Leichtathletik DLV durchkreuzt die Pläne von David Behre

Moers · Der Prothesensprinter aus Moers kann nicht verstehen, dass der Deutschen Leichtathletik-Verband die Resultate von Behinderten und Nicht-Behinderten ab Anfang 2013 getrennt werten will.

Das für alle Zeiten unvergessliche Erlebnis, bei den Paralympics in London vor 80 000 Zuschauern gelaufen zu sein, hat bei David Behre die Lust auf mehr geweckt. Seit seiner Rückkehr aus England ist in dem Moerser der Entschluss gereift, seinem großen Vorbild Oscar Pistorius nachzueifern und sich auch mit Nicht-Behinderten zu messen. Doch seit dem Wochenende ist es noch fraglicher, ob sich für den 26 Jahre alten Prothesensprinter der Versuch überhaupt lohnt, die DM-Norm für die 400 Meter anzustreben.

Denn die Regelkommission des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) hat beschlossen, dass die Leistungen von Behinderten und Nicht-Behinderten ab dem 1. Januar des neuen Jahres getrennt gewertet werden sollen. Faktisch ist es also für einen Sportler mit Handicap künftig nicht mehr möglich, sich bei einer Meisterschaft der Nicht-Behinderten über einen Vorlauf in der Konkurrenz weiter nach vorne zu kämpfen. "Das ist ein Schlag vor den Kopf für alle behinderten Leistungssportler, denn unter dem Strich wird ihnen durch die Möglichkeit verwehrt, an entsprechenden Wettkämpfen teilzunehmen. Das passt nicht in eine Gesellschaft, in der Gleichberechtigung groß geschrieben wird", sagt David Behre. Für ihn kommt diese Hiobsbotschaft genau in einer Phase, in der er sich die Voraussetzungen schaffen will, um in seiner Spezialdisziplin die DM-Norm der Nicht-Behinderten zu erreichen. So hat er beispielsweise gerade erfolgreich Verhandlungen mit dem Prothesenhersteller Össur abgeschlossen, der auch für Oscar Pistorius die Carbon-Stelzen herstellt. Behres Spezialanfertigungen werden gerade produziert.

Doch Behre denkt gar nicht daran aufzugeben. Wie geplant will er sein Training mit der neuen Ausrüstung aufnehmen und sich in neue Leistungsdimensionen katapultieren. "Wenn ich dann sehe, dass ich tatsächlich in die Nähe der DM-Norm komme, werde ich sicher auch nicht davor zurückschrecken, mir mein Recht vor Gericht zu erstreiten", gibt sich Behre kämpferisch. Und er ist zuversichtlich, dass er Recht bekommen würde. Denn auch im Fall von Oscar Pistorius habe eine biomechanische Studie eindeutig bewiesen, dass die Prothesen dem Sprinter unter dem Strich keine Vorteile gegenüber den "normalen" Läufern bringen. Behre hofft jetzt, dass sich der Weltverband, der im Sommer einen Start Pistorius' bei den Olympischen Spielen zuließ, nicht von der Entscheidung des DLV beeinflussen lässt. Sollte der deutsche Verband unter dem heftigen Gegenwind, den er entfacht hat, nicht zurückrudern, kann sich Behre auch eine Soldarisierung vorstellen. "Sicher würden sich dann behinderte Sportler zusammentun, um dagegen vorzugehen."

(RP/rl)
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