Moers Sie geben Trost in den schlimmsten Stunden

Moers · Ein ökumenischer Gottesdienst in der Feuerwache am Jostenhof würdigte die Arbeit der Notfallseelsorger. Sie stehen Unfallopfern und Angehörigen in Grenzsituationen zur Seite.

 Notarzt Dr. Gerd Pelser (am Rednerpult) schilderte die oft belastenden Erlebnisse der Helfer am Unfallort.

Notarzt Dr. Gerd Pelser (am Rednerpult) schilderte die oft belastenden Erlebnisse der Helfer am Unfallort.

Foto: Klaus Dieker

Wer als Unfallopfer oder Angehöriger in eine seelische Ausnahmesituation gerät, der braucht schnell eine starke Hand, an der er sich festhalten kann. Wer als Notfallhelfer effektiv handeln muss, ob als Polizist, Feuerwehrmann oder Arzt, braucht ebenfalls Unterstützung, um die belastenden Bilder nach schwierigen Einsätzen zu verarbeiten. Deshalb ist es ein Segen, dass es die Notfallseelsorger gibt.

Um einen Einblick in ihre Arbeit zu geben und gleichzeitig um Gottes Geleit zu bitten, wurde am Freitagabend ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert. Nicht in einer Kirche, sondern direkt ins Zentrum des alltäglichen Geschehens, in der Feuer- und Rettungswache am Jostenhof. Unter dem Titel "Wir rücken aus ..." gestaltete ein Team um Pfarrer Bernhard Ludwig und Pastoralreferent Adolfo Terhorst den bewegenden Gottesdienst. Im Mittelpunkt stand ein in vier Abschnitten gezeigter Film, der nachstellte, welche aufreibenden Situationen die Helfer erwarten, wenn sie zu einem Einsatz gerufen werden: Ein Verkehrsunfall endet tödlich für ein Mädchen. Die Eltern werden informiert und gleichzeitig werden Notfallseelsorger angefordert. Einer der Seelsorger spricht für die Tote die Aussegnungsworte und entzündet eine Kerze. Als die Mutter eintrifft, panisch, aufgelöst, wird sie von beiden Seiten von Notfallseelsorgern gestützt.

Auch der Gottesdienst brauchte nicht viele Worte, um zu erklären, worauf es in dieser Situation ankommt: Bei den Menschen sein, mit Aufmerksamkeit und Achtsamkeit, unaufdringlich, Halt gebend. Im Bewusstsein, dass Gott in der leidvollen Situation dabei ist. In kurzen Statements erzählten einige Helfer, wie es ihnen mit ihrer Aufgabe geht. Gerd Pelser, seit 25 Jahren Notarzt im Kreis Wesel, sagte: "Wir müssen mit diesen Bildern leben. Manche von uns sagen irgendwann: Es geht nicht mehr. Ich halte das nicht mehr aus. Wenn jemand später kommt und sich persönlich bedankt, dann hilft es dabei, durchzuhalten und weiterzumachen." Der Musiker Frank Bergmann, selbst Notfallseelsorger, hatte den eindrucksvollen Film gedreht und sorgte mit seinem Saxofon für eine einfühlsame musikalische Begleitung.

Im Kreis Wesel gibt es zum jetzigen Zeitpunkt 30 Geistliche und 65 Ehrenamtliche, die als Notfallseelsorger tätig sind.

(rauh)
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