Theater in Moers StM-Premiere: Schauspiel wird zum Hörspiel

Moers · Auf der Suche nach Utopia im real existierenden Wallzentrum ist am Schlosstheater in Moers statt einer begehbaren Stadtrauminszenierung ein Hörspiel geworden. „Nischen“ ist bis zum 25. Juni dauerhaft auf der Homepage von „Das W - Zentrum für urbanes Zusammenleben“ zu hören.

 Schauspielerin Elisa Reining mit den Kopfhörern für den Audiowalk.

Schauspielerin Elisa Reining mit den Kopfhörern für den Audiowalk.

Foto: Kristina Zalesskaya

Eigentlich sollte es eine begehbare Stadtrauminszenierung in Form eines Audio-Walks durch das Wallzentrum werden, was das Künstlerduo Kim Willems und Meret Kiderlen („willems & kiderlen“) als fünfte Premiere des Schlosstheaters Moers (STM) in dieser Spielzeit vorhatte. Doch dann kam Corona und alles wurde anders: Aus einem Schauspiel wurde ein Hörspiel.

Die ästhetischen Spuren, die die Corona-Pandemie im Theater schon jetzt hinterlässt, sind hier wie anderswo unübersehbar: Aus Theaterinszenierungen werden Online-Lesungen, Video-Streams oder Hörspiele und die Schaubühne selbst wird mehr und mehr zur Sendeanstalt. So geschehen auch bei der jüngsten STM-Premiere am Donnerstag mit der Produktion „Nischen“ von „willems & kiderlen“. Das Regieduo realisiert Theaterperformances und Stadtrauminszenierungen seit 2014. Mit dem „Nischen“-Thema hatten sie sich vor Moers schon in Reichenbach im Odenwald, mit dem Thema „Utopie“ bereits in Magdeburg auseinandergesetzt. Beide Arbeiten kamen nun dem Moerser Recherche-Projekt über das Wallzentrum zugute.

Zusammen mit dem Sounddesigner Frank Böhle und dem STM-Ensemble machten sie sich auf, alternative Formen und Praktiken des Zusammenlebens zu suchen und zu finden. Hierfür bündelten sie ihre aus Interviews und Gesprächen mit Menschen – vor allem aus Moers – stammenden Informationen und gewonnenen Erkenntnisse. Ihre künstlerische Vision ist die Nischengesellschaft, in der „die Mehrheitsgesellschaft Vergangenheit ist“, heißt es in dem 77 Minuten dauernden Hörspiel. Dabei sei die Nische das Kapital für ein Lebensmodell, das frei von Diskriminierung wäre und in dem Respekt und Toleranz großgeschrieben werden würde. Dieses Modell biete Raum für alle, ob zum Arbeiten oder Lernen, Leben und Wohnen oder für die Freizeit, Ernährung und Gesundheit. Es sei eine Art Utopia, bei dem das Motto „Leben und leben lassen“ eine zentrale Bedeutung erlange.

Vor zehn Jahren, im Kulturhauptstadtjahr, gab es schon einmal das Veranstaltungsformat eines Audio-Walks auf dem Spielplan: „M – Eine Stadt sucht einen Moerser“ nannte Intendant Ulrich Greb seinerzeit die Produktion, die er mit Holger Ehrich schrieb und inszenierte.

Hörmöglichkeiten „Nischen“ ist bis zum 25. Juni dauerhaft auf der Homepage von „Das W – Zentrum für urbanes Zusammenleben“ über https://www.dasw.de/kalender/nischen-eine-hoerbare-stadtrauminszenierung zu hören. Außerdem strahlt Radio KW im Bürgerfunk Moers am Donnerstag, 30. April, zwischen 20 und 22 Uhr die hörbare Stadtrauminszenierung aus. Ab Herbst soll das Hörspiel dann öffentlich im von Milena Wichert ausgestatteten Café Z (Wallzentrum) zu hören sein.

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