Fechten Ein sachliches Verhältnis

Lokalsport · Am Dienstag versucht Florettfechter Benjamin Kleibrink seinen Olympiasieg von Peking zu wiederholen. Gespannt zuschauen wird der Trainer Herbert Wagner, der ihn vier Jahre beim FC Moers unter seinen Fittichen hatte.

 Benjamin Kleinbrink im Moment seines Triumphs in Peking und mit der Goldmedaille an der Seite seines früheren Trainers Herbert Wagner.

Benjamin Kleinbrink im Moment seines Triumphs in Peking und mit der Goldmedaille an der Seite seines früheren Trainers Herbert Wagner.

Foto: Archiv

"Es gibt ab und zu Augenblicke im Leben eines Trainers, da weiß er dann ganz genau, dass sein Schützling mal etwas Großes leisten wird", sagt Herbert Wagner. Der Cheftrainer des Fechtclubs Moers erinnert sich an eine Situation, während der Florett-Übungsstunden in der kleinen Fechthalle am Moerser Nordring, als der damals zwölfjährige Benjamin Kleibrink ruhig und sachlich bemerkte: "Ich will Olympiasieger werden."

"Man hätte das ja als oberflächliches Geplapper eines kleinen Jungen abtun können, aber das stand für mich nicht zur Debatte. Dieser Benny sagte solche Worte nicht ohne feste Absicht. Ich bin sicher, dass er schon damals die größte Persönlichkeit aller Sportler besaß, die ich jemals erleben durfte", so Wagner, der sich auf den Beginn der Olympischen Spiele gefreut hat.

Nicht nur die Fecht-Wettkämpfe wird der 69-jährige Übungsleiter am Fernseher verfolgen. "Ich bin an allen Sportarten interessiert. Jetzt habe ich außerdem Urlaub und kann mal ausspannen", sagt er. Und versetzt sich gedanklich sofort wieder zurück ins Jahr 1997: "Seine Mutter hatte mich angerufen und um ein Gespräch gebeten. Wir trafen uns an einem Sommerabend hier in Moers auf ein Glas Rotwein, Bennys Eltern und ich." Thema war die sportliche Entwicklung des B-Jugendlichen, der bei der DM in Cottbus kurz zuvor "nur" Fünfter geworden war. Zu wenig für seinen eigenen Anspruch?

"Ich hatte durchaus den Eindruck, dass seine Eltern die Karriere von Benjamin forcieren wollten. Aber später war mir dann auch klar, dass Benny selbst ein sehr zielorientierter Junge war", meint Wagner. Im Gespräch mit Trainerkollegen bemerkte er dann später über seinen Schützling: "Noch grün hinter den Ohren, aber im Kopf durch und durch ein Profi."

Tatsächlich wies die Erfolgskurve fortan steil nach oben. Die nächsten Titelkämpfe auf nationaler und internationaler Ebene und brachten dem Duo die angestrebten Erfolge. Während seiner vierjährigen Zeit in Moers steigerte er sich beispielsweise bei den Deutschen A-Jugendmeisterschaften von Rang sechs über Platz zwei zum Titelgewinn 2002 in Halle/Saale. Ähnliche Verläufe gab es bei den Junioren und Aktiven-Turnieren zu beobachten.

Während Trainer Wagner noch heute gute persönliche Kontakte zu ehemaligen Schützlingen pflegt — so war er jüngst auf der Hochzeit von Martha Golebiewski, frühere Vize-Weltmeisterin der Juniorinnen, zu Gast — bezeichnet er das Verhältnis zum Olympiasieger von 2008 als sachlich. "Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass Benny und ich uns menschlich besser verstehen. Aber irgendwann wusste ich dann auch: Er hat mich für seine sportlichen Ziele benötigt und benutzt. Das allerdings ist im Leistungssport völlig legitim."

(RP)
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