Moers Sie verleihen den Goldenen Pinguin

Moers · Fünf Abiturienten, zwölf Theaterproduktionen in zwei Wochen: Eine junge Jury sucht die beste Inszenierung im Rahmen der Penguin's Days.

 Die Jury war diesmal mit Leon Fried, Saskia Wagener, Heiko Kruse, Maral Sedighi und Elias Lepper besetzt. Sie vergaben den Goldenen Pinguin.

Die Jury war diesmal mit Leon Fried, Saskia Wagener, Heiko Kruse, Maral Sedighi und Elias Lepper besetzt. Sie vergaben den Goldenen Pinguin.

Foto: Klaus Dieker

Im Studio des Schlosstheaters rauchen die Köpfe. War "Kohlhaas" vom Kölner Comedia Theater die beste Inszenierung im Rahmen des Kinder- und Jugendtheaterfestivals oder vielleicht doch ein anderes Stück? "Für den Hauptpreis haben wir inzwischen zwei Favoriten", erzählt Maral Sedighi (18). Kopfzerbrechen bereitet der jungen fünfköpfigen Jury aber der Sonderpreis, der ebenfalls vergeben wird. "Jeder hat sein Lieblingsstück. Natürlich versuchen wir jetzt, uns gegenseitig zu beeinflussen", sagt Saskia Wagener verschmitzt. Für die diesjährige Jugendjury haben die beiden Moerser Theaterpädagogen Anne Tenhaef und Holger Runge eine Theater versierte Gruppe gewinnen können.

Die Abiturienten Leon Fried, Saskia Wagener, Heiko Kruse, Maral Sedighi und Elias Lepper haben Bühnenerfahrung. "Wir haben schon in Stücken am Jungen Schlosstheater gespielt", betont Leon Fried, der gerade am Adolfinum das Abitur bestanden hat. Alle eint die Liebe zum Theater. Leon zum Beispiel gehörte acht Jahre lang zum TiM-Theater, vor zwei Jahren kam er zum Jungen StM. Er stand sogar selbst auf der Penguin's-Bühne — und zwar im Stück "Der Klassenfeind". Die Aufführung lief außerhalb der Konkurrenz, um Lehrern und Schülern zu zeigen, was alles am Schlosstheater geboten wird. "Wir haben alle von klein auf mit Theater zu tun gehabt und schon an der Grundschule in Stücken mitgespielt. Das hat uns fasziniert", betont Heiko Kruse. Als Holger Runge die Fünf fragte, ob sie Lust hätten, die Penguin's Days als Jury zu begleiten, waren alle sofort dabei. "Die Chance, jeden Tag Aufführungen zu sehen, wollte ich mir nicht entgehen lassen. Da habe ich gar nicht lange überlegt", betont Elias Lepper, der sich ebenso wie Maral Sedighi vorstellen kann, selbst am Theater zu arbeiten. "Als Schauspieler oder Regisseur", betont der Abiturient. "Für mich wäre die Dramaturgie was", sagt Maral (18).

An die Bewertung der Theaterstücke, die dieses Jahr gelaufen sind, gingen die fünf Jury-Mitglieder unterschiedlich ran. Während für Heiko Kruse zum Beispiel der emotionale Aspekt eine Rolle spielte, legte Elias Lepper Kriterien wie darstellerische Leistung, Ästhetik und Innovation zugrunde. Für Saskia Wagener war es wichtig, dass die Stücke pädagogisch wertvoll sind. "Obwohl Kohlhaas mein persönlicher Favorit war, glaube ich zum Beispiel nicht, dass das Stück für die Altersgruppe der 13-Jährigen wirklich geeignet ist. Es war viel für sie zu anstrengend, der Handlung zu folgen", ist die Abiturientin überzeugt. Ist das Spielzeitthema "...noch kurz die Welt retten" umgesetzt, welche Bilder und welche Atmosphäre sind besonders in Erinnerung geblieben? Das waren die Fragen, die die Jury gestern Nachmittag diskutieren ließen. Das Stück "Räuber in the Box" von Bridge Markland polarisierte Publikum wie Jury. Eines hat den Jugendlichen aber besonders gefallen: "Es war schön, die Reaktionen der Kinder zu beobachten. In ,Lampje, Lampje' gab es einige, die alles zu interpretieren versuchten. Anderen wollten einfach nur hinter die Bühne schauen", sagt die Jury, um dann wieder die Köpfe zusammenzustecken. Da war es 14 Uhr.

Bis 18 Uhr mussten die Preisträger ausgewählt, die Lobreden geschrieben sein. Es ist gelungen: Als beste Inszenierung ausgezeichnet wurde Moby Dick vom Theater Triebwerk. "Viel besser kann Erzähltheater nicht sein", befand die Jury das Drei-Personen-Stück, das nach der Erzählung von Hermann Melville entstanden ist und die Geschichte mit viel Musik erzählt. Der Sonderpreis ging an Ciaconna Clox für "Die Regentrude". Maral Sedighi und Saskia Wagener hatten sich eine besondere Einführung in die Laudatio einfallen lassen — eine kleine szenische Aufführung rund um das Thema Wasser. Das ist junge Begeisterung fürs Theater. Der Funke sprang sofort auf die Zuhörer über. Und die Theaterleute freuten sich.

(RP/ac)
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