Uraufführung in Moers Theaterinszenierung geht unter die Haut

Moers · Das Schlosstheater in Moers bringt zusammen mit dem freien Theater „vorschlag:hammer“ das Stück „Körperatlas“ auf die Bühne im Schloss.

 Gesine Hohmann, Stephan Stock und  Kristofer Gudmundsson bilden zusammen das freie Theater „vorschlag:hammer“.

Gesine Hohmann, Stephan Stock und  Kristofer Gudmundsson bilden zusammen das freie Theater „vorschlag:hammer“.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Gesine Hohmann, Stephan Stock und Kristofer Gudmundsson begeben sich am Schlosstheater Moers auf eine spannende Expedition in unsere Eingeweide. Was passiert eigentlich, wenn die Hormone Gitarre spielen? Warum kann ein Blinddarm nichts sehen? Und was passiert mit einem alten Herz, das durch ein neues ersetzt wird? „Erhält es dann die Kündigung? Wir beschäftigen uns alle irgendwann mit unserem Körper, aber meistens nur mit der Oberfläche“, betont Stephan Stock. „Es geht um die Hautfarbe, um die Länge der Haare oder darum, ob man zu dick oder zu dünn ist“, fügt seine Kollegin Gesine Hohmann hinzu. Das freie Theater „vorschlag:hammer“, das die Drei seit 2009 zusammen bilden, will mit seiner Inszenierung „Körperatlas. Expedition in die Eingeweide“, einmal unter die Haut gehen und aus der Perspektive unseres Herzen, der Lunge, Niere, Zunge, Pupille und auch des Darms die verschiedenen Prozesse in unserem Körper beobachten. Premiere ist am Freitag, 2. November, im Schlosstheater.

„Wie kommunizieren unsere Organe in Stresssituationen? Und wie steuern sie eigentlich die Abläufe?“, fasst Kristofer Gudmundsson das Konzept zusammen. Gleichzeitig geht es um den Verfall, das Altern und den Tod. „Wir wollen den Körper als eine Landschaft beschreiben und erfahrbar machen.“ Dabei setzt das Künstler-Team auf die Abstraktion. „Viele Prozesse in unserem Körper spiegeln sich in unserer Gesellschaft wider“, sagt Stephan Stock. Nicht umsonst gebe es so viele Metaphern aus unserem Körperschatz: „Wenn einem etwas auf den Magen schlägt, einem eine Laus über die Leber läuft, oder der Chef das Gehirn ist.“ Das Publikum wird auf der Bühne des Moerser Schlosses ziemlich seltsame Gestalten erleben, die gleichzeitig aber anrühren, weil sie so viel mit uns selbst zu tun haben. Im besten Fall hofft das Team darauf, das Publikum zum Nachdenken über das Leben zu animieren. Die Inszenierung basiert auf Recherchen von „vorschlag:hammer“ und Interviews mit Körper-Experten. Die Künstler haben sich von einem Chirurgen beispielsweise erklären lassen, was man in einem Körper vorfindet, wenn man ihn aufschneidet. Das Stück entsteht zugleich durch die Improvisation mit dem Ensemble in Form einer Stückentwicklung. Vom Schlosstheater stoßen die Schauspieler Patrick Dollas, Matthias Heße und Lena Entezami zum Team. „Sie haben eigene Texte und Szenen entwickelt“, berichtet Gesine Hohmann.

Ermöglicht wird die Kooperation von Schlosstheater und „vorschlag:hammer“ durch den Fonds Doppelpass Plus der Kulturstiftung des Bundes. Gefördert wird so die Zusammenarbeit und der Austausch von Stadttheatern und freien Theatern über einen Arbeitszeitraum von zwei Jahren. Das Moerser Theater und „vorschlag:hammer“ bilden mit Roxy Birsfelden/Schweiz unter dem Motto „Organismen“ in dieser Zeit ein Kooperationsdreieck. So geht es mit der Inszenierung „Körperatlas“ auch auf Gastspieltour an weitere Theater in Deutschland und in der Schweiz. Im Gegenzug bringt das Künstlerkollektiv, das im Ringlok-Schuppen in Mülheim sein Domizil hat, ein mit den Schweizern erarbeitetes Stück nach Moers.

Weitere Informationen unter www.schlosstheater-moers.de

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