Moers Stadtkirche: Wiedereröffnung am 8. Mai

Moers · Fünf Jahre nach der Schließung des Gotteshauses geht die Sanierung nun in die finale Phase. Wenn alles glatt läuft, wird die Kirche in vier Monaten wiedereröffnet. Wir haben uns vom Fortschritt der Bauarbeiten überzeugen können.

Moers: Stadtkirche: Wiedereröffnung am 8. Mai
Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Gegen Mittag bricht die Wolkendecke auf, und ein Lichtstrahl fällt durch das Buntglas der Moerser Stadtkirche auf den frisch verlegten Muschelkalkboden. "Ist das nicht schön", sagt Pfarrer Torsten Maes. Es ist keine Frage, eher eine Feststellung, die keiner Bestätigung bedarf. Wir stehen an der Stelle, an der schon bald der Altartisch seinen Platz finden wird. Noch ist ringsum alles Baustelle, Krach, Staub, Absperrbänder und schweres Gerät. Und doch ist da schon ein Gefühl von Kirche, eine Ahnung, wie es einmal sein wird, wenn - vermutlich am 8. Mai - die evangelische Kirchengemeinde ihre Moerser Stadtkirche mit einem feierlichen Gottesdienst wieder in ihren Besitz nehmen wird.

Moers: Stadtkirche: Wiedereröffnung am 8. Mai
Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Am 1. März 2011 war die Kirche geschlossen worden, nachdem sich Risse im Mauerwerk und Senkungen im Fundament gezeigt hatten. Kein Tag zu spät, wie man heute weiß: "Damals war die Kirche akut einsturzgefährdet", stellt Maes fest. Besonders im Bereich des Turmes, der in diesem Jahr 125 Jahre alt wird, war das Erdreich unter dem Fundament abgesackt. Doch im Laufe der Renovierungsarbeiten stellte sich heraus, dass die für sich schon teure Gründungssanierung nicht ausreichen würde, um das Gotteshaus auch für zukünftige Generationen zu erhalten. An der Empore hatte der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen. Vor allem aber am Dachgestühl waren massive Eingriffe bis hin zum Einziehen neuer Balken nötig.

Das alles hat die Kosten in ungeahnte Höhen getrieben: Statt wie ursprünglich kalkuliert, 1,5 Millionen Euro dürfte die Sanierung der Stadtkirche jetzt etwa 3,2 Millionen kosten, ohne dass dabei irgendein Luxus verbaut worden wäre. Ein großer Teil dieser Kosten muss von der Gemeinde selbst aufgebracht werden.

Aber schon fünf Monate vor der Eröffnung lässt sich sagen: Die Moerser können glücklich sein, dass ihnen nicht nur ein großartiges Gebäude mit einzigartiger Geschichte erhalten bleibt, sondern sie auch einen Kulturraum im Herzen der Stadt erhalten, dem die Berliner Architekturprofessorin Gesine Weinmüller jeden Hauch von Piefigkeit ausgetrieben hat.

So ist die neue Kirche nicht nur ungleich heller und offener geworden; im Eingangsbereich und in dem neuen Gebetsraum herrschen bislang nicht gekannte Blautöne vor, die der neogotischen Innenraum-Anmutung die Strenge, nicht aber die Ernsthaftigkeit nehmen. Das passt wunderbar zu den grob geschliffenen Bodenplatten, in denen aufmerksame Kirchenbesucher an manchen Stellen noch Überreste urzeitlicher Meeresbewohner entdecken können.

Völlig ungewohnt, wenn auch nicht gänzlich neu ist der Blick auf die Orgel über dem Haupteingang. Durch die Entfernung der Holzbalustrade werden erst jetzt die Ausmaße der riesigen Pfeifen deutlich, denen schon in wenigen Wochen eine Generalreinigung bevorsteht. Eine Reinigung könnten auch die Kirchenfenster vertragen. Ebenso hätten der Sandstein des Kirchengemäuers von außen oder die Schieferplatten des Daches eine Überholung verdient.

Doch all das muss auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden, weil der Kirchengemeinde momentan das Wasser bis zum Halse steht.

Zudem kommen die anfangs noch reichlich strömenden Spenden nur noch tröpfchenweise herein. War es noch gelungen, binnen kurzer Zeit Paten für die Gründungspfähle zu gewinnen, auf denen die neue Bodenplatte der Kirche ruht, geht eine ähnliche Aktion für den neuen Steinfußboden nur schleppend voran. Die Steine in zehn verschiedenen Formaten sind im sogenannten römischen Verband gelegt. Dabei wird ein Grundelement aus einer festgelegten Anzahl von 15 quadratischen und rechteckigen Steinen mit abgestimmten Kantenverhältnissen verwendet. Durch die Wiederholung des Grundelementes wird die insgesamt 510 Quadratmeter große Fläche der Stadtkirche erstellt. Dabei liegen nie zwei gleiche Steine nebeneinander. Insgesamt werden 2736 Steinplatten verlegt. Der Stein selbst kommt aus der Umgebung von Eibelstadt in der Nähe von Würzburg. Für jeden einzelnen Stein kann für eine Spende zwischen 25 und 250 Euro eine Patenschaft übernommen werden. Pfarrer Maes hofft, dass der Spendenfluss noch anschwillt, wenn die Moerser erst einmal gesehen haben, wie sinnvoll das Geld angelegt wurde. "Schließlich", so Maes mit einem Augenzwinkern, "wollen wir doch beweisen, dass wir Evangelisch auch in Schön können."

(RP)
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