Kamp-Lintfort Sinnliche Meditation

Kamp-Lintfort · Das Museum Kloster Kamp eröffnet heute Abend die Ausstellung „Wundern und Staunen“ der Duisburger Künstlerin Dorothea Thielen. Es sind meditative Arbeiten, die wunderbar in das ordensgeschichtliche Museum passen.

Das Arbeiten mit Pastellkreide hat für Dorothea Thielen etwas Sinnliches. „Die hautnahe Berührung mit der Farbe, die ich mit der Hand verwische, fasziniert mich“, sagt die Künstlerin, die an der Universität Essen Kunst und Theologie studiert hatte und heute beide Fächer an einem Gymnasium unterrichtet. Das Ergebnis dieser sinnlichen Arbeit erstaunt Dorothea Thielen selbst immer wieder aufs Neue, weshalb sie ihrer Ausstellung im Museum den Titel „Wundern und staunen“ gab.

Ein Engel in Wut

In den beiden Ausstellungsräumen, die das Museum in regelmäßigen Abständen der zeitgenössischen Kunst als Forum zur Verfügung stellt, zeigt die Künstlerin aus Duisburg ausschließlich Arbeiten, die mit Pastell- und Wachsmalkreide entstanden sind. Es sind nachdenklich wirkende Bilder, die nicht nur raue Landschaften zeigen, sondern sich auch mit biblischen Motiven und Symbolen befassen. Dorothea Thielen möchte Formen, Farben und Stimmungen in ihren Bildern einfangen. Deutlich wird dies zum Beispiel an einer Arbeit mit dem Titel „Engel in Wut“: Schwarzer Grund wird von einem orangefarbenen Blitz durchbohrt, darin ein angedeutetet Kopf.

Das Thema Engel findet sich mehrfach in dieser Ausstellung, die noch bis Mitte November im Museum Kloster Kamp zu sehen sein wird. „Engel im Leid“ zum Beispiel oder „Heilsgeschichten von Geburt zu Geburt“. Dabei sind es nicht so sehr die religiösen Themen, die Thielen ansprechen. „Es sind immer innere Motive. Ich habe den Weg zur kontemplativen Haltung gefunden, und das spiegelt sich in meinen Arbeiten wider.“ Wie zum Beispiel das Meditationsrad, das sie in Anlehnung an Nikolaus von der Flüe zu Papier gebracht hat.

„In der Schweiz gilt er als Heiliger“, erzählt Dorothea Thielen. Niklaus von Flüe erlangte im 15. Jahrhundert Bekanntheit als Seelsorger und geistlicher Berater nicht allein für die Landbevölkerung, sondern auch als Ratgeber für ausländische Staatsoberhäupter. „Ich trenne jedoch nicht zwischen dem Sakralen und der Natur“, sagt die Gymnasiallehrerin und zeigt auf eine abstrakte Arbeit, die ein aufbrechendes Samenkorn mit Menschenkopf thematisiert. „Wenn etwas aufbricht, dann ist es zugleich ein Symbol für Kraft und Beistand“, sagt sie. Die Symbiose von Mensch und Natur findet sich auch in anderen Arbeiten, die Thielen mit „Heilung am Baum“ betitelt hat. Das Bild zeigt einen knorrigen, verästelten Baum, der mit einem menschlichen Körper zu verschmelzen scheint.

Licht durchbricht die Wolken

Die Künstlerin bewegt sich in ihrer Pastell- und Wachskreidemalerei zwischen abstrakt und gegenständlich hin und her. Der Sonntagmorgentanz, Flügel und Blumen sind ganz reduzierte Arbeiten, die durch die Farbe auf weißem Grund mehr andeuten als erklären wollen. Detail getreu ist dagegen der farbenfrohe Eisvogel, den Dorothea Thielen oft aus ihrem Wochenendhäuschen beim Fischen beobachtet. Realistisch die Landschaften, die die Duisburgerin in der Ausstellung präsentiert. Dort lässt sie wilde Wasser plätschern, Sanddünen sich auftürmen und das Licht die Wolken durchbrechen.

(RP)
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