Volleyball Meister Berlin macht den stabilsten Eindruck

Moers · Pokalsieger Haching und Rekordmeister Friedrichshafen haben ihre Teams umgekrempelt, wollen aber trotzdem um den Titel spielen.

 Björn Höhne (beim Schlag) wechselte von Berlin nach Bühl.

Björn Höhne (beim Schlag) wechselte von Berlin nach Bühl.

Foto: SAB

Moers Es scheint, als sei der VfB Friedrichshafen seine Vormachtstellung in der Volleyball-Bundesliga bis auf weiteres los. Denn nachdem die Truppe vom Bodensee von 2005 bis 2011 Deutscher Meister geworden war und dann von den Berlin Recycling Volleys abgelöst wurde, bestätigten die Hauptstädter im Frühjahr ihren DM-Titel. Und nach jetzigem Stand spricht nicht viel dafür, dass sich das Team von Coach Mark Lebedew so schnell von der Pole-Position verdrängen lässt.

Denn während die Berliner nach der erfolgreichsten Spielzeit der Vereinsgeschichte – in der Champions League gelang auch noch der Sprung in die Top 12 – auf Kontinuität gesetzt und ihren Kader fast komplett zusammengehalten haben, gehen die beiden anderen deutschen Topteams mit stark veränderten Teams ins Rennen. Das wirft freilich die Frage auf, ob Generali Haching und der VfB Friedrichshafen in der Lage sein werden, ihre durch namhafte Zugänge individuell starken Kader so zusammenzuschweißen, dass sie dem Platzhirsch gefährlich werden können. In Friedrichshafen wird stark davon ausgegangen, denn der zwölfmalige Meister formuliert seine Ziele sehr offensiv: "Natürlich wollen wir die Meisterschaft und den DVV-Pokal gewinnen", sagt VfB-Trainer Stelian Moculescu. Vergangene Saison lieferte Friedrichshafen Berlin im Play-off-Finale einen heißen Kampf, scheiterte aber knapp. Um es möglichst in der neuen Saison besser zu machen, verpflichteten die Häfler unter anderen die beiden bulgarischen Nationalspieler Victor Yosifov und Svetoslav Gotsev sowie Christian Dünnes. Den deutschen Nationalspieler lotste der VfB ausgerechnet vom Pokalsieger Haching weg, der auch Jahr für Jahr zu den Titelkandidaten gezählt wird. Überhaupt haben die Hachinger gezwungenermaßen einen großen Umbruch vollzogen, denn sie müssen aus wirtschaftlicher Sicht den Gürtel enger schnallen. Wobei das alles eine Frage der Perspektive ist. Denn angesichts der Verpflichtung der drei deutschen Nationalspieler Sebastian Schwarz und Marcus Böhme aus Italien sowie Ferdinand Tille aus Frankreich klingt es eher wie ein Klagen auf hohem Niveau, wenn Trainer Mihai Paduretu sagt: "Man muss sehen, dass wir mit einem deutlich geringeren Budget als in den Vorjahren wirtschaften müssen." Immerhin gesteht er ein: "Wir wollen oben mitspielen. Das muss unser Anspruch sein."

Große Umbrüche hat es auch bei anderen Mannschaften gegeben. Davon kann der Moerser SC ein Lied singen (siehe extra Artikel auf dieser Seite), aber auch der TV Ingersoll Bühl als Überraschungsdritter der zurückliegenden Spielzeit musste sich neu aufstellen. Doch trotz der beachtlichen Anzahl von neun Zugängen wird den Baden-Württembergern von der Konkurrenz viel zugetraut. Wohl auch, weil ihnen das Kunststück gelang, Nationalspieler Björn Höhne von Meister Berlin wegzulocken. Coach Ruben Wolochin träumt jedenfalls davon, wieder ganz oben mitzuspielen. Viel wird wohl auch davon abhängen, wie das Team die Doppelbelastung verkraftet. Denn Bühl wird erstmals auch auf europäischer Ebene mitmischen. Auch Evivo Düren konnte trotz einer starken Saison nur vier Spieler halten. Die Verluste wurden vornehmlich mit Akteuren aus Nordamerika ausgeglichen. Darunter auch neue Außenangreifer, die dem Team mehr Durchschlagskraft im Angriff verleihen sollen.

Zu den mittlerweile etablierten Erstligisten zählen der TV Rottenburg und der CV Mitteldeutschland, die sich beide für die neue Saison recht bescheiden geben. Beim TVR freut sich Manager Jörg Papenheim darüber, "dass wir keinen Leistungsträger verloren haben". Als oberstes Ziel nennt er den Klassenerhalt. Der CVM aus Leuna-Spergau setzt auf die Integration und Entwicklung von jungen Spielern, hält den Kader aber für stark genug, um in der Liga zu bleiben. Das schaffte vorige Saison als Aufsteiger mit einem kleinen Budget der VC Dresden. "Wir wollen Dresden als Volleyballhauptstadt etablieren und werden dafür hart arbeiten", sagt Manager Jan Pretschek. Die aktuellen Aufsteiger VSG Coburg/Grub und RWE Volleys Bottrop wären sicher hoch zufrieden, könnten sie eine ähnliche Rolle spielen wie Dresden in der vergangenen Saison.

(RP)
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