Fußball Der gläserne Fußballer

Beim Fußball-Kreisliga-A-Aufsteiger SV Schaephuysen werden die Spieler nach jedem Training zur Nadel gebeten. Diplomsportlehrer Karl-Heinz Gores ist für dies Aktion zuständig und gibt alle gesammelten Daten an den Trainer des Teams, Matthias Vüllings, weiter.

Tobias Trollst hat’s so richtig gut. Wenn er zum Training des SV Schaephuysen vorfährt, dann ist ihm ein Parkplatz sicher. Den hat ihm der Trainer reserviert, extra ein Schild dafür gebastelt, das nun dem Torschützenkönig des A-Liga-Aufsteigers freies Parken vor dem Sportplatz garantiert. Freilich, das war der Lohn für 19 Treffer in der vergangenen Saison. Seit drei Wochen bittet Matthias Vüllings seine Spieler wieder zum Training. Und da kommt es nun auch bei Trollst wieder auf die Leistung an. Die wird in Schaephuysen akribisch beobachtet und gemessen.

Einst Faustballer im Ort

Karl-Heinz Gores ist dafür zuständig. Der Konditionstrainer des Neulings, Diplomsportlehrer und früher als Faustballer im Ort erfolgreich, bittet die Spieler nach jedem Training zur Nadel. Mit einem Laktattest kann der 56-jährige genau feststellen, wie leistungsfähig die Akteure zu jedem Zeitpunkt der Vorbereitung sind. Die Ergebnisse gibt er an Vüllings weiter, der daraufhin für jeden Akteur einen exakten Trainingsplan entwickelt. Während der Übungsabende und auch bei den Vorbereitungsspielen tragen die Schaephuysener Fußballer zudem einen Sender in einem Brustgurt, der jederzeit die Herzfrequenz misst. Gregor Senyk ist das erste „Opfer“ des Docs an diesem Abend. Nach 20 Trainingsrunden, mehr als sieben Kilometern, entnimmt Gores dem 22-jährigen Stürmer einige Tropfen Blut aus dem Ohrläppchen, das zuvor mit einer Salbe eingerieben wurde, um eine leichtere Blutentnahme zu ermöglichen. „Es geht um die Sauerstoffaufnahme des Blutes“, erklärt Gores, der in der vergangenen Winterpause auch den Oberligisten VfB Homberg fit machte und ihm so zum Klassenerhalt verhalf.

„55 Milliliter ist der optimale Wert“, sagt er. Den sollten die Fußballer schon haben, um während des Spiels nicht vorzeitig zu ermüden und somit Fehler zu machen. „Unsere Spieler haben diese Zahl im Moment zu 85 Prozent erreicht“, freut sich Vüllings. „Und es bleiben ja noch vier Wochen bis zum ersten Spiel!“ „Wir können erkennen, welcher Spieler tatsächlich an seine Grenzen geht“, erklärt Gores. Der „gläserne Fußballer“ ist da: „Wir könnten die Spieler in den Wald schicken, die könnten nicht mogeln und sich auf einen Baum setzen“, deutet er die Möglichkeiten seiner Tests an.

Kosten werden selber getragen

Die Kicker freilich denken daran überhaupt nicht. Die Trainingsbeteiligung beim Aufsteiger ist so hoch wie nie zuvor. Mehr noch: Die Kosten für die Untersuchungen tragen die Spieler selbst. „Jeder gibt seinen Teil“, berichtet Vüllings. Und das bestimmt nicht nur um später einen freien Parkplatz vor dem Sportplatz zu erhalten.

(RP)
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