Serie Next Generation - Politiknachwuchs Im Kreis Wesel Sozialistisch, links, demokratisch: "solid"

Moers · Cigdem Kaya ist Sprecherin des Stadtverbandes der Linken in Dinslaken, Ratsfrau in ihrer Heimatstadt und Ansprechpartnerin für die linke Jugend im Kreis Wesel. Die Politikwissenschaftlerin will zeigen, wie eng globale und lokale Politik miteinander verzahnt sind.

Serie Next Generation - Politiknachwuchs Im Kreis Wesel: Sozialistisch, links, demokratisch: "solid"
Foto: Büttner

Niederrhein Bis 2010 gab es sie schon einmal: die Basisgruppe der politischen Jugend der Linken im Kreis Wesel. Dann zog es die Hauptakteure zum Studium in andere Städte. Auch Cigdem Kaya. Sie ging nach Marburg. Die Jugendarbeit der Linken im Kreis Wesel schlief ein. Dann war die heute 28-jährige Dinslakenerin wieder da, mischte in der Politik in ihrer Heimatstadt kräftig mit, ist in den Rat eingezogen, wo sie stellvertretende Fraktionsvorsitzende ist. Sie ist auch Sprecherin des Dinslakener Stadtverbands der Linken.

Und in der Jugendarbeit ist sie wieder aktiv. Seit Ende 2013 gibt es "solid" - so nennt sich die linke Jugend, das Kürzel steht für "sozialistisch, links, demokratisch" - auch im Kreis Wesel wieder. Sprecherin will Cigdem in diesem Fall aber nicht genannt werden. "Wir haben es bei der Linksjugend nicht so mit den Hierarchien", sagt sie. Ansprechpartnerin will sie sein und Jugendliche für linke Politik begeistern.

Denn das ist eine Erfahrung, die sie in der linken Jugendpolitik gemacht hat: "Es passiert eher selten, dass jemand von selber kommt. Man muss die Jugendlichen schon abholen." Wie das geht? Mit ganz profanen Veranstaltungen wie Grillfesten, mit Infoständen, vor allem aber mit überzeugenden Politikangeboten, sagt Cigdem Kaya.

Für sie geht's da keineswegs nur um die praktische Arbeit vor Ort. Die macht sie im Dinslakener, will dort, wie sie nach ihrer Wahl zur Ratsfrau erklärt hat, die großen politischen Fragen gewissermaßen von unten anpacken, Bürger vor Ort für linke Politik sensibilisieren und darauf aufbauend Einfluss nehmen auf die Landes- , die Bundes- und die internationale Politik.

Bei der Jugendarbeit setzt sie dagegen zunächst eher darauf, dass globale Zusammenhänge durchschaubar werden. "Praktische Arbeit ist wichtig", sagt sie, "ganz ohne theoretische Basis geht es aber auch nicht." Darum wird bei den regelmäßigen Treffen der Linksjugend auch viel theoretisiert, werden immer auch politische Texte gelesen - gern auch "Das Kapital" von Karl Marx. Vielleicht liegt's daran, dass man eher weniger hört, von der linken Jugend im Kreis Wesel, es kaum Stellungnahmen gibt, zu den aktuellen politischen Themen in den Städten und Gemeinden. "Wir beschäftigen uns viel mit globalen Themen", sagt die Politikwissenschaftlerin. "Krieg und Frieden. Antirassismus, Feminismus". Das lasse sich nicht immer einfach auf die kommunale Ebene herunterbrechen.

Dennoch: "Wir müssen global denken und lokal handeln", sagt die Dinslakenerin. Das Rüstzeug dazu hat sie sich in zwei Studiengängen geholt, hat erst in Duisburg Politikwissenschaften und dann in Marburg "Europäische Integration und Globalisierung" studiert. Jetzt ist sie in der Politik unterwegs, um zu zeigen, wie alles zusammenhängt.

Aktuell zum Beispiel in der Flüchtlingspolitik. Da übt die Linke grundsätzliche Kritik an der europäischen Haltung. Sie beobachtet aber auch intensiv deren Auswirkungen in den Städten und Gemeinden. Und schon ist Cigdem Kaya mittendrin in ihrer Ratsarbeit. "Die Kommunen werden finanziell allein gelassen, bei der Lösung der Probleme", erklärt sie. Das verringere ihre finanziellen Spielräume für eine aus Sicht der Linken gerechtere Politik vor Ort.

Das will sie deutlich machen. Gerechtigkeit, so wie sie sie versteht, das ist ihr großes Thema. Auch in der Arbeitsmarktpolitik. Das ist für sie eines der Felder, auf dem die Linke auch bei Jugendlichen punkten kann, denn hier seien diese ganz direkt betroffen, gehe es ganz konkret um ihre Zukunft.

(RP)
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