Moers Schweizer Banken verzögern Gerichtsprozess

Moers · Im Prozess wegen Computerbetrugs gegen einen Moerser Kioskbetreiber behindert die Diskretion Schweizer Banken die Justiz. Das Moerser Schöffengericht setzte die Verhandlung am vierten Prozesstag wegen internationaler Nachermittlungen aus.

Am letzten Verhandlungstag hatte sich herausgestellt, dass man ohne weitere Auskünfte der im Ausland ansässigen Kreditinstitute nicht auskommt. Die betroffenen Banken beriefen sich allerdings bei der Bitte um schnelle Informationen auf ihre Pflicht zur Verschwiegenheit. Auch der Frage der Richterin, ob man einzelne Kunden fragen könne, ob sie mit der Informationsvergabe einverstanden seien, wurde abgewiesen. Nun müssen die Infos offiziell eingeholt werden. Das kann Monate dauern.

Der Angeklagte soll in seiner Trinkhalle vielfach fremde Kreditkarten belastet haben, ohne dafür etwas zu leisten. Als Unregelmäßigkeiten auffielen, war ihm die Erlaubnis, Kreditkarten zu akzeptieren, entzogen worden. Auf der Suche nach den Spuren ging es für die Ermittler durch die ganze Welt. Nicht nur in Europa, sogar in Panama und Hong Kong wurde Geld abgebucht, das dem Mann laut Anklage nicht zustand. Dass man illegal an eine Vielzahl von Bankdaten und Karten kommen kann, ist kein Geheimnis. Die Wege führen oft ins Ausland.

Die Verhandlung vor dem Schöffengericht lief nur schleppend an. Zum Auftakt im März konnte ein Zeuge wegen des Sturms nicht anreisen. Beim zweiten Anlauf im April saß er dann wegen des Bahnstreiks in Frankfurt fest. Nachdem der endlich gehört werden konnte und die Unregelmäßigkeiten bestätigte, sollte die Beweisaufnahme mit weiteren Zeugen fortgesetzt werden. Am letzten Verhandlungstag hatte war der Angeklagte mit doppelter Verstärkung eingetroffen, er hatte sich einen zweiten Verteidiger zugelegt. Er schweigt weiterhin zu den Vorwürfen. Vor dem Zivilgericht war er allerdings schon dazu verurteilt worden, Schadensersatz in Höhe von 25 000 Euro zu leisten.

(bil)
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