Fußball Der Champions-League-Gipfel in Moers

Moers · Am Samstag bestreiten Dortmund und Bayern das erste deutsche Finale im wichtigsten Club-Wettbewerb Europas. Die Vorsitzenden zweier Moerser Fanclubs trafen sich jetzt zum Endspiel-Gipfel auf der GSV-Anlage am Solimare.

 Kämpferisch, aber mit einem Lächeln auf den Lippen: Siegmund Tobies(l.) und Jörg Schwientek können sich trotz aller Rivalität in die Augen schauen.

Kämpferisch, aber mit einem Lächeln auf den Lippen: Siegmund Tobies(l.) und Jörg Schwientek können sich trotz aller Rivalität in die Augen schauen.

Foto: K. Dieker

Sie haben viele Gemeinsamkeiten. Sie wohnen beide in Moers, haben beim GSV Moers gespielt oder spielen noch dort, sie können blau-weiß nicht ausstehen, zumindest was die Farben eines im Ruhrgebiet ansässigen Fußball-Bundesligisten angeht, und sie sind Vorsitzende zweier Fanclubs, deren Vereine am Samstag im Londoner Wembley-Stadion aufeinandertreffen.

Siegmund Tobies steht an der Spitze des Dream Teams Moers 1997, das den Bayern aus München ganz fest die Daumen drückt. Jörg Schwientek führt den Fanclub Grafschaft Schwarz-Gelb und ist Anhänger, wie es die Farben schon aussagen, von Borussia Dortmund. Für einige Minuten verlegten die beiden Vorsitzenden das Geschehen von Wembley auf den Kunstrasen am Solimare, wo sie schon einmal einen Vorgeschmack auf das Champions-League-Finale lieferten.

Was auffiel, beide Akteure boten sich ein packendes Wortgefecht in angenehm fairer Atmosphäre. Doch wie sich das für richtige Fans gehört waren sie von Erfolg der jeweiligen Mannschaft überzeugt. "Das wird eine Wiedergutmachung für das verlorene Finale in München. Wir werden gewinnen", meinte Siegmund Tobies und lieferte damit die Vorlage für Jörg Schwientek, um es sich in der Rolle des Underdogs bequem zu machen: "Natürlich sind wir Außenseiter. Aber das waren wir 1997 vor dem Finale gegen Juventus Turin auch."

Dass Siegmund Tobies Anhänger der Bayern ist, muss seinem Elternhaus zugeschrieben werden. Dies stand im Schwangau in der Nähe von Peiting in Oberbayern. Doch die Eltern zogen aus beruflichen Gründen nach Nordrhein-Westfalen, blieben aber Bayern-Fans und so wuchs auch der Sohn in diese Rolle. Fast zwei Dutzend Mitglieder zählt der in Moers ansässige Fanclub. Nein, nicht bei jedem Heimspiel von Robben & Co. ist Tobies dabei. "Der Weg ist einfach zu weit", sagt er seufzend. Doch bei vielen Highlights waren er und seine Mitstreiter dabei. Eröffnung der Allianz-Arena, Abschiedsspiel für Mehmet Scholl und ein Empfang der Mannschaft in der bayerischen Staatskanzlei mit dem damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber. Die Versammlungen des Dream Teams Moers werden zumeist in den heimischen Partykellern abgehalten. Dann kommen auch die Vereinsmitglieder aus der weiteren Umgebung. Am Samstag wird im heimischen Garten die Party richtig abgehen.

Jörg Schwientek dagegen wird das Traumfinale in der englischen Hauptstadt erleben. Bei der Verlosung der kostbaren Eintrittskarten hat sein Fanclub 15 Tickets ergattert. "Die werden unter unseren Mitgliedern verteilt", sagt Schwientek. "Der Rest geht zum Public Viewing in die Londoner Innenstadt", so der Fanclub-Vorsitzende. Klar auch, dass danach die Pub-Szene in der britischen Hauptstadt auf dem Prüfstand stehen soll. Schwientek brauchte die Farben nicht sonderlich zu wechseln, als es darum ging, die Leidenschaft für einen Fußball-Bundesligisten zu erwecken. Es war damals Borussia Dortmund, wofür der Spieler der GSV-Altherren auch noch heute schwärmt. Seit 1991 ist er im Fanclub und natürlich im Besitz einer der begehrten Dauerkarten. Vorteile hat Grafschaft Schwarz-Gelb was die Anzahl der Mitglieder angeht, über 80 sind aktuell dabei.

Zur entspannten Atmosphäre beim Champions-League-Gipfel auf der GSV-Anlage am Solimare passt, dass sich Tobies und Schwientek zum Abschied die Hände schüttelten und sich viel Erfolg wünschten. Doch den kann am Samstag im Londoner Wembley-Stadion bekanntlich nur eine Mannschaft haben.

(RP/rl)
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