Stadtteil in Moers CDU will „absolut l(i)ebenswertes“ Schwafheim
Moers · Die Christdemokraten arbeiten an einem Verkehrskonzept für den Stadtteil.
In den Niederlanden gibt es Dörfer, in denen großflächige Tempo-30-Zonen eingerichtet sind. An Kreuzungen und Einmündungen gilt rechts vor links. Und nur auf großen Durchgangs- oder Umgehungsstraßen können Autofahrer auf 50 Kilometer pro Stunden beschleunigen. Zwar taucht im Konzept „Absolut l(i)ebenswert – moderne Verkehrsführung in Schwafheim“ der CDU-Mitte nirgendwo das Wort niederländisch auf. Aber es ist von Ideen durchwoben, die im westlichen Nachbarland das Gleichgewicht zwischen Fußgängern, Fahrradfahrern und Autofahrern neu einpendeln lassen.
Ortsumfahrung südlich von Schwafheim
Um den südlichen Ortsteil vom Durchgangsverkehr zu entlasten, schlägt die CDU-Mitte im Konzept eine südliche Ortsumfahrung vor. In der Nähe des Gartencenters Schlößer wäre die Römerstraße über die Düsseldorfer Straße hinaus westlich bis zur Straße am Steinbrink zu verlängern. „Lediglich ein 400 Meter langes Teilstück müsste neu angelegt werden“, heißt es im Konzept. Die CDU-Mitte fordert, die Realisierbarkeit zu prüfen.
Autobahnauffahrt für beide Richtungen
Die CDU-Mitte würde perspektivisch gerne die Autobahnabfahrt Moers-Zentrum ausbauen, um Durchgangsverkehr von West nach Ost und Ost nach West aus Schwafheim herauszuhalten. Autofahrern können in Moers-Zentrum zurzeit nur Richtung Duisburg auf die A 40 auffahren, nicht Richtung Neukirchen-Vluyn oder Venlo. Sie können von der A 40 nur abfahren, wenn sie aus der Richtung der Montan- und Handelsstadt kommen. „Die Stadt Moers hat wenig Einfluss auf die Verkehrswegplanung des Bundes“, heißt es im zehnseitigen Konzept. „Allerdings sollte sie die Frage einer Komplettierung der Auf- und Abfahrt Moers-Zentrum im Zuge der Brückenbaumaßnahme abschließend diskutieren und auf die Bundesebene tragen.“
Tempo-30-Zone Neu-Schwafheim
Der Teil von Schwafheim, der östlich der Krefelder Straße liegt, soll zur Tempo-30-Zone werden, in der rechts vor links gilt. Am Länglingsweg soll um den Bürgerpark und den Kindergarten Grünschnäbel ein verkehrsberuhigter Bereich eingerichtet werden. In dieser Spielstraße, wie der Bereich genannt wird, dürften Auto- und Radfahrer nur Schrittgeschwindigkeit fahren.
Drempel
Damit die Autofahrer nicht zu schnell fahren, sollen östlicher Kirchweg, Länglingsweg sowie Waldstraße und Siedweg moderne Bremsschwellen erhalten, die oft mit dem niederländischen Wort Drempel bezeichnet werden.
Anlieger-Frei-Zonen
Alt- und Neu-Schwafheim sollen zu Anlieger-Zonen mit dem Schild „Anlieger Frei“ deklariert werden. In Alt-Schwafheim soll die Durchsetzung des Durchfahrverbots durch absenkbare Poller erzwungen werden. Gegebenenfalls soll dieser Bereich zudem durch absenkbare Poller in drei Bereiche eingeteilt werden. Es soll ein südlicher bis zur Kirchstraße sein, ein mittlerer bis zur Wacholderstraße und ein nördlicher nördlich der Wacholderstraße. In den Niederlanden sind diese Poller, die in der Straße absinken können, oft in Städten zu finden, auch in Belgien.
Schutzstreifen für Radfahrer und Kiss-and-Ride-Zonen
Die CDU-Mitte spricht sich für Schutzstreifen für Radfahrer aus, zum Beispiel an der Wacholderstraße und auf Teilen der Düsseldorfer Straße. Ferner setzt sie sich im Konzept für eine Kiss-and-Ride-Zone an der Düsseldorfer Straße ein, von der die Kinder bis zu Waldschule laufen können.
Kontrollen
Im Konzept heißt es, die besten Regelungen seien nutzlos, wenn „ihre Einhaltung nicht überprüft wird“. Die Stadt solle verstärkt selber Geschwindigkeitskontrollen durchführen. Dazu sei sie berechtigt. Auch in den Niederlanden wird stärker kontrolliert. Das zeigt Wirkung. Allerdings sind dort die Bußgelder erheblich höher.
Umsetzung
Das Konzept wurde am 28. August fertiggestellt. Es durchläuft zurzeit die Gremien, wird also im CDU-Stadtverband und in der CDU-Fraktion diskutiert. Möglicherweise wird es auf der Tagesordnung stehen, wenn sich der Ausschuss für Stadtentwicklung, Planen und Umwelt am 23. Januar 2020 zu seiner nächsten Sitzung trifft.
„Das Konzept ist mal was anderes“, sagt Jochen Kelleter. Als Schwafheimer brachte er Ideen für das Konzept ein. Ausgearbeitet wurde es von Jan Fallack, dem Vorsitzenden des CDU-Ortsverbandes Moers-Mitte. „Es würde sämtliche Verkehrsprobleme in Schwafheim lösen – und das bei sehr geringen Kosten im Vergleich zum Nutzen“, sagt er.