Volleyball Das ist keine Übermannschaft mehr
Moers · Der VfB Friedrichshafen, der heute Abend zum nationalen Pokal-Halbfinale als Gast des Moerser SC in Mülheim gastiert, hat viel von seinem legendären Ruf der Unbezwingbarkeit eingebüßt. Nicht zuletzt aus ihrer kürzlichen 2:3-Punktspielniederlage dürfen die Moerser Mut schöpfen.
Am Rand einer Niederlage hatte der Moerser SC den "Goliath" des deutschen Volleyballsports kürzlich bereits. Da mühte, ja quälte sich der große VfB Friedrichshafen mit seinem Star-Trainer Stelian Moculescu und einer wieder einmal klangvollen Truppe am 30. November in der Mülheimer RWE-Sporthalle zu einem 3:2-Erfolg.
Es hätte also bei der Pokal-Auslosung zum nationalen Halbfinale schlimmer kommen können, nämlich mit dem verlustpunktfreien Tabellenführer der Bundesliga, Generali Haching, als Gegner. Allerdings befand sich auch noch das Los des vermeintlich schwächeren Liga-Konkurrenten TV Bühl in der Trommel. Aber MSC-Trainer Chang Cheng Liu macht seinen Schützlingen klar: "Wer Pokalsieger werden will, der muss ohnehin alle schlagen." Heute um 19.30 Uhr wird der erste Ball übers Netz in Mülheim fliegen.
Die Mannschaft vom Bodensee erscheint verwundbar. Schon drei Mal ging sie in dieser Saison als Verlierer vom Spielfeld — vor wenigen Jahren wäre das noch undenkbar gewesen. Da galten die "Häfler" in Deutschland als unbesiegbar und stellten 2007 eine der stärksten Vereinsmannschaften der Welt, die ihren Ruf mit dem Gewinn des Titels in der Champions League festigte. Aber das ist mittlerweile Makulatur. Dennoch sind Moculescus Akteure in der Auseinandersetzung mit den Grafenstädtern klarer Favorit, zumal da der MSC auf seinen starken Mittelblocker Henning Wegter verzichten muss, der sich heute einer Bandscheiben-Operation unterzieht (die RP berichtete exklusiv).
Bei seinem knappen Sieg vor wenigen Wochen in Mülheim musste der VfB ohne den ehemaligen Moerser Weltklasse-Libero Nikola Rosic sowie dessen serbischen Landsmann Milos Vemic auskommen, die mit ihrer Nationalmannschaft in Sachen Olympia-Qualifikation unterwegs waren. Doch die Mannschaft vom Bodensee unterlag auch schon mit allen Assen beim VC Gotha mit 2:3. Das war am 3. November, und durch die Liga ging ein Raunen. Wenn alles passt, Tagesform und Glück hüben sowie Pech drüben, dann könnte es auch diesmal wieder eine Überraschung geben.
Die Sensation von Berlin
So geschehen vor ziemlich exakt fünf Jahren, als die Adler zur beinahe aussichtslosen Auswärtspartie in die Hauptstadt gereist waren und dort den SCC Berlin im Pokal-Halbfinale als den hohen Favoriten alt aussehen ließen. Warum also nicht an ein weiteres kleines "Volleyball-Wunder" glauben und alles in die Waagschale werfen, was man hat? Eine andere Chance haben die Moerser ohnehin nicht. Das K.o.-System im Pokal will es so.