Einkaufszentrum unter freiem Himmel

Die "Drehscheibe am linken Niederrhein” lautet lange Zeit der Werbeslogan für Moers. Irgendwann trennten sich die Verantwortlichen in der kleinen Großstadt von dem Spruch, der eigentlich gut die Lage der Stadt deutlich machte. Die alte Grafenstadt liegt an der Nahtstelle zwischen dem reizvollen ländlichen Niederrhein und dem Ruhrgebiet. Moers liegt an der Schnittstelle der Autobahnen A 40, A 42 und A 57. Die Stadt zählt rund 109.000 Einwohner auf einer Fläche von 67,7 Quadratkilometern.

 Der älteste Teil der Moerser Schlosses stammt auss dem 12. Jahrhundert.

Der älteste Teil der Moerser Schlosses stammt auss dem 12. Jahrhundert.

Foto: Andreas Krebs

Schon die Römer erkannten die günstige Lage und nutzen das Lager Asciburgium, um auf den Wegen zwischen Köln und Xanten Pause zu machen. Der Moerser Ortsteil Asberg entstand auf den Ruinen des Römerlagers. Noch heute finden die Archäologen dort Fundstücke aus der Vergangenheit. Die heutige Stadt Moers wird als "Murse" im 9. Jahrhundert erstmals urkundlich in den Heberegistern des Klosters Werden erwähnt. Aus dem 12. Jahrhundert stammt der älteste Teil des Schlosses, ein Wohnturm aus Tuffstein im Schlosshof. Als Landesburg war das Schloss jahrhundertelang Zentrum der selbstständigen Grafschaft Moers. Im Jahr 1300 erhielt Moers durch König Albrecht I. die Stadtrechte und wurde mit Mauern, Wall und Graben befestigt. Großstadt war Moers aber noch lange nicht.

Einen großen Bevölkerunsgzuwachs brachte Anfang des 20. Jahrhunderts der Bergbau. Heute sind nur noch Erinnerungsstücke an die Bergmannsstadt Moers zu finden. Einzig in der Nachbarstadt Kamp-Lintfort ist noch ein Bergwerk in Betrieb. In Moers dagegen kann man im "PM” tanzen eine der beliebtesten Diskotheken der Region entstand im Industriedenkmal Zeche Rheinpreussen Schacht IV, und aus der Schachtanlage Rheinpreussen wurde Eurotec, ein moderner Gewerbepark, der die alten Gebäude teilweise nutzt.

Erst die kommunale Neuordnung 1975 machte Moers tatsächlich zur Großstadt, weil die bis dahin selbstständigen Gemeinden Kapellen und Repelen eingemeindet wurden. Dafür verlor Moers den Status als Kreisstadt an das kleinere Wesel. Prunkstück der Stadt ist die Innenstadt, die viele Gelegenheiten zum Bummeln und Einkaufen bietet. In der liebevoll restaurierten Altstadt laden viele Geschäfte zu einer gemütlichen und entspannten Shopping-Tour ein. Direkt an die Altstadt schließt sich die Homberger Straße mit individuellen Ladenlokalen und der "Grafschafter Passage” an. Die Innenstadt ist somit ein zusammenhängendes Einkaufszentrum unter freiem Himmel mit einer Verkaufsfläche von 65.000 Quadratmetern. Zahlreiche Gaststätten, Restaurants und gemütliche Bistros runden das vielfältige Angebot ab.

Im "Kleinen Reichstag” kann man sein Bier in Erinnerung an den bekanntesten Bürger der Stadt genießen. Der Kaberettist Hanns Dieter Hüsch, der Moers und den Niederrhein mit seinen Werken bekannt machte, wurde dort groß, seine Mutter stand hinter dem Zapfhahn. Hüsch hat seine letzte Ruhestätte auf dem Moerser Zentralfriedhof gefunden. Publikumsmagnete sind das Internationale Moers Festival (Jazz), das Internationale Comedy Arts Festival, die große Moerser Kirmes Anfang September, das Parkfest, das Winzerfest im Sommer, das Freiballonfestival im Spätsommer, das Stadtfest "Moerser Herbst” und der Weihnachtsmarkt im Advent. Und Moers leistet sich ein eigenes Theater, das mit seinen Inszenierungen schon für viel Aufmerksamkeit gesorgt hat.

Theater open air bietet Kamp-Lintfort. Auf dem Vorplatz des Klosters, das schon wegen des Terrassensgartens den Besuch lohnt, wird im Sommer gespielt. Wer es ruhiger mag, ist in wenigen Minuten von der Altstadt aus im Schlosspark, einer grünen Oase in der Innenstadt. Misstrauisch sollte man sein, wenn die Moerser von Bergen sprechen. Denn die grünen Hügel, die es im Stadtgebiet tatsächlich gibt, sind Überbleibsel der Bergbauzeit. Die Halden aus Bergematerial laden heute zum Wandern oder Drachenfliegen ein.

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