Improvisierte Musik Klangreisende machen Halt in Moers

MOERS · Die 46. Ausgabe des NRW-Festivals „Soundtrips“ startete mit einem Konzert in der Aula des Gymnasium in den Filder Benden. Die Musiker erkundeten improvisatorisch klangliches Neuland.

 David Toop bei seiner Performance im Gymnasium Filder Benden.

David Toop bei seiner Performance im Gymnasium Filder Benden.

Foto: Norbert Prümen (nop)

„Soundtrips“ ist eine Festival-Tournee für improvisierte Musik, die vor neun Jahren von fünf Veranstaltern in fünf nordrhein-westfälischen Städten ins Leben gerufen wurde und seither bereits schon 45 Mal unterwegs war. Ihre 46. Tournee startete in diesem Jahr in Moers mit dem norwegischen Saxophonisten Torben Snekkestad und dem britischen Klangkünstler, Schriftsteller und Musikjournalisten David Toop, sowie verschiedenen Gästen, darunter dem Vibraphonisten und diesjährigen Moerser Improviser in Residence Emilio Gordoa. Knapp 30 Besucher waren dazu in die Aula des Gymnasiums in den Filder Benden gekommen und erlebten dort gut zwei Stunden lang zwei Soloauftritte, ein Quartett und ein Trio.

Den Anfang machte in diesem Fall David Toop mit einer ungewöhnlichen Klangperformance. Dazu nutzte der 1949 geborene, derzeitige Professor für Audio Culture und Improvisation am Londoner College of Communication neben einigen Flöten diverse Dinge wie zerknitterte Papierballen und zwei große, tütenförmige Papptrichter, durch die er kleine Mikrofone wandern ließ, sowie mehrere heftig flatternde Papierbahnen und natürlich seine diversen Flöten.

Ihm folgte, ebenfalls als Solist Torben Snekkestad mit seinem Saxophon. Der 46-jährige Norweger ist nicht nur ein bekannter Improvisationsmusiker, sondern spielt auch Jazz und Kammermusik. An diesem Abend entlockte er seinem Instrument eine Fülle ungewöhnlicher Töne. Mal laut, mal leise, ein anderes Mal dumpf oder schrill pfeifend, blubbernd und manchmal auch wie ein zartes Atmen. In dem diesmal in den vier Städten Moers, Bonn, Wuppertal und Münster stattfindenden „Soundtrips-Festival“ ist er als einziger Musiker an allen vier Tagen zu hören und wird darüber hinaus ab Montag, 4., bis Sonntag, 10. November noch in sieben weiteren nordrhein-westfälischen Städten solo oder mit jeweils wechselnden Gästen auftreten.

So präsentierte er sich zum Beispiel an diesem Donnerstag in Moers sowohl solo, als auch in einem Quartett mit David Toop, Emilio Gordoa und seinem Saxophonkollegen Florian Walter. Dabei improvisierten alle vier Musiker anfangs eher für sich, gingen dann aber im Laufe des Zusammenspiels sehr schnell feinfühlig auf einander ein, sodass sich die Töne der beiden Saxophonisten mit denen, die Emilio Gordoa mit verschiedenen Gegenständen auf der Oberfläche und an den Rändern einer riesigen Trommel erzeugte, spannungsvoll in Einklang kamen. Nur David Toop ging mit seinen leise raschelnden Papieren leider ein wenig unter.

In der dem Quartett folgenden Pause hatten die Besucher dann Gelegenheit, mit einander und auch mit den Musikern ins Gespräch zu kommen, bevor es anschließend mit Achim Kaufmann am Klavier, Frank Gratkowski am Saxophon und Wilbert de Joode am Kontrabass musikalisch weiterging.

Das diesjährige „Soundtrips-Festival“ wurde übrigens zum ersten Mal mit einem besonderen Reiseangebot ergänzt. Dabei hatte eine bis zu zehnköpfige Reisegruppe die Möglichkeit, die Musiker an drei beziehungsweise vier Tagen auf ihrer Tour zu begleiten.

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