Moers Sorgen um den Moerser Schlosspark

Moers · Nach dem Sturm in der vergangenen Woche muss die Enni mindestens 15 beschädigte, mitunter alte Bäume fällen.

 Dieser Baum ist im Sturm abgebrochen und in den Stadtgraben gefallen.

Dieser Baum ist im Sturm abgebrochen und in den Stadtgraben gefallen.

Foto: pogo

Es war eine mächtige alte Esskastanie am Hauptweg des Schlossparks. Gestern lagen ihre kümmerlichen Reste auf dem Boden. Ein Mitarbeiter der Enni häufte die zersägten Äste und den Stamm mithilfe eines Greifbaggers auf. Die Folgen des Sturms "Friederike" am vergangenen Donnerstag halten die Enni in Atem. Gestern dröhnte wieder der Bagger und kreischten die Sägen im Park. Mitarbeiter waren außerdem weiter damit beschäftigt, Bäume auf ihre Standfestigkeit zu untersuchen.

Passanten zeigten sich besorgt um den Park, der 1836 von Maximilian Weyhe nach englischem Vorbild angelegt worden war, und der als Kleinod unter den Grünanlagen des Niederrheins gilt. "Man hat den Eindruck, dass jeder zweite Baum gefällt wird", meinte ein Moerser. Ganz so schlimm ist es nicht, aber dennoch ist der unvermeidliche Eingriff in den Baumbestand erheblich. Die Zahl der Bäume im Umfeld des Schlossparks, die nicht mehr zu retten seien, liege bislang bei rund 15, berichtete Enni-Abteilungsleiter Harry Schneider. Kastanien, Buchen, Ahornbäume, die mitunter sehr alt seien. Die gute Nachricht dabei ist: Naturdenkmäler sind nach derzeitigem Wissensstand nicht beschädigt. Und: "Die Artenvielfalt im Schlosspark bleibt erhalten", sagte Enni-Sprecherin Katja Nießen.

Für Laien sehen die nach dem Sturm angeschlagenen Bäume teils noch intakt aus. Aber der Fachmann weiß es besser. Die Esskastanie, deren Alter Schneider auf 180 bis 200 Jahre schätzte, hatte durch den starken Wind Schlagseite bekommen. Dadurch hob sich der Wurzelteller aus dem Erdboden, samt einer benachbarten Bank. "Sie war schon um zehn Zentimeter angehoben", sagte Schneider. "Im Boden gab es Risse." Hätte die Enni den Baum nicht gefällt, wäre er irgendwann von allein umgekippt. Nicht nur im Park, überall in Moers prüft die Enni die Standfestigkeit der Bäume. "Priorität haben die Grünanlagen und Spielplätze", sagte Schneider. "Wir haben gut zu tun." 150 bis 200 Bäume im Stadtgebiet seien nach dem Sturm nicht mehr zu retten.

 Die Enni bei der Arbeit. Das war mal eine alte uralte, große Esskastanie.

Die Enni bei der Arbeit. Das war mal eine alte uralte, große Esskastanie.

Foto: Josef Pogorzalek

Die Enni hat die Maßnahmen im Schlosspark mit dem Grünflächenamt der Stadt abgestimmt. Der im Rathaus zuständige Mitarbeiter Jürgen Sommerfeld war gestern zur Versammlung des Arbeitskreises "Schlosspark" beim Grafschafter Museums- und Geschichtsverein (GMGV) eingeladen. Dessen Mitglieder wollten sich über die Schäden informieren. Erst danach könne man über weitere Schritte nachdenken, sagte Hartmut Boblitz, Leiter des Arbeitskreises. Der GMGV hatte 2013 dafür gesorgt, dass rund 100 beschriftete Blechschilder an den Bäumen angebracht wurden, um die Artenvielfalt für Besucher erlebbar zu machen. Boblitz betrachtete die Sturmschäden gestern ganz unsentimental: "Das ist eine erhebliche Beschleunigung des natürlichen Erneuerungsprozesses."

(RP)
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