Olympische Spiele Moerser Paddel stehen hoch im Kurs

Olympische Spiele · Bei den Olympischen Spielen von Barcelona und Atlanta saß Jochen Lettmann noch selbst im Wildwasser-Kanu. Mittlerweile hat er den Betrieb seines Vaters übernommen und fertigt Boote und Paddel für Sportler aus aller Welt. Auch in London werden seine Produkte zum Einsatz kommen.

 Im Familienbetrieb an der Franz-Haniel-Straße fertigt Jochen Lettmann seine heiß begehrten Produkte für Slalomkanuten.

Im Familienbetrieb an der Franz-Haniel-Straße fertigt Jochen Lettmann seine heiß begehrten Produkte für Slalomkanuten.

Foto: K. Dieker

Man muss in den kommenden Tagen schon ganz genau hinsehen, um bei den Fernseh-Übertragungen den Namen Lettmann erkennen zu können. Exakt 20 Quadratzentimeter beträgt die Fläche auf den Paddeln der Kanus, auf denen sich in London das Moerser Unternehmen präsentiert. Vor 20 Jahren war dies ganz anders. Da prangte der Name Jochen Lettmann sogar auf der Anzeigetafel, als es darum ging, die Medaillengewinner im Kanuslalom bekanntzugeben. 1992 in Barcelona erreichte der mittlerweile 43-Jährige Moerser die Bronzemedaille. Vier Jahre später in Atlanta belegte Lettmann den achten Rang. Dazwischen lagen unzählige Teilnahmen an nationalen und internationalen Wettbewerben.

Olympia sorgt für Hochbetrieb

Inzwischen hat Lettmann seine aktive Karriere beendet. Dem Kanu und den dazugehörigen Paddeln allerdings ist er treugeblieben. Von Moers aus werden Sportler in aller Welt mit den Lettmann-Produkten beliefert. "Sogar die Chinesen paddeln damit", verkündet der Firmeninhaber nicht ohne Stolz. Nachdem Jochens Vater Klaus das Unternehmen Lettmann 1965 in Duisburg gegründet und sich vornehmlich dem Bootsbau verschrieben hatte, zog der Betrieb 1972 in die Grafenstadt um. Boote für den Hobby-Kanusportler, aber auch Modelle für Spitzenathleten werden im eigenen Betrieb an der Franz-Haniel-Straße gefertigt. Und zurzeit herrscht wegen Olympia und Sommersaison Hochbetrieb bei den Lettmännern. Inzwischen hat sich das Unternehmen auf Paddel spezialisiert. Wie und womit sie gefertigt werden, dies ist ein wohl gehütetes Betriebsgeheimnis. Nur so viel: Es wird jede Menge Carbon verwendet, um die Paddel herzustellen. Bisweilen 500 Euro kann das Handwerkszeug der Kanusportler kosten.

Während in der britischen Hauptstadt die olympischen Medaillen im Kanusport mit dem Material aus Moers vergeben werden, genießt Jochen Lettmann seinen Urlaub. Er tut dies ganz beruhigt, denn die deutschen Slalomkanuten zählen mit zu den ganz heißen Medaillen-Anwärtern. Aber so ganz ohne Boot und Paddel geht es für Jochen Lettmann natürlich auch im Urlaub nicht. Zuweilen ist seine Familie, zu der neben Ehefrau Anja auch die beiden Töchter Leni (vier Jahre) und Fine (zwei Jahre) zählen, per Boot auf dem Wasser unterwegs. Zuletzt ging es über die Mecklenburger Seenplatte. Und während andere durch den Stadtpark joggen, schnappt sich Jochen Lettmann sein Boot und dreht etliche Runden auf dem Elfrather See, der praktisch vor der Haustür der Familie liegt. Und die Sport-Gene bleiben in der Familie. Auch die Neffen und Nichten des Bronze-Medaillengewinners von Barcelona lieben die wilde Hatz durch noch wildere Gewässer. Sie sind in die Fußstapfen ihres Onkels getreten. Und mit ein wenig Glück kann man drei Generationen "Lettmänner" auf dem Wasser treffen, die mit Stolz und viel Liebe zum Detail ihre eigenen Produkte durch das nasse Element bugsieren.

(RP)
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