Meinung Raabe-Rückzug: Ohne Rückhalt fehlt schnell die Luft

Moers · Seit Mittwoch wissen wir: Der vom SPD-Parteivorstand unterstützte Kandidatenanwärter macht es nicht. Der 48-Jährige er hat seine parteiinterne Kandidatur zurückgezogen. Aus nachvollziehbaren Gründen, findet unsere Autorin.

 Detlef Raabe will nicht mehr Bürgermeisterkandidat für die SPD werden.

Detlef Raabe will nicht mehr Bürgermeisterkandidat für die SPD werden.

Foto: SPD Moers

Liebe Mitmoerser, vergangene Woche habe ich an dieser Stelle eine Vermutung geäußert: Dass Detlef Raabe – gebürtiger Moerser, Bereichsleiter „Organisationspolitik“ in der Verdi-Bundesverwaltung und vom Parteivorstand vorgesehener SPD-Kandidat für das Bürgermeisteramt – vielen Genossen in Moers (noch) nicht nah genug dran zu sein scheint an den Problemen und Besonderheiten der Grafenstadt. Das scheint auch Raabe selbst so zu sehen. Seit Mittwoch wissen wir: Er macht es nicht. Der 48-Jährige er hat seine parteiinterne Kandidatur zurückgezogen.

Für die Sozialdemokraten ist diese Entscheidung eine echte Blamage: Sie sind angesichts der erneuten Kandidatur von Amtsinhaber Christoph Fleischhauer (CDU) voraus galoppiert und haben zu früh – ohne die Bündnispartner Grüne und Grafschafter mitzunehmen – auf den selbst in eigener Wahrnehmung falschen Mann gesetzt.

Die Wahrheit ist doch: Detlef Raabe hätte seinen guten Job in Berlin eigentlich sofort an den Nagel hängen müssen, um sich in Vollzeit das Vertrauen der Moerser Genossen bis zur endgültigen Kandidatenaufstellung – die wegen des Neuzuschnitts der Kommunalwahlbezirke frühestens Ende des Jahres stattfinden kann – zu erarbeiten. Dass er dieses Risiko in Anbetracht der offenbar nicht vorhandenen parteiinternen Unterstützung vor Ort nicht eingehen wollte, ist absolut nachvollziehbar. Schließlich wären nach den Genossen ja auch noch die Wähler gekommen, die hätten überzeugt werden wollen. Die Luft für so einen Argumentationsmarathon  hat nur, wer ein „Gerhard Schröder“-mäßiges Selbstvertrauen oder echten Rückhalt hat.

Detlef Raabe kam im Mai als einziger, vom Parteivorstand unterstützter Kandidatenanwärter nach Moers. Dass zwei Monate später mit Michael Pela, Mitglied der SPD-Fraktion und Sachkundiger Bürger im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planen und Umwelt, ein weiterer Bewerber seinen Hut spontan in den Ring werfen würde, war weder für den 48-Jährigen, noch für sonst wen absehbar. Bei Raabe hat der Angriff aus den eigenen Reihen jedenfalls gravierende Zweifel an der bereits getroffenen Entscheidung heraufbeschworen.

Im Rennen ist bei der SPD damit derzeit nur noch der 29 Jahre alte Jurist Pela. Ich wage die Prognose: Dabei wird es nicht bleiben. Irgendwann nach der Sommerpause werden weitere Namen ins Gespräch kommen. Der Parteivorstand wird die Vorschlagshoheit zurückerlangen müssen, um nach außen nicht komplett blamiert dazustehen. Auf der anderen Seite bedeutet der Rückzug Raabes für die Sozialdemokraten aber auch die Chance, die Bündnispartner doch noch  einzubeziehen und womöglich einen gemeinsamen Bündnis-Kandidaten zu finden. Ich persönlich halte das nicht für ausgeschlossen. Was meinen Sie?

julia.hagenacker@rheinische-post.de

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