Musik in Moers Seit 25 Jahren gibt das Blech den Ton an

Moers  · Die diesjährige Konzertreihe der Internationalen Blechbläsertage steht im Zeichen des Jubiläums. Auftakt ist das Karfreitagskonzert mit Werken von Vivaldi bis Rameau. Akkordeonist Silvester Pece tritt mit den Bläsern in den Dialog.

 Solotrompeter Dirk Wittfeld ist künstlerischer Leiter der Internationalen Blechbläsertage in Moers.

Solotrompeter Dirk Wittfeld ist künstlerischer Leiter der Internationalen Blechbläsertage in Moers.

Foto: Marcus (mkoo)/Koopmann, Marcus (mkoo)

Die Internationalen Blechbläsertage bereichern seit einem Vierteljahrhundert das Moerser Kulturleben. Das erscheint eine kurze Zeit, wenn man bedenkt, wie lange schon Blechbläser den Stadtteil Repelen prägen: Bereits zu Lehmpastor Felkes Zeit gründeten Bürger um die Jahrhundertwende eine Bläsergruppe, um die Gäste in Kurkonzerten zu unterhalten. Mit der Gründung der Blechbläsertage gelang Dirk und Friedhelm Wittfeld 1994 jedoch ein besonderer Coup: Sie holten das Who-is-Who der Bläserszene in die Grafenstadt: Till Brönner war hier, die besten Zehn aus aller Welt und mit dem London Brass das führende Bläser-Orchester überhaupt. „Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich daran zurück denke“, erzählt der SoloTrompeter Dirk Wittfeld, der an der Folkwang Musikschule in Essen studiert hatte und wenige Jahre vor der Festivalgründung das Moerser Blechbläserquintett ins Leben gerufen hatte. Zusammen mit seinem Onkel Friedhelm Wittfeld, der das Leben im Repelen über Jahrzehnte mit großem Elan geprägt hatte, entwickelte er eine für Moers komplett neue Idee: eine mehrtägige Bläser-Veranstaltung.

 Silvester Pece lebt in Duisburg  und spielt Akkordeon.

Silvester Pece lebt in Duisburg  und spielt Akkordeon.

Foto: IBBT

„Wir wollten das ganz groß aufziehen“, sagt er. Bereits im ersten Jahr gastierten die „Ten of the Best“ in Moers. Bläser aus den USA, Russland, Dänemark und Schweden präsentierten ihr Repertoire. Namhafte Musiker wie Pierre Thibaud gaben Meisterkurse, Allen Vizzutti einen Workshop. In den folgenden Jahren legten die beiden Organisatoren der Blechbläsertage immer wieder professionell nach. „Wir wollten das vernünftig aufziehen“, betont Dirk Wittfeld. 1995 gastierte das London Brass in der Stadt. Gewinner des ersten internationalen Quintett-Wettbewerb wurde das Nemo Brass aus England. 1996 gründete das Team schließlich einen Förderverein, 1998 war Moers Austragungsort des Posaunentages Nord mit 500 Bläsern. 1999 folgte eine besondere Auszeichnung: Jetzt stand die Grafstadt neben Paris, Genf und Prag auf der Weltkarte der Blechbläser.

„Was haben wir in dieser Zeit alles erlebt“, schwärmt Wittfeld. „Ich werde es nie vergessen, mit welchen unfassbaren Hindernissen wir es zu tun hatten, als wir ein russisches Quintett eingeladen hatten. Wir besorgten nicht nur die Visen für die Musiker, die Instrumente kamen mit dem Zug, der über Polen fuhr.“ Friedhelm Wittfeld, der 2009 verstarb, war die treibende Kraft, der Organisator, der die Internationalen Blechbläsetage auch auf eine finanziell gute Basis stellte. Sechs Jahre nach der Gründung änderten die Wittfelds das Konzept der Blechbläsertage dennoch auf eine jährliche Konzertreihe um: „Die drei Tage im September waren so hart. Oft hatten wir großes Pech mit dem Wetter. Da kämpft man ein ganzes Jahr für diese drei Tage und dann regnet es“, erläutert Dirk Wittfeld. Immer zu festen Terminen im Jahr treten die Blechbläsertage seither als Konzertreihe in Erscheinung: An Karfreitag, am Tag des Denkmals, im Advent und mit einem Neujahrskonzert. 2003 begeisterten die Blechbläsertage beispielsweise mit der Idee einer „Night of Filmmusic“ mit eigens arrangierter Musik zu bekannten Filmen, 2004 folgten die Aufführung der „Geschichte des Soldaten“ von Strawinsky mit dem Ensemble De Pré unter der Leitung von Bernd Hänschke und zusammen mit dem Schultheater „Soon“ des Gymnasiums Rheinkamp. 2012 gaben die Blechbläser das erste Moerser Promenadenkonzert.

Bislang sind vier CDs erschienen, eine fünfte ist in Planung. Und die Blechbläser wollen unbedingt weitermachen. „Uns gehen die Ideen noch lange nicht aus. Wir wollen weiter kreativ sein“, betont Michael Naatz, Vorsitzender des Fördervereins und Pressesprecher der Internationalen Blechbläsertage. Das nächste Konzert ist an Karfreitag: „En Diálogo con el Señor“ heißt es am 19. April um 17 Uhr in der Dorfkirche Repelen. Das Konzert ist zugleich der Auftakt in das große Jubiläumsjahr. „Im Konzert findet der Dialog nicht nur mit dem Herrn, sondern erstmals auch zwischen Blechbläsern und Akkordeon statt“, berichtet Michael Naatz. Silvester Pece, in Duisburg lebender Akkordeonist ungarischer Abstammung, möchte mit seinem Spiel für eine qualitätsvolle wie dem Karfreitag angemessene Stimmung sorgen.

Mal im Wechsel, mal im Zusammenspiel mit dem Moerser Blechbläserquintett werden Werke von Gabrieli, Vivaldi, Rameau und Jacobi sowie schwerpunktmäßig auch südamerikanische Stücke etwa von Piazolla oder dem zeitgenössischen mexikanischen Komponisten und Hornisten Arturo Pantaleón dargeboten. Für September ist eine Operngala mit den Ruhrsinfonikern geplant. Und am 1. Advent spielen die Blechbläser das Weihnachtsoratorium von Bach.

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