Lokalsport Eine Trainingsstunde ohne Vorgaben

Rheinhausen · Stephan Ketels und Sezgin Askin kümmern sich um die "Handicap Kids". Die Gruppe trifft sich seit einem Jahr.

 Fußball spielen die "Handicap Kids" des RTV besonders gerne.

Fußball spielen die "Handicap Kids" des RTV besonders gerne.

Foto: Christoph Reichwein

Er ist Trainer, Betreuer, Seelentröster. Stephan Ketels kümmert sich beim Rumelner TV mit Sezgin Askin um eine Gruppe junger Menschen, die es im Leben oft nicht einfach haben. Im Sportverein sollen sie alle Alltagsprobleme vergessen und das machen, was ihnen Spaß bereitet - sich mit anderen gemeinsam bewegen. Sie nennen sich "Handicap Kids". Es handelt sich um körperlich und/oder geistig behinderte Kinder sowie Jugendliche im Alter von sieben bis 14 Jahren. Paolo Sabella, der Vorsitzende des Clubs, war von der Idee gleich angetan und sagte seine Unterstützung zu: "Es sind junge Menschen, die aufgrund ihres Handicaps in keinem anderen Fußball-Team untergekommen sind."

 So geht's: Stephan Ketels, der mit Sezgin Askin die Gruppe der "Handicap Kids" leitet, erklärt in der Sporthalle der Lise-Meitner-Gesamtschule, wie die Übung funktioniert.

So geht's: Stephan Ketels, der mit Sezgin Askin die Gruppe der "Handicap Kids" leitet, erklärt in der Sporthalle der Lise-Meitner-Gesamtschule, wie die Übung funktioniert.

Foto: Christoph Reichwein

Es ist Samstagvormittag. In der Halle der Lise-Meitner-Gesamtschule in Rheinhausen wird Fußball gespielt. Der Ball ist nicht aus Leder, sondern aus Schaumstoff. Den Jungs ist das Material egal. So wie die Behinderung des Mitspielers. Die Gruppenstärke liegt bei 13. "Der Trainingsbetrieb wird bestimmt durch die Lust der Kinder. So kann es durchaus vorkommen, dass man einfach mal nur verstecken spielt und in der nächsten Woche Torschusstraining angesagt ist", sagt Sabella. "Bei uns können sie Selbstvertrauen tanken und erleben, wie es ist, in einer Mannschaft zu spielen, ohne sich mit gesunden Kindern messen zu müssen", ergänzt Ketels. Sie, das sind Kids mit Emotionsstörungen, Aufmerksamkeitsdefiziten, Down-Syndrom oder Spastiken. Druck bauen er und Askin nicht auf. Wer keine Lust hat, macht eben eine Pause oder schaut erst einige Minuten zu, bis er mitmacht.

Stephan Ketels war im Dezember 2016 auf Paolo Sabella zugegangen mit dem Wunsch, etwas für Kinder mit Behinderung auf die Beine zu stellen. Der 52-Jährige hat selbst erfahren, wie schwer es ist, ein entsprechendes Angebot zu finden. Er ist Vater eines Sohnes mit Handicap. Ivan, sieben Jahr alt, ist natürlich samstags immer mit Feuereifer dabei.

Seit April vergangenen Jahres gibt's das Angebot beim RTV. Ketels: "Die Zusammenarbeit mit dem Duisburger Stadtsportbund war vorbildlich." Er und Askin stellen keinen Trainingsplan auf. "Die Jungs wollen sich bewegen, oft mit dem Ball spielen oder einfach nur rennen."

Das Zugehörigkeitsgefühl wurde nochmals dadurch verstärkt, dass die Kids Sportkleidung in den Vereinsfarben bekamen. Sogar ein eigenes Logo gibt es. Doch es wird nicht nur samstags zwischen 10.30 und 11.30 Uhr trainiert. "Es werden auch regelmäßig gemeinsame Unternehmungen geplant. Das übernimmt ein Organisationsteam, das sich aus sehr engagierten Müttern zusammensetzt", lobt der RTV-Vorsitzende den Einsatz. So geht's schon mal gemeinsam zum Reiten oder auf einen Spielplatz. Da gilt ebenfalls: "Eltern müssen ihren behinderten Kindern etwas zutrauen", sagt Stephan Ketels. Das war auch eine wichtige Voraussetzung für die Teilnahme am Handicap-Day, den der Rumelner TV am vergangenen Samstag zum ersten Mal auf der Anlage am Walborn ausrichtete. Es war ein Familienfest mit Mitmachstationen.

Die Gäste konnten werfen, springen, laufen oder Fußballspielen. Zudem fand ein Freundschaftsturnier mit geistig behinderten Mannschaften statt. Die Truppe von Stephan Ketels und Sezgin Askin zeigte in einem Showtraining, was sie so alles drauf hat. "Es war ein gelungener Tag", resümierte der 52-Jährige, der eine Wiederholung des Handicap-Tages ankündigte. Er schob hinterher: "Dann hoffentlich ohne königliche Hochzeit. Denn wegen der Fernsehübertragung sind weniger Besucher zu uns gekommen, als wir erwartet hatten."

(PUT)
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