Kampfsport „Bin ich zu alt für Karate?“

Mit dieser Frage stieg der damals 39-jährige Karl Szardien aus Moers ins Training ein. Heute ist er 72, und die Frage stellt sich für ihn nicht mehr. Im Gegenteil: "Ich verstehe nicht, warum nicht mehr Ältere diesen Sport ausüben. Karate ist so gesund", betont er.

Karl Szardien ist 72 Jahre alt. Er hat zehn Enkel und zwei Ur-Enkel. Er könnte einen gemütlichen Lebensabend im Ohrensessel verbringen. Stattdessen ist er ständig auf Achse — und immer noch ein wahrhaftiger Kämpfer. Zwei bis drei Mal in der Woche zieht er sich den weißen Sportanzug an, bindet sich den schwarzen Gurt um und trainiert Karate.

Beim Verein Okinawa-te Geldern ist der Senior aus Moers sogar Ehrenmitglied. Ob der fernöstliche Kampfsport wirklich noch was für ältere Menschen ist? Szardien lacht und antwortet: "Ich verstehe nicht, warum nicht mehr Ältere diesen Sport ausüben. Karate ist so gesund." Dass die Kollegen in seiner Trainingsgruppe alle weit jünger sind, stört ihn nicht — und schon gar nicht die Jüngeren. "Eigentlich muss er mehr Rücksicht auf uns nehmen als wir auf ihn", sagt eine Trainingspartnerin. Früher kämpfte Szardien für Geldern in der Landesliga um Punkte. "Damals floss sogar im Training Blut", berichtet er "Heute haben die Jungen oft Angst davor, richtig zu kämpfen."

Als 39-Jähriger stand der Mann aus Moers zum ersten Mal beim Training auf der Matte. "Er kam in die Halle", erinnert sich der Vereins-Vorsitzende und Trainer Richard Froeschke, "und er fragte: Ich würde auch gerne Karate machen. Oder bin ich dafür zu alt?"

Diese Frage stellt Szardien heute jedenfalls nicht mehr. Schon immer habe er Sport getrieben. Seit mehr als 20 Jahren ist er auch beim Moerser TV aktiv, macht Fitnesstraining hat schon zehn Mal das Goldene Sportabzeichen errungen. Früher betrieb er auch Kempo-Karate und kam bis zum achten Kyu-Grad. Zur Entspannung geht er zu den Moerser Sportschützen oder er schnappt sich seine Angel und fährt zum Campingplatz.

Das Erfolgsrezept des Karl Szardien ist simpel: "Ich rauche nicht, trinke nicht und achte aufs Essen." Nach kurzer Pause fügt er hinzu: "Und mittlerweile habe ich weniger Frauen." Natürlich kommen immer mal wieder kleinere Zipperlein. Erst kürzlich zog er sich eine leichte Knieverletzung zu. "Ich hatte zu hart trainiert. Aber nach einer Woche Pause geht's wieder." Die Geduld ist im Alter aber nicht größer geworden. "Na ja, vielleicht versuche ich es morgen schon wieder."

Schließlich verfolgt der Karate-Senior noch große Ziele. So will er noch die Prüfung zum dritten Dan absolvieren. Schließlich will der Opa seinen Enkeln und Ur-Enkeln zeigen, was er noch alles drauf hat.

(RP)
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