Handball Einer der ewigen Weltmeister im Feldhandball lebt in Moers

Moers · Bei der letzten WM 1966 in Österreich gewann Gerd Biefang mit Deutschland den Titel.

Auch auf der Ostseeinsel Usedom hat sich die Sonne in den letzten Tagen nicht versteckt. Ideale Temperaturen bei einem leichten Wind, ein Wetter wie geschaffen für Weltmeister. "Für ewige Weltmeister", fügt Gerd Biefang mit einem Schmunzeln hinzu. Stimmt, denn der Gruppe, die vor Zinnowitz am Strand spazieren ging, ist der Titel nun mal nicht mehr zu nehmen. Die deutsche Feldhandball-Nationalmannschaft von 1966 hat sich in den vergangenen Tagen auf Usedom wiedergesehen. 47 Jahre nach den letztmals durchgeführten Titelkämpfen, die die deutsche Auswahl mit Biefang im Tor in Österreich für sich entschied.

Als der Junge aus Vennikel 1946, als elfjährige Schüler, beim dortigen TV erstmals Handball spielte, war daran natürlich noch nicht zu denken. Vor allem, weil die Laufbahn wieder eine andere Richtung nahm. Als in Vennikel die Mannschaft aufgelöst wurde, widmete sich Biefang dem Geräteturnen. Erst mit 18 Jahren war Feldhandball wieder ein Thema. 1953 stellte er sich beim TV Kapellen ins Tor, fünf Jahre später folgte der Wechsel zum damals in der höchsten Liga spielenden Jahn Schwarzenberg. Erst 1973 endete die große Karriere des Torhüters beim zwei Jahre zuvor durch die Fusion der Rheinhausener Vereine TuS und ESV Jahn entstandenen OSC. Ins Tor der Nationalmannschaft berief ihn der damalige Bundestrainer Werner Vick erst mit 31 Jahren. Seine Premiere zwischen den Pfosten durfte Biefang im Auftaktspiel der WM gegen Polen feiern. Die Mannschaft mit dem Bundesadler auf der Brust siegte 26:4. "Wir haben einigen polnischen Spielern damals sogar noch die Schuhe geschenkt, weil sie sonst nicht hätten spielen können", erinnert sich Biefang an das ungleiche Duell. Nach weiteren teils deutlichen Siegen gegen die Niederlanden, Schweiz und Österreich traf die Mannschaft im letzten Spiel auf das ebenfalls noch unbezwungene Team der DDR. Ein 15:15 genügte dank der besseren Tordifferenz zum Titelgewinn und zur ewigen Welmeisterschaft. In Österreich schloss sich das Kapitel des internationalen Feldhandballs, dem das schnellere Spiel in der Halle inzwischen den Rang abgelaufen hatte.

Ein Wandel, an dem Biefang keine Freude hatte. "Ich habe mir seit 1973 kaum ein Spiel in der Halle angesehen", sagt der 77-Jährige. "Feldhandball war einfach schöner", versichert er. Auf Usedom stand er mit seiner Meinung nicht allein. Die Helden der WM-Mannschaft von 1966 und ihre Ehefrauen trafen sich dort bereits zum 23. Mal seit ihrem Titelgewinn. Seit 1984 werden die gemeinsamen Erinnerungen ausgetauscht. "Beim ersten Mal waren wir nicht dabei, da hatte wohl niemand unsere Adresse gefunden", erinnert sich Biefang, der mit seiner Frau Margot seitdem aber kein Treffen ausgelassen hat. Herbert Lübking, 1966 noch am Anfang seiner großen internationalen Karriere, war in diesem Jahr für die Organisation zuständig. Und bevor die Mannschaft wieder auseinander ging, wurde bereits das nächste Wiedersehen beschlossen.

(dk)
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