Moers Bengalo-Irrsinn in der Kreisliga

Moers · Das Lokalderby zwischen dem SV Scherpenberg und dem TV Asberg ist von Ausschreitungen überschattet worden. Asberger Fans sollen bengalische Feuer gezündet sowie Werbebanden demoliert haben. Die Gruppe fällt immer wieder auf.

 Die "Ultras" des TV Asberg haben Videos ihrer Aktionen bei Youtube eingestellt. Diese Aufnahme stammt aus dem Hinspiel gegen Scherpenberg.

Die "Ultras" des TV Asberg haben Videos ihrer Aktionen bei Youtube eingestellt. Diese Aufnahme stammt aus dem Hinspiel gegen Scherpenberg.

Wenig überrascht nahm der Fußball-Kreisvorsitzende Hans-Dieter Wiechert am Montag zur Kenntnis, dass es in Scherpenberg gebrannt hat. Wiechert spricht von einem "Problemspiel", von einer "besondere Gefährdungslage". Diese habe allerdings auch noch auf andere Spiele am Wochenende zugetroffen, weshalb er und seine Kollegen eben nicht in Scherpenberg Präsenz zeigten.

Es geht um ein Spiel der Kreisliga A, um ein Moerser Lokalduell, um Freizeitkicker und ihren Anhang. Die Sprache stimmt nicht, die Verhältnisse sind verrutscht, doch Wiechert meint ganz Ernst, was er da sagt. "Ich kümmere mich jetzt seit 50 Jahren um den Fußball in unserer Region. Aber ich sag es Ihnen ganz ehrlich: Es macht keinen Spaß mehr."

Die selbst ernannten Ultras des TV Asberg dokumentieren derweil fleißig mit verwackelten Videoaufnahmen bei Youtube, was ihnen Spaß macht. Zu sehen sind Halbstarke und junge Erwachsene, die lautstark anfeuern, Plakate malen und immer wieder über die Strenge schlagen. Mit Bengalos, mit Rauchbomben, mit Aktionen, die dem eigenen Verein mehr schaden als nutzen.

"Das hat nichts mit Fußball zu tun, ist völlig schwachsinnig und muss dringend aufhören", kommentiert Michael Prigge, der Trainer des TV Asberg, die Aktionen vom Lokalderby. Er ist erst seit gut einem Jahr im Amt, die Ultras gab es schon vorher. Auf der Vereins-Homepage werden Bilder der Gruppe gezeigt: bei den Vorbereitungen, bei Ausflügen, beim Abbrennen der verbotenen bengalischen Feuer.

Der Fußballkreis hat die Verantwortlichen bereits kritisiert, vergleichbare Vorkommnisse bei einem Spiel gegen Rumeln zogen eine Geldstrafe nach sich. Im Januar 2011 wurde der Scherpenberger Torwart Tim Szpadzinski von einem Asberger "Fan" in den Rücken geschlagen, nachdem er bei einem Hallenturnier auf Zeit gespielt hatte.

Doch vereinsinterne Konsequenzen blieben aus. "Die Geldstrafe war nicht gerechtfertigt. Andere Vorkommnisse will ich nicht bewerten. Unsere Jungs haben versichert, keine derartigen Aktionen mehr zu machen", sagt Werner Dlugokinski, Fußball-Abteilungsleiter beim TV Asberg. Er selbst sei am Sonntag nicht mehr vor Ort gewesen, als die Leuchtfackeln brannten und die Werbetafeln demontiert wurden: "Bisher kenne ich nur die Gerüchte."

Kay Bartkowiak, Trainer des SV Scherpenberg, stand mit einigen Zuschauern vor den Kabinen, als die TV-Ultras zündelten: "Solche Aktionen ist man ja von denen gewohnt. Das war bei anderen Derbys nicht anders, aber irgendwo hört der Spaß dann auch auf."

Zumindest für zwei Männer (32, 33) aus Moers könnte die Aktion ein rechtliches Nachspiel haben. Sie wurden von der alarmierten Polizei festgenommen, die Personalien notiert.

Welche Konsequenzen der Vorfall für den TV Asberg haben wird, ist Sache der Spruchkammer und des Fußballkreises. Hans-Dieter Wiechert will ein Zeichen setzen. Gegen die Vorbilder aus der Bundesliga, "und gegen die weichen Urteile des DFB". Es sei mehr denkbar als eine Geldstrafe: "Die Leute müssen begreifen, dass wir so etwas nicht dulden können. Die Polizei kann doch nicht sonntags in der Kreisliga die Fans überwachen. Wenn wir die Selbstkontrolle nur über drastische Maßnahmen erreichen, dann werden wir ernsthaft darüber nachdenken."

(boett)
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