Erben Und Vererben Eine Serie Der Rheinischen Post Und Der Sparkasse Duisburg So regele ich die Unternehmensnachfolge

Moers · Steigt eines der Kinder in das Unternehmen ein? Oder muss ich mir einen externen Nachfolger suchen? Und wie geht es dann weiter? Mit Fragen wie diesen sollten sich Firmenchefs frühzeitig beschäftigen. Ein IHK-Experte erklärt, worauf zu achten ist.

Grafschaft Rund 61.000 Mitgliedsbetriebe hat die Niederrheinische Industrie- und Handelskammer (IHK) in ihrem Kammerbezirk. Jedes Jahr wird für mehr als 300 dieser Betriebe in Duisburg sowie den Kreisen Wesel und Kleve die Nachfolgefrage konkret. Meist ist das Alter Grund für einen Stabwechsel. Und genau hier begehen viele Unternehmer einen Fehler: "Sie kümmern sich zu spät um eine Nachfolge", sagt Rüdiger Helbrecht, der bei der Niederrheinischen IHK auf dieses Themenfeld spezialisiert ist.

Er rät jedem Unternehmenschef, das Thema nicht auf die lange Bank zu schieben. Denn der mit der Unternehmensnachfolge verbundene Zeitaufwand dürfe nicht unterschätzt werden. "Zwischen dem 50. und 55. Lebensjahr sollte man sich mit dem Thema auseinandersetzen", so Helbrecht. Dabei gibt es mehrere Optionen: entweder ein Familienmitglied übernimmt den Staffelstab, oder ein Externer. Das kann ein langjähriger Mitarbeiter sein, oder jemand von außerhalb, etwa ein Existenzgründer, der ganz neu anfängt, eine Führungskraft aus dem externen Umfeld oder ein Mitbewerber oder Zulieferer.

"Das alles sind Dinge, die frühzeitig überlegt werden sollten", so Helbrecht. Viele Unternehmenschefs gingen einfach davon aus, dass der Sohn oder die Tochter die Firma einmal übernehmen werde. "Man spricht gar nicht konkret darüber - und dann kommt plötzlich heraus, dass die Kinder gar kein Interesse haben", so Helbrecht. "Die böse Überraschung", sagt er, "sollte man tunlichst vermeiden, indem man frühzeitig alle an einen Tisch bringt und ehrlich darüber spricht."

Ist ein Familienmitglied bereit, die Firma zu übernehmen, sollten schnell die Details geklärt werden. Im Vorfeld familieninterner Nachfolgen existierten konkrete schriftliche Vereinbarungen und Planungen nur selten, so der IHK-Experte. Die praktische Umsetzung der Nachfolge leide darunter. Senior und Junior des Familienunternehmens sollten sich daher rechtzeitig verschiedene Fragen stellen. Dabei helfen Checklisten der IHK. Auch Beratung bietet die Kammer an.

Und auch andere Experten sollten hinzugezogen werden, vor allem ein Rechtsanwalt/Notar, um zum Beispiel erbrechtliche Angelegenheiten zu klären, und ein Steuerberater, sagt Helbrecht. Dann sei es wichtig, den Sohn oder die Tochter im Unternehmen zu etablieren. "Senior und Junior arbeiten im besten Fall zwei, drei Jahre Seite an Seite. Aber dann sollte auch ein klarer Schnitt gemacht werden", so der Experte.

Immer wieder macht er die Erfahrung, dass sich der Senior schlecht von seiner Firma trennen kann. Daraus entstünden zwangsläufig Konflikte, die den Fortbestand des Unternehmens gefährden könnten. "Der Senior kann gerne weiter beratend arbeiten, er sollte aber im Hintergrund bleiben", sagt Helbrecht.

Falls sich kein Familienmitglied findet, welches das Unternehmen weiterführen möchte, muss der Firmenchef eine externe Lösung suchen. Doch wie findet man einen Nachfolger? Was lohnt, ist die Suche im geschäftlichen Umfeld des Unternehmens. Gerade aus Lieferanten-, Kunden- und Kooperationsbeziehungen können erfolgreiche Betriebsübergaben hervorgehen. Möglich sind auch Inserate in Fach- und Branchenzeitschriften. Zudem gibt es professionelle Unternehmensmakler.

Auch die IHK hilft weiter, etwa mit ihrer kostenlosen Nachfolgebörse "Nexxt Change". Über diese Online-Börse können Unternehmer ihren Betrieb vorstellen, wie bei einer Partnervermittlung. Die Veröffentlichung der Inserate erfolgt anonym in Form von Chiffre-Anzeigen. Ist ein Interessent gefunden und stimmt die Chemie, sollten auch hier Experten wie Rechtsanwälte/Notare und Steuerberater hinzugezogen werden. "Es müssen viele Dinge geklärt werden, zum Beispiel, wer die Risiken übernimmt. Da sind ja eventuell noch Gewährleistungsgarantiefälle, die auch nach mehreren Jahren auftreten können, und Lieferverpflichtungen, die noch vorhanden sind", zählt Helbrecht auf.

Und er spricht einen Punkt an, der nicht selten zum Problem wird und schon viele Übernahmeverhandlungen scheitern ließ: den Kaufpreis. "Hier gibt es oft sehr unterschiedliche Einschätzungen", sagt der Experte. Er rät deshalb jedem Unternehmer, ein unabhängiges Wertgutachten erstellen zu lassen. Es gebe Sachverständige für Unternehmensbewertung, aber auch spezialisierte Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Unternehmensberatungen.

(skai)
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