Volleyball Eine Sensation lag lange Zeit in der Luft

Halle · Außenseiter Moerser SC hatte den Favoriten Generali Haching im Volleyball-Pokalfinale bereits am Rande einer Niederlage. Das fünfte Tiebreakspiel der Adler in Folge aber blieb ohne Happy End. Der "Pott" geht nach Bayern.

 Tobias Neumann war exakt da, wo ihn sein Team brauchte: In dieser Szene blockt er den Hachinger Angreifer Robert Hupka wirkungsvoll.

Tobias Neumann war exakt da, wo ihn sein Team brauchte: In dieser Szene blockt er den Hachinger Angreifer Robert Hupka wirkungsvoll.

Foto: Sab

Welch ein Lärm, welch eine großartige Stimmung herrschten gestern Nachmittag im Gerry-Weber-Stadion, als die Spieler des Moerser SC das Parkett des beeindruckenden Volleyball-Tempels betraten. Gut 10 000 Zuschauer füllten das weite Rund, darunter etwa 1000 Fans aus der Grafenstadt - gut zu erkennen an ihren knallroten T-Shirts. Aber alle Unterstützung von den Rängen half nichts: Die Adler standen gegen Generali Haching im deutschen Pokalfinale auf verlorenem Posten. Der Favorit aus Bayern siegte mit 3:2 (25:19, 23:25, 18:25, 25:22, 15:10) und holte den "Pott" gegen die wiederum dezimierten Niederrheiner souverän an die Isar.

MSC-Trainer Chang Cheng Liu musste auf Hauptangreifer Michael Olieman ebenso verzichten wie zunächst noch auf seinen Kapitän Tim Broshog. Angeschlagen gingen zudem Zuspieler Nico Freriks und Mittelblocker Henning Wegter aufs Spielfeld. Vollgepumpt mit Adrenalin bissen sie allesamt auf die Zähne und lieferten dem Gegner, der bereits von 2008 bis 2010 den Pokal gewonnen hatte, einen fantastischen Kampf. Es dauerte allerdings eine ganze Weile, ehe der Außenseiter sein Nervenkostüm einigermaßen sortiert hatte. Da aber stand es bereits 12:3 im ersten Durchgang für in Bestbesetzung angetretene Team von Hachings Trainer Mihai Paduretu – nur Alexander Shafranovich zog sich gleich zu Beginn eine Verletzung zu und konnte nicht mehr eingesetzt werden. Die Aufholjagd führte den MSC zwar auf 16:19 heran, aber der Gegner erwies sich als cool genug, den Vorsprung ins Ziel zu bringen. Dann aber nahm der Moerser D-Zug gewaltig an Fahrt auf. Steve Keir, Bobby Kooy, Ewoud Gommans und der mittlerweile für Wegter eingewechselte Broshog schlugen den verdutzten Hachingern die Bälle dermaßen um die Ohren, dass aus der zuweilen deutlich zur Schau getragenen Überheblichkeit des Favoriten ein peinlich berührtes Schweigen wurde.

Zur großen Überraschung setzte sich die freche, weil häufig unkonventionelle Spielweise der Adler auch im dritten Durchgang fort. Paduretu schickte nacheinander sämtliche Stars wie Christian Dünnes, Branislav Skladany, Robert Hupka oder Jan Willem Snippe auf die Bank und ersetzte seine erste Garnitur durch die Reserve. Aber auch die wusste gegen den MSC nichts auszurichten. Lius Schützlinge hatten einen Lauf, der erst im vierten Satz gebremst wurde, weil sich Hachings Akteure nun auf die schnörkellosen Grundlagen des Volleyballs besannen – übrigens ohne Nationalspieler Dünnes, der in sich gekehrt dem Treiben zusah. Zumindest ihn hatte der MSC also weichgekocht.

Im Tiebreak schwanden bei den Niederrheinern die Kräfte. Sie hatten Außerordentliches geleistet. Zum ganz großen Wurf langte es aber auch beim vierten Auftritt in Halle für die Adler nicht.

(Westfalen)
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