Volleyball MSC kündigt Bundesliga-Verzicht an

Moers · Der Moerser SC sorgte gestern in der Volleyball-Bundesliga für einen Paukenschlag. Am Tag des Pokalfinales in Halle informierte der Traditionsclub die Öffentlichkeit, dass er für die nächste Saison keine Lizenz beantragen will.

 Ein Bild mit Symbolkraft: MSC-Außenangreifer Mark Plotyczer.

Ein Bild mit Symbolkraft: MSC-Außenangreifer Mark Plotyczer.

Foto: RP-Foto

Eigentlich ist der Tag des Pokalfinales in Halle ein Feiertag für den deutschen Volleyballsport. Vor über 10 000 begeisterten Zuschauern machten auch gestern der VfB Friedrichshafen und die Berlin Recycling Volleys wieder Werbung für ihren Sport, letztlich setzte sich der Rekordmeister vom Bodensee knapp mit 3:2 durch. Doch die Freude in der Volleyballszene über das gelungene Event dürfte spätestens heute purem Entsetzen weichen, wenn die Meldung von der völlig überraschenden Ankündigung des Traditionsvereins Moerser SC, für nächste Saison weder für die Erste noch für die Zweite Bundesliga eine Lizenz beantragen wollen, die Runde gemacht hat.

Denn es ist bereits die dritte Hiobsbotschaft in der laufenden Saison, die auf massive Probleme im deutschen Volleyballsport hindeutet. Nachdem der Topclub Generali Haching bereits im November vorigen Jahres mitgeteilt hatte, dass ihm wegen des Rückzugs seines Hauptsponsors am Ende der Saison das finanzielle Aus droht und bislang auch noch kein Ersatz gefunden wurde, ereilte kurze Zeit später Aufsteiger RWE Volleys Bottrop das Aus. Wegen Verstößen gegen die Lizenzbestimmungen wurden die Bottroper aus dem laufenden Spielbetrieb genommen. Bei den Moersern hatte im bisherigen Saisonverlauf nichts darauf hingedeutet, dass es finanzielle Schwierigkeiten gibt. Zwar hatte der Vereinsvorsitzende Günter Krivec bereits in der vergangenen Saison für Aufsehen gesorgt, als er kurz vor der Rückkehr der Mannschaft aus dem Mülheimer Exil in den Enni-Sportpark Rheinkamp eine Etatkürzung ankündigte, doch nach durchwachsenem Start in die laufende Spielzeit war noch einmal Geld in die Hand genommen und die Mannschaft um den Jahreswechsel durch Zuspieler Pedro Rangel sowie Diagonalangreifer Itamar Stein verstärkt worden.

In einer gestern vom MSC herausgegebenen Pressemitteilung wird als Hauptgrund für die aktuelle Entwicklung die Kündigung dreier Sponsorenverträge von Unternehmen aus der pharmazeutischen Industrie und des Großhandels angeführt. Auf RP-Nachfrage erklärte Günter Krivec, dass dadurch eine Lücke im Etat von 500 000 Euro entstanden sei. "Wir hatten mit den Sponsoren eine Vereinbarung, dass sie uns bis Ende Februar Bescheid geben. Sie haben sich negativ entschieden", sagte Krivec, dem die Entscheidung sehr schwer gefallen ist. "Das tut mir nach so vielen Jahren an der Spitze des Vereins natürlich weh, aber ich kann es nicht verantworten, dem Gesamtverein ein solches finanzielles Risiko aufzubürden." Bei der Entscheidung, so heißt es in der Pressemitteilung, hätten auch die Anforderungen und Auflagen eine Rolle gespielt, die die Deutsche Volleyball Liga mit ihrem im vergangenen Jahr verabschiedeten Masterplan auf dem Weg gebracht hat. Künftig will der MSC verstärkt Nachwuchsarbeit betreiben und es der Entwicklung überlassen, welche Leistungsklasse – männlich oder weiblich – erreicht werden kann. Dem aktuellen Bundesligakader wurde die schlechte Nachricht am Freitag beim Training überbracht. Trainer Chang Cheng Liu war natürlich überrascht, will sich aber aktuell nur zu sportlichen Dingen äußern: "In den restlichen Spielen müssen wir zusammenrücken und mehr als 100 Prozent geben." Auch Winterzugang Itamar Stein ist vorsichtig: "Das war für uns Spieler ein Schock, wir sind traurig. Das Aus eines solchen Traditionsclubs wäre ein großer Verlust für die Bundesliga und die Stadt Moers. Ich hoffe, dass sich an der Entscheidung vielleicht noch etwas ändert."

(RP)
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