Tennis Ein Kratzer, kein Totalschaden

Der TC Moers 08 geht an der Spree baden und scheitert mit 4:5 beim zuvor noch punktlosen TC Blau-Weiß Berlin. Die Niederlage bahnt sich in den Einzeln an, weil Julia Babilon weit unter ihren Möglichkeiten bleibt.

Der Moerser Tennisfreund an sich gehört zur genügsamen Sorte seiner Spezies. Er benötigt einen Saisonverlauf, der ihm alsbald auch im kommenden Jahr weitere Tennisbesuche garantiert, der zudem mit kräftigen Ausschlägen in den freudigen Bereich gespickt und obendrein noch eine Prise Spannung enthalten sollte. All das hat der TC Moers 08 ihm in den ersten vier Spielen der Saison der Damen-Bundesliga zu Genüge präsentiert. Und dann ist der Moerser Tennisfreund auch gewillt, über eine Enttäuschung gnädig hinweg zu sehen. Das 4:5 des TC 08 beim TC Blau-Weiss Berlin gehört in diese Kategorie.

In Berlin den Aufstieg gefeiert

Der Laie wundert sich, der Fachmann weiß, dass solch ein Ausrutscher immer wieder passieren kann – und halt auch das Bundesliga-Geschehen so prickelnd macht. Berlin war einst der Ort, an dem der Moerser Club seinen Bundesligaaufstieg feiern durfte. Dorthin kehrte 08 folglich immer gerne zurück. Bis sich vor sechs Jahren das Blatt wendete und der damalige Meister vom Niederrhein an der Spree erstmals baden ging. Seitdem scheint die Berliner Luft Gift für das Moerser Tennis zu sein.

Wie 2005 waren auch in diesem Sommer die Punkte fest eingeplant – und selbst als die zuvor noch punktlosen Blau-Weißen am Samstag ihre Karten aufgedeckt hatten, glaubte der Moerser Tross noch an einen Erfolg. "Ein 4:2 aus den Einzeln hätte möglich sein müssen", bilanzierte Manager Stefan Hofmann. Der Berliner Bär hielt seine Tatze drauf und rang dem Favoriten ein 3:3 ab.

Patricia Mayr, die 90 Minuten zauberte ohne auch nur einen Spiel abzugeben, die einmal mehr konsequente Eva Birnerova und Timea Babos, die der zehn Jahre älteren Vivien Weber keine Chance ließ, waren die Moerserinnen, die ihr Soll erfüllten. Laura Pous Tios Spiel fehlte die Feinjustierung. Die Spanierin fand keine Länge in ihren Bällen und unterlag in zwei Sätzen. Trotz deutlicher verbesserter Form gegenüber ihrer Premiere zwei Tage zuvor blieb Olivia Sanchez auch in Berlin gegen die routinierte Kveta Peschke erfolglos. Das wäre zu verkraften gewesen, hätte nicht Julia Babilon völlig daneben gelegen. Das 2:6, 0:6 gegen Syna Schreiber hatte den Geschmack einer Schalker Niederlage beim VfB Homberg. "Peinlich", fasste 08-Sportwart Michael Faber das desolate Spiel der vor Jahresfrist noch so zuverlässigen Moerserin zusammen.

Zwei der drei 08-Doppel gingen verloren – da hatte das Spiel tatsächlich sein überraschendes Ende gefunden. Ein Kratzer, aber kein Totalschaden. Der Moerser Tennisfreund kann verzeihen.

(RP)
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