Moers Stadtkirche - ein Ort des Gebets und der Kultur
Moers · Am 8. Mai wird die Kirche nach fünfjähriger Sanierung und Renovierung wiedereröffnet. Neben Gottesdiensten werden auch Konzerte, Lesungen und Diskussionen stattfinden.
Elektriker arbeiten an der Lichtinstallation, die Außenanlagen werden hergerichtet, die Stühle im Kirchenschiff fehlen noch. Aber sonst sind die Arbeiten in und an der Stadtkirche abgeschlossen. Fünf Jahre lang wurde saniert und renoviert, drei Millionen Euro wurden ausgegeben. Nach so vielen Mühen und Ausgaben wäre es schade, die schöne, helle, einladende Kirche "nur" als Gebetsort zu nutzen. "Sie soll ein Kulturraum und Begegnungsort für die Stadt sein", sagte gestern Pfarrerin Anke Prumbaum. Die Gemeinde wolle sich auf diese Weise auch für die Verbundenheit erkenntlich zeigen, die ihr viele Moerser in den vergangenen Jahren entgegengebracht hätten.
Das Programm der Eröffnungswochen enthält Andachten, Konzerte, Oratorien ("Elias" von Felix Mendelssohn Bartholdy am 21. Mai), eine szenische Lesung mit dem Schlosstheater, aber auch die Wiederaufnahme der ökumenischen Stadtkirchengespräche am 12. Mai. Sie sollen im Wechsel mit der katholischen Kirche St. Josef stattfinden. Sogar Rockbands können künftig auftreten, sagte Pfarrer Torsten Maes. Die neue Technik erlaube den Anschluss eines Mischpultes. Die Aufführung von Haydns "Schöpfung" am 7. Mai ist übrigens komplett ausverkauft. Projektchor- und Orchester wollen aber weiter gemeinsam proben und im Herbst ein "märchenhaftes" Werk aufführen, hieß es gestern.
Maes, Prumbaum und ihre Kollegen Wolfgang Döhring und Christiane Münker-Lütkehans rechnen mit Andrang beim Eröffnungsgottesdienst am 8. Mai um 11 Uhr. Allein 300 Einladungen habe die Gemeinde verschickt. Nicht alle Besucher können mit Sitzplätzen rechnen, und weil auch die Stehplätze in der Kirche knapp werden könnten, wird der Gottesdienst nach draußen übertragen. Eine beschaulichere Gelegenheit, die "neue" Stadtkirche kennenzulernen, bietet ein "Einlesen" am 4. Mai ab 18 Uhr: Pfarrer und Pfarrerinnen, aber auch Gäste wie Bürgermeister Christoph Fleischhauer, Schlosstheater-Intendant Ulrich Greb oder Hayat Ketfi vom Bunten Tisch tragen acht Stunden lang Bibeltexte vor.
Mit der Neueröffnung der Stadtkirche nimmt die evangelische Gemeinde Moers eine Änderung der Gottesdienstordnung vor. Die Stadtkirche wird alleiniger Gottesdienst-Ort der Gemeinde. Die beiden Gottesdienst-Orte im Gemeindezentrum Hülsdonk und im Heinz-Kremers-Haus werden aufgegeben. Als Neuerung wird es in der Stadtkirche künftig einen Samstagabend-Gottesdienst (18 Uhr) geben sowie Tauf- oder Krabbelgottesdienste für Familien mit Kindern nachmittags am letzten Sonntag im Monat. Mittwochabends sind Andachten geplant, die vom Meditationskreis oder anderen Gruppen vorbereitet werden können.
Die Kirche, deren Anfänge ins 15. Jahrhundert reichen, musste saniert werden, weil sie vom Fundament bis zum Dachstuhl stark angegriffen war. Denkmalschutzmittel sowie Spenden flossen in die Arbeiten. Zwei der drei Millionen Euro Ausgaben müsse die Gemeinde aber selbst tragen; Spenden bleiben also wichtig. Weiteres Geld wird für eine Reparatur der Orgel benötigt. Durch Staub und Schmutz heiser geworden, kann sie zur Eröffnung der Kirche spielen, muss dann aber vorläufig schweigen. Ein Orgelbauer wird das Instrument reinigen und erweitern, auf dass es spätestens Weihnachten schöner denn je klinge.