Moers Sorge um die Fasane

Moers · Die Jäger der Region vermissen den Fasan. Sie finden seit 2008 immer weniger Küken in den Nestern vor. Forscher vermuten, dass mangelnde Nahrung das Immunsystem der Vogel schwächt.

 Die Zahl der Fasane in der Region wurde zuletzt immer kleiner.

Die Zahl der Fasane in der Region wurde zuletzt immer kleiner.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Es gibt immer weniger Fasane in der Region. Das beschäftigt die Jäger. Nicht nur hier, sondern in ganz NRW, Niedersachsen und Schleswig-Holstein nimmt die Zahl der Vögel seit 2008 ab. Deshalb haben sie sich die Jäger an Fachleute gewandt. Diese haben die Gründe für den Rückgang untersucht.

Wenn Marcell Schüren heute auf ein Fasanennest stößt, findet er darin oft nur ein oder zwei Küken. Vor einigen Jahren waren es acht oder neun. "Letztes Jahr ist mir auch aufgefallen, dass es viel weniger Gesperre, also Hennen mit Küken, gab. Natürlich merkt man auch bei der Jagd, dass kaum noch Fasane da sind", sagt Schüren, der erster Vorsitzender des Hegeringes Lintfort-Neukirchen ist. "Solch ein Gesperre ist mittlerweileetwas Besonderes."

Eigentlich ging es den Fasanen in der sogenannten Nord-West-Tiefebene immer gut. Natürlich macht sich Marcell Schüren Gedanken, woran dass es heute anders ist. "Vielleicht bekommen sie zu wenig Eiweiß, denn es gibt auch immer weniger Insekten. Es könnte aber auch an einer Krankheit liegen."

An einer Krankheit liegt es aber nicht. Das haben die Wissenschaftler, die genau dieser Frage nachgegangen sind, herausgefunden. Durchgeführt haben die dreijährige Studie unter anderem die Tierärztliche Hochschule Hannover, die Klinik für Vögel der Uni Gießen und das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW. Sie untersuchten die Gesundheit von mehr als 700 Altvögeln, gut 60 Küken und über 200 Eiern. Darunter waren auch Tiere aus Moers und Umgebung. "Es ist normal, dass Wildtiere wie der Fasan zyklischen Schwankungen unterworfen sind, aber dieser Rückgang war sehr abrupt", sagt Thomas Gehle, Dezernent für Niederwild beim Landesumweltamt. Alle 20 Jahre gehe es dem Fasan gut. Ab 2017 könnte es mit ihm also wieder aufwärts gehen. "Aktuell ziehen die Fasanenhennen aber noch zu wenige Küken groß."

Marcell Schürens Idee, dass zu wenig Futter für den Rückgang verantwortlich sein könnte, ist nach Angaben von Thomas Gehle gar nicht abwegig: "Das Fehlen von energiereichen Samen im Frühjahr genauso wie das Fehlen von eiweißreichem Futter nach dem Schlupf der Küken könnte der Grund sein, warum so wenige Küken überleben."

Wenn die Vögel schlecht genährt sind, seien sie anfälliger für Infektionen. Ihr Immunsystem arbeite dann nicht gut. Aber nicht nur die Ernährung kann ein Grund dafür sein, dass nicht genug Küken überleben. "Auch Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in der Nahrung können das Immunsystem beeinflussen", erklärt Gehle. Ob das zutrifft, sei unbekannt. Um den Fasan wieder fit zu machen und gegen den Rückgang zu wirken, empfiehlt Thomas Gehle, dem Fasan mit Weizenkörnern zu füttern. "Dann gehen die Hennen fit in die Brut. Das ist auch wichtig, damit die Küken überleben."

Marcell Schüren füttert die Fasane mit einer speziellen Mischung. "Ganz wichtig ist im Sommer auch genügend Wasser", sagt er. Jetzt ist abzuwarten, wie sich die Fasanenpopulation in der Grafschaft entwickelt.

ELENA ERBRICH

(RP)
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