Moers SPD-Fraktion will den Moersern besser zuhören

Moers · Atilla Cikoglu löst Carmen Weist an der Fraktionsspitze ab. „Wir müssen mehr kommunizieren“, sagt er.

 Atilla Cikoglu (Mitte) mit seinen Stellvertretern Harald Hüskes und Anja Reutlinger. Zum Vorstand gehören außerdem Thomas Wenzel, Ursula Elsenbruch, Hajo Schneider und Martina Barwitzki-Graeber.

Atilla Cikoglu (Mitte) mit seinen Stellvertretern Harald Hüskes und Anja Reutlinger. Zum Vorstand gehören außerdem Thomas Wenzel, Ursula Elsenbruch, Hajo Schneider und Martina Barwitzki-Graeber.

Foto: Pogorzalek

Er ist erst 41 und doch ein alter Hase im Rat. „Seit 2004 bin ich im Jugendhilfe- und Sozialausschuss, und jedes Mal bin ich mit Begeisterung dabei“, sagte Atilla Cikoglu am Dienstag vor der Presse. Diese Begeisterung will er jetzt in die gesamte Fraktion tragen: Deren Mitglieder haben Cikoglu zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Der Verwaltungsfachwirt, der in der Personalabteilung des Polizeipräsidiums Dortmund arbeitet, ist Nachfolger von Carmen Weist. Sie hatte sich vor einem Jahr bereit erklärt, übergangsweise für den aus beruflichen Gründen aus dem Amt geschiedenen Mark Rosendahl einzuspringen. „Sie hat in einer schwierigen persönlichen Situation das ‚Wir’ vor das ‚Ich’ gestellt“, sagte Cikoglu über seine Vorgängerin. Auch für das aus dem Fraktionsvorstand ausgeschiedene Urgestein Hartmut Hohmann hatte er lobende Worte. Hohmann wolle bei der nächsten Kommunalwahl nicht mehr für den Rat kandidieren. „Ich hoffe, dass er uns mit seinem Sachverstand trotzdem beratend zur Seite steht.“

„Wir müssen mehr kommunizieren“, sagte Cikoglu – und zwar sowohl im Hinblick auf die Moerser als auf die Fraktion selbst. „Man muss wissen, wie die Bürgerschaft tickt, und was sie von uns erwartet.“ Nach dem Vorbild des Parteiformats „Ansprech-Bar“ sollen auch Fraktionsmitglieder an Ständen das Gespräch mit den Bürgern suchen, diesen vor allem zuhören und Gelegenheit geben, „Dampf abzulassen.“ Ob das reicht, potenzielle AFD-Wähler für sich zu gewinnen, bleibt offen. „Das braucht einen langen Atem“, sagte Cikoglu. Er wolle bei der Bürgerschaft Vertrauen und Glaubwürdigkeit für die SPD-Fraktion schaffen. Wobei die desolate Lage der SPD im Bund nicht auf die Moerser SPD abzufärbe. „Bei Gesprächen mit Bürgern schneiden wir 20 bis 30 Prozent besser ab als die Bundes-SPD“, sagte Anja Reutlinger, stellvertretende Fraktionschefin. Weiterer Stellvertreter Cikoglus ist Harald Hüskes.

Fraktionsintern habe er bereits allen Mitgliedern persönliche Gespräche angeboten, sagte Cikoglu. „Als Vorsitzender muss ich wissen, wie die Fraktion tickt. Solche Gespräche hat es in den vergangenen Jahren nicht gegeben.“ Er wolle auch dafür werben, weniger mit dem Finger auf andere zu zeigen. „Unsere Probleme werden nicht in Berlin oder Düsseldorf gelöst.“ Eines dieser Probleme sei der Mangel an Sozialwohnungen in Moers. Die betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Wohnungsbauunternehmen müssten dringend geändert werden. Vielleicht muss man dafür aber dann doch den Finger Richtung Düsseldorf, Berlin oder zumindest Wesel strecken.

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