Fußball Dem SVL droht der Kollaps

Der Verein hat erstens seine Schulden nicht bezahlt und zweitens bei der Verhandlung durch Abwesenheit geglänzt. Der neue Vorstand ist total überrascht

In regelmäßigen Abständen geht der Fußball-Verband Niederrhein (FVN) gegen Vereine vor, die ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen. Und die Summen, um die es dabei geht, sind teilweise recht beachtlich, also im (hohen) vierstelligen Euro-Bereich. Zumeist erledigen sich die Verfahren insofern von selbst, als die säumigen Zahler unter Androhung des Ausschlusses aus dem Verband sofort zahlen oder Ratenzahlungen vereinbaren, an die sie sich hinterher auch strikt halten. Wer seine Schulden dennoch nicht zahlen kann oder will, fliegt irgendwann hochkant raus — wie vor vielen Jahren das Fußball-Kreis-Moers-Mitglied Ülkemspor Rheinhausen.

Eine neue Variante hat jetzt der SV Lintfort ins (böse) Spiel gebracht. Der Verein war jetzt (wie es in solchen Fällen immer heißt: frist- und formgerecht) vorgeladen worden, um Rechenschaft über seine nicht unerheblichen Zahlungsrückstände abzulegen. Doch die Sitzung musste ausfallen, weil vom SVL niemand erschien. Das brachte dem Verein eine zusätzliche Geldstrafe von 200 Euro ein sowie die Auflage, die Verhandlungskosten von 150 Euro zu zahlen. Mehr noch: Bis zum 15. April muss er nun sämtliche Schulden auf einen Schlag begleichen, sonst wird umgehend über den Antrag des FVN-Präsidiums auf Ausschluss des SV Lintfort entschieden.

Die RP als Informationsquelle

Sowohl der 1. Vorsitzende des SVL, Jasmin Karajkovic, als auch sein Stellvertreter Klaus-Dieter Renkiewicz haben diesen Sachverhalt nach eigenen Angaben erst durch eine entsprechende Nachfrage der RP erfahren. Die Beiden sind erst seit Ende Januar im Amt. Karajkovic hält sich noch bis nach Ostern im Ausland auf. Seine telefonische Stellungnahme war knapp: "Ich weiß nichts von diesen Zahlungsrückständen. Seit einiger Zeit dränge ich vereinsintern darauf, mir die Bücher zu überlassen, damit ich mir ein Bild davon machen kann, wie es finanziell um den SVL bestellt ist."

Auch Renkiewicz betont, bis zum RP-Anruf ahnungslos gewesen zu sein: "Als ich gebeten wurde, mich für das Amt des 2. Vorsitzenden zur Verfügung zu stellen, wusste ich nichts von derartigen Problemen." Seit acht Jahren gehört er dem Verein von der Konradstraße an. Zwar war auch ihm in den letzten Monaten nicht verborgen geblieben, dass der Club finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet ist, aber ein drohender Rausschmiss aus dem Verband ist für ihn nach wie vor nicht vorstellbar.

"Das muss jetzt schnellstens aufgearbeitet werden. Wir müssen uns sofort nach Ostern zusammen setzen und die Lage diskutieren. Sollte es keine schnelle Lösung geben, dann kann ich für meine Person einen Rücktritt nicht ausschließen. Die Verursacher dieser Misere sind sicher nicht unter den neu gewählten Vorstandsmitgliedern zu finden."

Wer hat also Schuldf? "Entweder frühere Vorstandsmitglieder oder Melanie und Norbert Koch, die uns die finanziellen Vereins-Unterlagen bis heute nicht ausgehändigt haben", mutmaßt Renkiewicz.

(RP)
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