Tennis Die Bodenhaftung nicht verloren

Tennis · Bei den French Open der Junioren in Paris sorgte Antonia Lottner vom Tennis-Bundesligisten TC Moers 08 mit ihrem Einzug ins Halbfinale für viel Aufsehen. Den Trubel um ihre Person hat die 15-Jährige gut verkraftet, jetzt konzentriert sie sich voll auf die nächsten Aufgaben.

 Antonia Lottner fühlte sich auf der roten Asche von Roland Garros pudelwohl. Sie spielte sich überraschend bis ins Halbfinale.

Antonia Lottner fühlte sich auf der roten Asche von Roland Garros pudelwohl. Sie spielte sich überraschend bis ins Halbfinale.

Foto: Paul Zimmer

Die Kinder auf der Tennisanlage des TC Moers 08 waren aufgeregt. "Da steht sie", rief ein Knirps den anderen zu und lief schnell auf Antonia Lottner zu. Die artige Frage nach einem Autogramm beantwortete die 15-Jährige mit einem Lächeln, ehe sie den roten Filzstift nahm, um ihren Namen auf den T-Shirts der kleinen Fans zu verewigen.

Antonia Lottners Unterschrift ist derzeit nicht nur an der Filder Straße gefragt. Auch in Paris stieg der Kurswert ihrer Autogramme Tag für Tag an. Als Qualifikantin war die Moerserin vor knapp zwei Wochen zu den French Open der Juniorinnen in die französische Hauptstadt gereist, als Halbfinalistin kehrte sie am Sonntag an den Niederrhein zurück.

Die Erfolgsserie auf den Plätzen von Roland Garros steht als Synonym für den selbst für Experten überraschend schnell vollzogenen Sprung in die internationale Topriege der jungen Tennisspielerinnen, denen die Zukunft gehören wird. "Wahnsinn", staunte auch ein sichtbar stolzer 08-Manager Stefan Hofmann, der sich rühmen darf, das Talent der Düsseldorferin schon frühzeitig erkannt und sie vor zwei Jahren aus Kaiserswerth nach Moers geholt zu haben.

Bei all dem Trubel, der derzeit auf sie niederprasselt, hat das Moerser Talent die Bodenhaftung aber keineswegs verloren. "In der Tenniswelt ist es doch so, dass das Glas meistens immer halb leer ist", hat sie schon erfahren, dass Siege eine kurzfristige Angelegenheit sein können. Noch beherrscht sie aber die Kunst, ihre Erfolge auch mit der nötigen Freude zu feiern. Jedes Spiel in Paris war für Antonia Lottner eine Zugabe. "Ich habe nicht über ein mögliches Endspiel nachgedacht, sondern mich von einer Begegnung auf die andere jeweils neu konzentriert und auf die Spiele gefreut", verrät sie.

Dass sie mit dieser Taktik nicht falsch liegen konnte, merkte sie spätestens nach ihrem Erstrundenerfolg im Hauptfeld, als sie gegen die ehemalige Nummer eins der Juniorinnen-Weltrangliste, die Russin Irina Khromacheva, überaus deutlich mit 6:2, 6:1 gewann.

Da hatte sie bereits eine weitere Seite des Erfolgs kennengelernt. Als Qualifikantin in Paris musste Antonia Lottner die Welt noch alleine erobern, sich morgens mit ihrer großen Tennistasche in die Metro setzen und mit dem Fahrschein in der Hand quer durch Paris fahren. Erst nach dem Einzug ins Hauptfeld folgte die Aufnahme ins Spielerhotel mit Rund-um-Begleitung über den Tag.

"Da war ich schon froh, wenn ich abends wieder auf dem Zimmer war", erzählt Lottner. Doch da war nicht nur die angenehme Zeit auf der Massagebank, sondern auch das gestiegene Interesse an ihrer Person. Die unausweichliche Frage nach ihrem Vorbild hat sie in Paris mehrfach beantwortet. Nicht etwa Steffi Graf, sondern die Open-Siegerin Maria Sharapova bewundert sie. "Steffi Graf habe ich doch nie kennengelernt", sagt Antonia Lottner. Die neue und alte Nummer eins der Welt aber schon. "Maria hat sich rargemacht. Aber wenn man sie gesehen hat, war sie immer voll konzentriert und bei der Sache." Eine Eigenschaft, die in Paris auch bei Antonia Lottner zu bewundern war.

(dk)
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