Kamp-Lintfort Sechs stehen zur Wahl

Kamp-Lintfort · Bürgermeister Dr. Christoph Landscheidt erhofft sich von der Umstrukturierung der drei städtischen Dezernate eine Verbesserung der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen den Ämtern und die Stärkung der Projektverantwortlichkeit.

 Bürgermeister Dr. Christoph Landscheidt ist mit der Kandidaten-Auswahl für das neue Dezernat III zufrieden. Insgesamt gab es 18 Bewerbungen auf diese Position. Sechs kommen in die engere Wahl.

Bürgermeister Dr. Christoph Landscheidt ist mit der Kandidaten-Auswahl für das neue Dezernat III zufrieden. Insgesamt gab es 18 Bewerbungen auf diese Position. Sechs kommen in die engere Wahl.

Foto: Archiv

Nach dem Weggang der bisherigen Technischen Beigeordneten Rita Hoff, die als Chefin ins Hildener Baudzernat gewechselt ist, sucht die Stadt Kamp-Lintfort nicht nur einen neuen Beigeordneten. Die Dezernate sollen neu zusammengesetzt werden. RP-Redakteurin Anja Katzke fragte Bürgermeister Dr. Christoph Landscheidt nach den Gründen.

Herr Dr. Landscheidt, der Stadtrat hat grünes Licht für die Umstrukturierung der Dezernate gegeben. Künftig wird das Dezernat III nicht mehr mit einem Technischen Beigeordneten besetzt, sondern mit einem Kämmerer. Welche Vorteile versprechen Sie sich für die Verwaltungsarbeit?

Landscheidt Der Vorschlag ist das Ergebnis einer Analyse der Stärken und Schwächen der bisherigen Dezernatsverteilung, die ja schon einige Jahrzehnte Bestand hatte. Wir haben uns gefragt, wie wir die vielfältigen Aufgaben der Verwaltung noch besser wahrnehmen können. Ein wesentliches Ziel der Neustrukturierung ist es, Aufgaben, die in einem engen fachlichen Zusammenhang stehen, in den jeweiligen Dezernaten zu bündeln. Die Vorteile sind: Verbesserung der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen den Ämtern und die Stärkung der Projektverantwortlichkeit innerhalb der Dezernate. Die ganzheitliche Bearbeitung des jeweiligen Aufgabenspektrums verringert "Schnittstellen". Dadurch wird mehr Effizienz gewonnen. Der Kämmerer war zum Beispiel bisher für die Berechnung der Gebühren zuständig, die durch die Dienstleistungen anderer Fachbereiche entstehen, etwa für Abwasser, Abfall, Straßenreinigung und Märkte. In Zukunft trägt er die Gesamtverantwortung für die Qualität der Dienstleistungen selbst und für ihre korrekte Berechnung. Eine Änderung gibt es auch im Dezernat unseres Ersten Beigeordneten Dr. Christoph Müllmann. Er ist verantwortlich für Schule, Jugend, Sport, Soziales und Kultur, bisher aber nicht — mit Ausnahme des Bades — für das Management der Gebäude, in denen diese Aufgaben wahrgenommen werden. In Zukunft soll er die Gesamtverantwortung tragen. Auch der Zuschnitt meines eigenen Dezernats ist betroffen. Die Aufgaben der Gewerbeansiedlung, der Hochschulgründung und des Masterplans Bergwerk West sind im Rahmen der Wirtschaftsförderung Chefsache. Diese Aufgaben könnten ohne engste und intensive Zusammenarbeit mit den Fachleuten des Planungsamtes überhaupt nicht sinnvoll wahrgenommen werden. Deshalb fassen wir diese Bereiche in meinem Dezernat zusammen.

Waren die "faulen" Derivatgeschäfte bei der WestLB für die Stadt mit ursächlich für die Entscheidung, mehr Sachverstand in Finanzdingen in die Verwaltungsspitze zu holen?

