St. Martinus Moers Familie kritisiert „Hauruck-Kommunion“

Moers · Wegen der Corona-Pandemie bietet die Großgemeinde St. Martinus statt sechs großer nun 13 kleinere Feiern an, für die strenge Auflagen gelten. Eine Familie findet die aufgestellten Regeln unzumutbar. Pfarrer Heinrich Bösing bittet um Verständnis.

Foto: pixabay.com

Mai, das ist in den katholischen Gemeinden die Zeit der Erstkommunion. Groß und feierlich wird sie normalerweise begangen. Wegen der Corona-Pandemie müssen Gemeinden und Familien aber umdenken. An der Großgemeinde St. Martinus Moers gibt es jetzt ein Konzept für die Erstkommunion. Nicht alle Familien sind damit glücklich. „Wir haben Verständnis für die Gesamtsituation“, sagte die Mutter eines Mädchens aus der Pfarrei St. Marien Hochstraß am Freitag. „Aber wir haben das Gefühl, dass da etwas zusammengeflickt wird und man das durchdrücken will.“ Die Familie spricht von einer „Hauruck-Kommunion“. Mit ihrer Kritik hat sie sich auch an das Bistum gewandt.

 Die Gemeinde St. Martinus feiert bereits seit Anfang Mai wieder Gottesdienste unter Wahrung von Hygiene- und Abstandsregeln. Die Zahl der Plätze in den Kirchen wurde deutlich reduziert. Das soll und muss auch bei den Erstkommunionen so sein, die an St. Marien für den 14. und 21. Juni terminiert sind. Die Familien wurden schriftlich über die Rahmenbedingungen informiert. Nur Eltern und Geschwister dürfen mit in die Kirche, es gebe weder ein Treffen vor dem Gottesdienst noch einen Fotografen. Gesang sei eingeschränkt möglich, Chöre oder Gesangsgruppen sind aber nicht erlaubt. Als Alternative dazu bot die Gemeinde eine Erstkommunion im nächsten Jahr an, im Rahmen eines „normalen Sonntagsgottesdiensts“ an. Die Familien bekamen eine Woche Bedenkfrist. Wer sich nicht zurückmelde, gehe ins nächste Jahr.

Die Familie aus Hochstraß spricht von einer „Wahl zwischen Pest und Cholera“. Die Gruppe der Kinder, die sich gemeinsam vorbereitet haben, werde zerrissen. Von einer feierlichen Stimmung könne keine Rede sein. Und dass Paten der Zutritt in die Kirche verwehrt wird, sei ein Unding: „Wo sie doch bereits zur Taufe feierlich bestellt wurden, um zu schwören, die Täuflinge auf ihrem Glaubensweg nach Kräften zu begleiten und zu unterstützen.“

 Die Familie fühlt sich überrumpelt, niemand habe im Vorfeld Kontakt gesucht. „Wir hätten eine wunderbare Outdoor-Kommunion auf die Beine stellen können, an der mehrere Personen sorglos hätten teilnehmen können“, sagte die Mutter, die von Beruf Eventmanagerin ist. Viele Familien teilten die Kritik. „Sie sagen aber: Es bringt ja doch nichts…“

Pfarrer Heinrich Bösing hat der enttäuschten Familie einen Brief geschrieben und sich mit ihr für Montag zu einem Gespräch verabredet. Er bedauerte, dass die gewohnten großen Feiern nicht stattfinden können. Auch dass wegen der begrenzten Platzzahl nicht alle aus den Erstkommunionsfamilien an der Feier teilnehmen können, sei bedauerlich. „Sollte sich nach Ablauf der Anmeldefrist herausstellen, dass noch Plätze zu vergeben sind, werden wir die Familien informieren und gemeinsam überlegen, ob und in welcher Form wir die Besucherzahlen ausweiten können.“

„Viele Eltern sind froh, dass sie die Erstkommunion überhaupt in diesem Jahr feiern können“, sagte der Pfarrer. Um das möglich zu machen, bietet die Gemeinde St. Martinus in ihren sechs Kirchen nicht wie geplant sechs, sondern insgesamt 13 kleinere Feiern zwischen Juni und August an. „Sie werden trotz allem kindgerechte Elemente enthalten und feierlich gestaltet sein.“

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