen gehalten haben“, sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage. Der Mann, der die Kindergruppe begleitete, sei angesprochen worden, heißt es. Um mögliche Beschädigungen an den Installationen habe er sich aber nicht gekümmert und sei verschwunden.

Rein rechtlich ist es so, dass Eltern zwar nicht automatisch für Schäden haften, die ihre Kinder verursacht haben; Eltern haften aber für die Verletzung ihrer Aufsichtspflicht. Mittlerweile sei versucht worden, die mit viel Kraft verbogenen Stahlstangen an einem der Kunstwerke wieder gerade zu biegen, sagt Gudrun Kleffe. Die Künstlerin vermutet, dass das womöglich Eltern der „Täter“ waren.

Die Open-air-Ausstellung im Schlosspark soll nach jetzigem Stand wahrscheinlich trotzdem stattfinden. Alle Einladungen sind verschickt. Die Kunstwerke, heißt es, sollen die Wahrnehmung verändern – und das Verständnis für die Umwelt. In der Kunst gehe Fantasie einher mit Forscherdrang, sagt Gudrun Kleffe. Das treibe Kunstschaffende an, mit ihrem Material immer wieder etwas Neues zu machen und so Altes in einen neuen Kontext zu setzen. In diesem Fall experimentieren und forschen die Künstlerinnen mit verschiedenen Materialien zum Thema „Wasser“. Verwendet wurde Glas, Textil und Kunststoff, es gibt aber auch eine Installation mit klassischer Malerei. In ihrem Schaffensprozess haben sich die Künstlerinnen wortwörtlich treiben lassen und präsentieren Objekte, die nicht nur Gedanken zum Klimawandel transportieren wollen.

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