Volleyball Moers gewinnt den "Grand ohne Vier"

Moers/Unterhaching · Volleyball-Bundesliga: Beim amtierenden Pokalsieger Generali Haching siegt der Moerser SC nach toller Kampfleistung im Tiebreak. Die Adler erreichen die Play-Offs auf dem direkten Weg – sie haben mindestens Rang sechs sicher.

 Der Hachinger Diagonalangreifer Simon Hirsch (rechts) bleibt im Moerser Block mit (von rechts) Ewoud Gommans und Oskar Klingner hängen. Dahinter beobachtet MSC-Kapitän Tim Broshog, der sich später mit Verdacht auf einen Muskelfaserriss verletzte, die Szene. Am Ende triumphierten die Moerser mit 3:2.

Der Hachinger Diagonalangreifer Simon Hirsch (rechts) bleibt im Moerser Block mit (von rechts) Ewoud Gommans und Oskar Klingner hängen. Dahinter beobachtet MSC-Kapitän Tim Broshog, der sich später mit Verdacht auf einen Muskelfaserriss verletzte, die Szene. Am Ende triumphierten die Moerser mit 3:2.

Foto: Sab

Was für eine denkwürdige Tour nach Unterhaching (und zurück) hat der Kader des Moerser SC da hingelegt: Morgens um sechs Uhr ging es gestern mit dem ICE los, abends um 19.30 Uhr fuhr den rückreisenden Bundesliga-Volleyballern aus der Grafenstadt der Schreck in die Glieder. Bobby Kooy war verschwunden. In der aufgekommenen Eile am Münchener Hauptbahnhof verloren ihn die anderen Akteure aus den Augen. Doch der Niederländer war als Erster in den Zug gesprungen und anschließend fast 300 Meter durch die Waggons gelaufen, ehe er auf seine Mannschaftskameraden traf. Da hatte der Schnellzug bereits den Bahnhof Pasing hinter sich gelassen. Der verdiente 3:2 (25:23, 19:25, 18:25, 25:22, 15:9)-Auswärtserfolg der Adler beim amtierenden Pokalsieger Generali Haching hatte etwas mehr als zwei Stunden gedauert. So wurde es eng mit dem Transfer von der Halle zum Bahnsteig.

Es war ein echtes Husarenstück, das die Grafenstädter da aufs Parkett gelegt hatten. Michael Olieman und Henning Wegter, die beiden Rekonvaleszenten, hatten die Fahrt erst gar nicht mit angetreten. Auch Lukas Schattenberg war zu Hause geblieben. Während der Partie mussten dann Zuspieler Nico Freriks mit schwerer Magenverstimmung und Kapitän Tim Broshog mit Verdacht auf einen Muskelfaserriss in der ohnehin lädierten Wade ausgewechselt werden. Bart Janssen als Regisseur und Tobias Neumann als Mittelblocker (!) fügten sich aber glänzend ins Rumpfteam der Moerser ein und spielten mit ihren Mannschaftskameraden das Spiel erfolgreich zu Ende.

Davon überzeugte sich auch der frühere Moerser Zuspieler Gabor Csontos, der in den späten Achtziger Jahren Europapokalsieger mit dem MSC wurde. Er gratulierte Trainer Chang Cheng Liu zu einer erneut grandiosen kämpferischen Leistung seiner Mannschaft ebenso wie Mihai Paduretu, der Coach der Gastgeber. Der gebürtige Rumäne gab zu Protokoll: "Das war ein verdienter Moerser Sieg. Beide Mannschaften hatten mit Verletzungen zu kämpfen, so dass nicht die stärksten Formationen auf dem Spielfeld standen. Aber Moers hat es besser verstanden, die wichtigen Punkte zu machen."

Neumann war auf Moerser Seite "Mädchen für alles". Er sprang auf der ungewohnten Mittelblocker-Position für Broshog ein, was er in den Tagen zuvor – so als hätte Liu es geahnt – auch im Training bereits getan hatte. Zudem erweist er sich als Organisationstalent. Der in Ausbildung zum Reiseverkehrskaufmann befindliche Zuspieler, Außenangreifer und nun auch noch Mittelblocker – das sind seine bisherigen Positionen in einer verrückten MSC-Saison gewesen – organisierte kurz nach Spielende "Pizza für alle", die dann auf dem Bahnsteig und im Zug genüsslich verzehrt wurde.

(RP)
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