Handwerk in Moers Steinmetz Többen – mit Kreativität und Leidenschaft bei der Arbeit

Moers · Mit seinen Arbeiten hat der Steinmetzmeister bei einem Wettbewerb auf der Landesgartenschau in Kamp-Lintfort unter rund 60 Kollegen zwei Goldmedaillen gewonnen.

 Christian Többen (l.) hat mit seinen Arbeiten als Steinmetz zwei Goldmedaillen auf der Landesgartenschau gewonnen. Bürgermeister Christoph Fleischhauer (Mitte) und Wirtschaftsförderer Jens Heidenreich haben ihn besucht.

Christian Többen (l.) hat mit seinen Arbeiten als Steinmetz zwei Goldmedaillen auf der Landesgartenschau gewonnen. Bürgermeister Christoph Fleischhauer (Mitte) und Wirtschaftsförderer Jens Heidenreich haben ihn besucht.

Foto: Julia Hagenacker

Mit seiner Staubmaske, der Schutzbrille und den Ohrmuscheln ist er perfekt gegen Corona geschützt, aber noch viel wichtiger: gegen den Dreck und Lärm, der bei seiner Arbeit entsteht. Christian Többen ist Steinmetzmeister in Moers. Bürgermeister Christoph Fleischhauer und Wirtschaftsförderer Jens Heidenreich haben ihn in seinem Betrieb besucht.

Der Handwerker empfängt seine beiden Gäste mit der Präsentation eines ganz besonderen Werks: Többen arbeitet derzeit an dem Moerser Schloss, das er aus Stein meißelt. Fleischhauer ist begeistert: „Da werden Erinnerungen wach, Herr Többen!“ Er selbst war nämlich nach seinem Abitur zeitweise in einem Betonsteinwerk tätig, verrät er. Mit seinen Arbeiten hat Többen bei einem Wettbewerb auf der Landesgartenschau in Kamp-Lintfort unter rund 60 Kollegen zwei Goldmedaillen gewonnen.

Christian Többen arbeitet aber nicht nur mit Steinen. Er schraubt an alten Motorrädern, schweißt Metall und hat handwerkliches Geschick in fast jedem Gebiet: „Das ist zwar alles auch harte Arbeit und ein Knochenjob, aber man hat ja für alles seine Hilfsmittel“, erklärt er und schiebt dabei den Stein mit dem Schloss auf eine Art Sackkarren, um ihn woanders zu positionieren.

Während Corona hat er die Fenstersolbank an der evangelischen Stadtkirche rekonstruiert und dabei Gefallen an der Denkmalpflege gefunden. Er plant, zukünftig eine Abendschule zu besuchen, um sich zum staatlich geprüften Restaurationshandwerker weiterzubilden. „Da müssen wir aufpassen, dass der uns am Ende nicht nach Köln zum Dom abwandert“, schmunzelt Bürgermeister Fleischhauer.

Vergrößern möchte er sich mit seinem Betrieb derzeit nicht. „Dann komm‘ ich gar nicht mehr an den Stein“, befürchtet er. Die Nische, die er derzeit für sich und seine Arbeit entdeckt hat: Mit seinem Transporter voller Werkzeug fährt er auf die Friedhöfe und führt vor Ort Bleibeschriftungen an stehenden Grabmälern durch. Was er an der Arbeit mag, ist der Kontakt mit den Menschen. Oft erfährt er, was der oder die Verstorbene für eine Person war und unterstützt mit den individuellen Grabsteinen die Angehörigen bei ihrer Trauerbewältigung.

Von vielen der ausgefallenen Projekte hat er Fotos gemacht, die er Fleischhauer und Heidenreich stolz präsentiert. „Das sind halt echte Einzelstücke“, lobt Heidenreich die Kreativität und Leidenschaft des Steinmetzmeisters. Ein Garten voller Gräber „Leider geht die Beerdigungskultur derzeit komplett verloren. Jeder will nur noch Plattengräber“, bedauert Többen die Entwicklung in der heutigen Zeit. Er wünscht sich in Moers einen Memoriam-Garten ähnlich wie in Homberg – ein bepflanzter Garten, der professionell gepflegt wird und gleichzeitig als Grabanlage dient. Meist stehen dort ausgewählte Grabsteine mit besonderem, künstlerischem Anspruch.

Bürgermeister Fleischhauer und Wirtschaftsförderer Heidenreich sind angetan von dieser Idee und wollen deswegen mit der Enni in Kontakt treten.

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