Was macht eigentlich ...? Sportler und Unternehmer mit großem Herz

GELDERN/Moers/Duisburg · Hans-Peter Halfmann spielte für den OSC Rheinhausen in der Bundesliga. Für seine Firma EMB ist er mit Volldampf unterwegs.

 Die ganze Familie um Hans-Peter Halfmann: Seine Frau Bärbel und die Schillings mit Vanessa, Ulf, Antonia und Josefine.

Die ganze Familie um Hans-Peter Halfmann: Seine Frau Bärbel und die Schillings mit Vanessa, Ulf, Antonia und Josefine.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

An den Ruhestand mag Hans-Peter Halfmann, der von allen Hannes genannt wird, noch lange nicht denken. Vor unserem Gespräch war er „mal eben“ in Luxemburg, kurzer Besuch auf einer Baustelle „bei den Jungs“. Als Eigentümer und Geschäftsführer der EMB Elektromontagebau GmbH ist er auch mit 67 Jahren mit Volldampf dabei. Das hat ihn auch in seiner sportlichen Laufbahn ausgezeichnet. In der Handball-Bundesliga war er nicht der Filigrantechniker, aber immer mit vollem Einsatz auf dem Platz. „Ehrlicher Kampf bis zum letzten Blutstropfen“, beschreibt er es selbst.

Manchmal muss man im richtigen Moment an der richtigen Stelle sein und dann seine Chance nutzen. Für Hannes Halfmann gilt das mindestens zweimal, sportlich wie beruflich. Zunächst zum Handball: Hannes Halfmann, Jahrgang 1952, groß geworden in Rheinhausen-Bergheim, spielte bei TuRa Bergheim, der mit dem TV Oestrum zum VfL Reinhausen fusionierte. Mit elf Jähren fing er an, schon bei der Bundeswehr merkte man, dass er überdurchschnittlich gut war. So verbrachte er seine Zeit bei der Luftwaffe in Pinneberg vor allem mit dem Training für die Bataillionsauswahl. Doch erst mit 23 führte sein Weg in die Bundesliga. Als Ersatz für einen verletzten Spieler kam er in die westdeutsche Auswahl und überzeugte als Kreisläufer so sehr, dass der OSC ihn unbedingt wollte.

 „Ich sah aus wie Paul Breitner.“ Hannes Halfmann mit seiner Frau Bärbel.

„Ich sah aus wie Paul Breitner.“ Hannes Halfmann mit seiner Frau Bärbel.

Foto: privat

Es begann eine „total gute Zeit“. Der OSC startete 1975 zunächst mit sechs Niederlagen, aber mit dem neuen Trainer Marinko Andric ging es dann aufwärts. Nicht abgestiegen, und dann im nächsten Jahr an die Spitze. Der OSC stand vor Gummersbach, es ging gegen Großwallstadt um die Meisterschaft. Der Zwei-Tore-Vorsprung im Hinspiel langte am Ende nicht für die Männer im Diebels-Alt-Trikot. Danach wurde der Handball immer professioneller, der Ausverkauf beim OSC fing an. Höhepunkt der Entwicklung war der Weltmeistertitel für Deutschland 1978. Nationalspieler war Hannes Halfmann nicht, aber er kannte sie alle: Von Gerd Rosendahl von seinem OSC Rheinhausen über Jo Deckarm, Heiner Brand bis zu Erhard Wunderlich – alle beim VfL Gummersbach.

Viele Weggefährten waren auch dabei, als es 1981 in Rheinhausen das Abschiedsspiel für Halfmann gab. Sogar der Bild-Zeitung war dieses Event eine Meldung wert, im „Moerser Sportspiegel“ erinnerte man an die Mannschaft, die zu ihrer Zeit „absoluten Spitzenhandball in Deutschland“ verkörperte. Weiter heißt es zum Abschiedsspiel: „Alle ehemaligen Stars spielen ohne einen Pfennig Gage, nur aus Freundschaft zu Hannes Halfmann. Allein das beweist, wie beliebt der faire und vorbildliche Sportsmann über all die Jahre hinweg war.“ Noch während der aktiven Handball-Zeit zog das junge Paar 1978 – seine Bärbel, auch aus Rheinhausen, hatte Hannes 1970 in einer Diskothek kennengelernt – nach Kapellen in ein eigenes Haus in der „Duisburger Siedlung“ (An het Hagelkruys).

 Hannes Halfmann mit der wohl stärksten Mannschaft des OSC Rheinhausens mit Trainer Marinko Andric Mitte der 70er Jahre.

Hannes Halfmann mit der wohl stärksten Mannschaft des OSC Rheinhausens mit Trainer Marinko Andric Mitte der 70er Jahre.

Foto: privat

Die Feiern im Partykeller brachten eine neuen wichtigen Kontakt: Helmut Brosda bot Hannes Halfmann einen Job an. Der war bis dahin in Moers bei der Großbäckerei Schütten kaufmännisch tätig. 1983 wurde die EMB GmbH gegründet, mit Helmut Brosda als Geschäftsführer und Hans-Peter Halfmann als Angestelltem. Als Büro diente ein Keller an der Elisabethstraße, gefeiert wurde in der E-Dry. Der erste große Auftrag war die Verkabelung des Kraftwerks Ibbenbüren. 1400 Kilometer waren zu verziehen, EMB hatte das richtige Team dafür. Hannes Halfmann: „Ich fand vor allem gute türkische Kollegen, die teilweise auch heute noch dabei sind.“ Es folgten weitere Kraftwerke oder Müllverbrennungsanlagen wie Asdonskhof in Kamp-Lintfort, später wurden es Fußballstadien, Flughäfen und Rechenzentren.

1997 übernahm Halfmann 60 Prozent der Firma, war von da an sein eigener Chef. Und hatte gleich mit einem Kunden zu kämpfen, der eine Rechnung nicht bezahlen wollte. Die Firma überstand die Krise. Seit 1999 verfügt das Unternehmen über Halle und Büros im Gewerbegebiet an der Robert-Bosch-Straße. Halfmanns waren zwischenzeitlich nach Geldern gezogen.

Der Handball ließ Hannes Halfmann zunächst nicht los. Lange trainierte er den TV Issum. Mit 50 fand er zum Golf im Club Schloss Haag. Heute widmet er sich auch mit Freude als Opa seinen Enkeln Antonia und Josefine. Dass mit seiner Tochter Vanessa und Schwiegersohn Ulf Schillings eine Nachfolgelösung fürs Unternehmen in Sicht ist, freut ihn natürlich besonders. Auch wenn er immer gern bereit steht, „mal eben“ zu einer Baustelle zu düsen – ob in Frankfurt oder in Österreich.

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