Fußball Jugendfußball kämpft gegen Gewalt auf Plätzen

Kreis · Am Wochenende musste im Fußballkreises Moers bei zwei Nachwuchsspielen die Polizei anrücken. Die Spruchkammer hat viel zu tun.

 Auch im Jugendfußball, wie hier in der C-Junioren-Partie zwischen Viktoria Goch und dem TuS Preußen Vluyn (helle Trikots), gehören harte Zweikämpfe dazu. Jüngst häuften sich auf anderen Plätzen aber Fälle von Gewaltausbrüchen und Aggressionen, die dort absolut nichts zu suchen haben.

Auch im Jugendfußball, wie hier in der C-Junioren-Partie zwischen Viktoria Goch und dem TuS Preußen Vluyn (helle Trikots), gehören harte Zweikämpfe dazu. Jüngst häuften sich auf anderen Plätzen aber Fälle von Gewaltausbrüchen und Aggressionen, die dort absolut nichts zu suchen haben.

Foto: K.-D. Stade

Der Jugend-Obmann des Fußballkreises Moers, Wolfgang Wischinski, muss es geahnt haben. "Es wird immer schlimmer", meinte Wischinski zu den unrühmlichen Vorfällen bei Juniorenspielen der jüngsten Vergangenheit. Bei den C- und D-Junioren musste die Jugend-Spruchkammer unter dem Vorsitz von Andreas Balicki zuletzt drei Vorfälle verhandeln, die mit Strafen und Sperren für Spieler und Betreuer endeten. Voriges Wochenende haben zwei weitere Vorfälle in der A-Junioren-Leistungsklasse dafür gesorgt, dass die Jugend-Spruchkammer nicht beschäftigungslos bleibt. Sogar die Polizei wurde zu den Begegnungen VfL Repelen gegen Fichte Lintfort und GSV Moers gegen SV Sonsbeck gerufen.

Und das Schlimme ist: Der Kreisvorsitzende Hans-Dieter Wichert sieht in den aktuellen Fällen von Gewaltausbrüchen nicht einmal eine ungewöhnliche Häufung. Gleichwohl ist er entsetzt über die Vorfälle in Repelen und Moers. Wichert muss nach einer Regelung des Verbandes nunmehr den Kontakt mit allen Beteiligten suchen und danach einen Bericht an den Verbands-Vize-Präsidenten Jürgen Kreyer übermitteln. Dort werden alle Vorfälle registriert, die einen rassistischen Hintergrund haben oder auch einen Polizei-Einsatz nach sich ziehen. "Allerdings gibt es noch kein Wie, was die weitere Vorgehensweise des Fußballverbandes Niederrhein angeht", meint Wichert. "Es gibt kein Allheilmittel gegen derlei Auswüchse auf den Plätzen", so Wichert weiter. Ganz besonders erschüttert ist Wichert darüber, dass das A-Junioren-Spiel zwischen dem VfL Repelen und Fichte aus dem Ruder lief, obwohl in Werner Zwicker einer der erfahrensten Schiedsrichter des Kreises eingesetzt worden ist. "Vieles wird von den Trainern und Betreuern angefacht", weiß Wichert aus eigener Erfahrung als Schiedsrichter. Eine Problematik, die auch Wischinski erkannt hat. "Viele unsere Juniorenspiele im Kreis können wir aufgrund fehlender Schiedsrichter nicht mit Unparteiischen besetzen. Da pfeift dann schon einmal ein Betreuer und dann stauen sich Aggressionen auf, wenn sich jemand benachteiligt fühlt", so Wischinski. So auch in der Partie der A-Junioren zwischen dem GSV Moers und dem SV Sonsbeck. Dort erschien der angesetzte Unparteiische am Solimare nicht, so dass sich beide Seiten auf eine Spielleitung durch den Sonsbecker Trainer Thomas Loeffen einigten. Die Forderung nach einer fundierten Ausbildung gerade bei den Jung-Schiedsrichtern betont Andreas Thiemann, Mitglied des Schiedsrichter-Ausschusses beim Deutschen Fußball-Bund und Schiedsrichter-Obmann des Niederrhein-Verbandes mit Nachdruck.

Jugend-Obmann Wolfgang Wischinski bringt aber noch einen weiteren Punkt in die Debatte. "Es ist ein Unding, wenn ein Juniorenspieler von der Spruchkammer gesperrt wird und dann folgen die Ferien. Da wird ohnehin nicht gespielt." Gleichwohl hat der Fußballkreis Maßnahmen ergriffen, um der Gewalt zu begegnen. So ist sowohl bei der Ausbildung zum Jugendleiter als auch bei der zum Kindertrainer ein Modul "Gewaltprävention" integriert. Die Kurse leitet in Gestalt von Jürgen Zupanc ein erfahrener Polizist, der zum Beispiel vermittelt, wie Aggressionen in Gruppen abgebaut werden können und wie in emotional aufgeheizten Situationen Deeskalation funktioniert. Zudem wird im Fußballkreis Moers seit anderthalb Jahren bei den Bambini und F-Junioren nach den Fair-Play-Regeln gespielt. Das bedeutet, dass die Kinder ohne Schiedsrichter spielen, Konflikte möglichst selbst regeln sollen. Die Trainer greifen nur in Ausnahmefällen ein. Darüber hinaus ist vorgeschrieben, dass Eltern und Betreuer mindestens 15 Meter Abstand zum Spielfeld halten müssen. So soll verhindert werden, dass es sich aufs Feld überträgt, wenn bei denen die Emotionen außer Kontrolle geraten. "Das funktioniert sehr gut. Wir glauben, dass dadurch die nachkommenden Jahrgänge fairer miteinander umgehen", betont Wischinski. Sowohl er als auch der Kreisvorsitzende Hans-Dieter Wichert sehen mit Blick auf andere Fußballkreise aber auch schon Fortschritte: "Dort ist es teilweise noch viel, viel schlimmer."

(js)
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