Landscheidt Nein, zu dem Abschluss dieser Geschäfte ist es nicht etwa gekommen, weil es in der Kämmerei zu wenig Sachverstand gegeben hätte. Die Annahme, dass bundesweit die Kämmerer über Hunderter betroffener Städte und Gemeinden allesamt ohne Sachverstand gehandelt hätten, ist sicher abwegig. Ich gehe davon aus, dass die Gerichte am Ende zur Feststellung grober Pflichtverletzungen oder gar von Täuschungshandlungen der beteiligten Banken kommen werden.

Dagegen ist der beste Fachmann nicht gefeit. Die Neubesetzung der Stelle ist letztlich durch das Ausscheiden unseres bisherigen Kämmerers notwendig geworden. Fakt ist, dass im Bereich des kommunalen Finanzmanagements die Anforderungen an die Verwaltungsspitze enorm gestiegen sind. Dem trägt das neue Anforderungsprofil Rechnung.

Apropos Derivate, der Stadtrat hat im Dezember beschlossen, gegen die West-LB zu klagen. Wie stellt sich der momentane Sachstand dar?

Landscheidt Unsere Anwälte haben die Klage noch im Dezember fristgerecht eingereicht. Jetzt muss die Gegenseite dazu Stellung nehmen. Inzwischen hat das Gericht den ersten Verhandlungstermin auf den 22. November bestimmt. Mangels Vergleichsbereitschaft der Bank gehe ich davon aus, dass es ein langes Gerichtsverfahren werden wird.

Welche Bereiche wird das Dezernat III künftig abdecken und warum?

Landscheidt Zum neuen Dezernat gehören die Bereiche Kämmerei, ASK, Tiefbau-, Grünflächen- und Ordnungsamt. In allen Bereichen werden im operativen Geschäft jährlich einige Millionen Euro bewegt: Neben den genannten Gebühren für Abwasser, Abfall, Straßenreinigung und Märkte sind das vor allem die Investitionskosten für den Kanalbau und für die Feuerwehr sowie allgemein die Folgekostenkostenproblematik, etwa bei der Grünflächenpflege. Wir versprechen uns von der Bündelung in einem betriebswirtschaftlich geführten Dezernat eine effiziente Aufgabenerledigung "aus einem Guss!"

Steht es nicht zu befürchten, dass der Verwaltung gerade in Anbetracht der großen Projekt wie die Gestaltung des Zechengeländes ohne entsprechend ausgebildeten Beigeordneten der technische Sachverstand verloren geht?

Landscheidt Nein, keinesfalls. In den technischen Fachbereichen verfügen wir mit hochqualifizierten und engagierten Spezialisten wie zum Beispiel Raumplanern, Architekten, Städtebauern, Geografen, Geo-Informatikern, Tiefbau- und Umweltingenieuren über den notwendigen Sachverstand. Diesen Sachverstand tagtäglich abzurufen und die Kollegen bei wachsender Arbeitsbelastung zu motivieren, ist vor allem eine Führungsaufgabe, die wir mit der neuen Dezernatsstruktur sichergestellt sehen.

Die Deponie Eyller Berg ist ein Thema, das nicht nur die Verwaltung, sondern auch die Bürger seit Jahren beschäftigt. In welche Zuständigkeit wird dieses heikle Thema fallen?

Kamp-Lintfort Entsorgung, Grundwasserschutz und andere Umweltthemen sind dem Tiefbauamt zugeordnet und fallen mithin in den fachlichen Verantwortungsbereich des neuen Dezernats. Politisch steht bei diesem Thema selbstverständlich auch der Bürgermeister weiterhin "an vorderster Front". Überhaupt sollte man die Dezernatszuständigkeiten und Ressortverantwortlichkeiten nicht überbewerten. Letztlich bilden Bürgermeister und Dezernenten gemeinsam den Verwaltungsvorstand. Ich habe in Kamp-Lintfort die besten Erfahrungen damit gemacht, mit den Kollegen im Team zu arbeiten. Das soll auch so bleiben.

Wie war die Resonanz auf die Ausschreibung der Stelle?

Landscheidt Ich bin sehr zufrieden. Insgesamt sind 18 Bewerbungen eingegangen. Das mag auf den ersten Blick nicht viel klingen. Davon sind aber sechs Bewerbungen so qualifiziert und gleichwertig, dass sie nach jetzigem Stand in die engere Wahl kommen.

(RP)
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