Sportpolitik Vereine müssen Finanzlöcher stopfen

Moers · Vorige Woche einigten sich die Moerser Sportvereine auf einen Kompromiss, wie sie den von der Politik geforderten Beitrag zur Haushaltssanierung aufbringen wollen. Mittlerweile hat in vielen Vorständen das große Rechnen begonnen.

 Nach dem Beschluss des Stadtsportverbandes in der vorigen Woche zeichnet sich ab, dass die Moerser Vereine schon in diesem Jahr weniger Geld zur Verfügung haben. Jetzt wird in viele Vorständen gerechnet.

Nach dem Beschluss des Stadtsportverbandes in der vorigen Woche zeichnet sich ab, dass die Moerser Vereine schon in diesem Jahr weniger Geld zur Verfügung haben. Jetzt wird in viele Vorständen gerechnet.

Foto: Archiv

Erstmals seit die Politik voriges Jahr beschloss, dass auch der Sport in Form einer Hallennutzungsgebühr seinen Beitrag zur Sanierung des Moerser Haushalts leisten muss, liegen konkrete Zahlen auf dem Tisch. Denn bei der Jahreshauptversammlung des Stadtsportverbandes stimmten die Delegierten mit großer Mehrheit dafür, dass künftig alle Vereine jährlich eine sogenannte Sportförderungs-/Infrastrukturabgabe für jedes erwachsene Mitglied an die Stadt abführen müssen, anstatt sich stur zu stellen und zu hoffen, dass der Kelch doch noch irgendwie an ihnen vorübergeht (die RP berichtete).

 Martin Borges: "Vereine müssen zusammenrücken."

Martin Borges: "Vereine müssen zusammenrücken."

Foto: Archiv

Da davon auszugehen ist, dass die politischen Gremien den Vorschlag des SSV annehmen, haben viele Vorstände schon mal den Rechenschieber hervorgeholt, um zu schauen, wie sie die Zusatzkosten stemmen können. Naheliegend wären Beitragserhöhungen, doch das ist bei vielen Clubs gar nicht mehr möglich, weil die Jahreshauptversammlungen schon gelaufen sind, also über eine solche Maßnahme gar mehr nicht abgestimmt werden kann. Mehr Geld könnte erst ab 2014 von den Mitgliedern eingefordert werden. "In diesem Jahr werden wir noch irgendwie über die Runden kommen", sagt Martin Borges, Vorsitzender des MSV Moers. Er hatte bei der SSV-Versammlung als Einziger gegen das Konzept gestimmt. "Es wäre schön gewesen, wenn sich noch mehr angeschlossen hätten, um wenigstens ein Zeichen zu setzen." Grundsätzlich findet er zwar die Solidarität unter den Vereinen gut, doch er bemängelt das seit Jahren seiner Ansicht nach inkonsequente Sparen der Stadt. Der jetzt eingeschlagene Weg kann aus seiner Sicht nur eine Konsequenz haben, nämlich das Zusammenrücken der Vereine. Von der gemeinsamen Nutzung von Platzanlagen bis hin zu Fusionen. "Wenn die Eigenbrötlerei anhält, werden viele Vereine kaputtgehen", sagt Borges.

Dietmar Weyers, Vorsitzender der FS Rheinkamp, ist erleichtert, dass die ursprünglich angedachte, reine Hallennutzungsgebühr vom Tisch ist. Denn davon wären die Schwimmer extrem betroffen gewesen. "Es ist natürlich besser, wenn eine solche Belastung auf viele Schultern verteilt wird", sagt Weyers, der die Mehrbelastung der Vereine noch nicht am Ende sieht. Weil der Landessportbund angekündigt habe, seine Fördermittel zu kürzen, werde das mit Sicherheit nach unten weitergereicht. Weil die zusätzlichen Kosten fürs laufende Jahr nicht im Etat eingeplant sind, ist Kreativität gefragt. Eine Sonderabgabe für die Erwachsenen hält er wegen vieler passiver Mitglieder für nicht zu verwirklichen, er kann sich eher vorstellen, schon genehmigte Renovierungsarbeiten und die Anschaffung von Sportgeräten zurückzustellen.

Zu den Vereinen, die von einer Hallennutzungsgebühr nicht betroffen gewesen wären, gehört der Tennisclub Moers 08. "Deswegen war es zwingend nötig, dem Pferd einen anderen Namen zu geben", betont Vorsitzender Klaus-Peter Schmidt. Er will so lange wie möglich versuchen, den Mitgliedern keine höheren Beiträge zuzumuten. "Solange unsere Bilanz positiv ist, werden wir das nicht tun. Das wäre ein weiterer Wettbewerbsnachteil", sagt Schmidt. Der Großverein VfL Repelen hat sich "zähneknirschend" mit dem SSV-Beschluss arrangiert. "Natürlich herrscht bei uns keine Jubelstimmung, aber sich zu verweigern, bringt nichts, sonst kommt am Ende der ganz große Hammer", sagt Vorsitzender Karl-Heinz Röhner. Von den gut 1500 Mitgliedern sind rund 800 über 18 Jahre alt. Für 2013 müsste der VfL also zusätzlich etwa 1700 Euro aufbringen. "Wir wollen das über Einsparungen regeln, aber mittelfristig sind Beitragserhöhungen nicht ausgeschlossen", sagt Röhner. Innovative Vorschläge, wie es anders gehen könnte, sind sicher bei allen Vereinen herzlich willkommen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort