Moers Schwarzfahrern auf der Spur

Moers · Fahrausweisprüfer heißen sie offiziell, der Volksmund kennt sie als Kontrolleure: Mitarbeiter der Niag überprüfen regelmäßig, ob alle Fahrgäste auch ein gültiges Ticket haben. Falls jemand erwischt wird, wird es richtig teuer.

Ihre Namen möchten sie nur ungern in der Zeitung lesen. Denn obwohl sie ihre Arbeit gerne verrichten und die meisten Fahrgäste wirklich freundlich sind, hat ihr Job einen schlechten Ruf. Sie sind Kontrolleure, richtige Berufsbezeichnung: Fahrausweisprüfer. Es lernt sie nur kennen, wer im Bus kein Ticket löst und in eine ihrer Kontrollen gerät. Und selbst dann erfährt man nur ihre betriebsinternen Kürzel, die auf den Quittungen für Schwarzfahrer vermerkt sind – FAP9 und FAP51. Der Grafschafter hat sie einen Morgen lang auf ihrer Tour durch Moers und Umgebung begleitet.

Einstieg am Betriebshof der Niag. "Fahrkartenkontrolle!", ruft einer der beiden halblaut an der ersten Tür des Gelenkbusses. Der andere ist hinten eingestiegen. Nur drei Haltestellen bis zu einem "Hauptumsteigepunkt", dem Königlichen Hof. Bis dahin müssen sie alle Fahrausweise und Dauertickets einmal überprüft haben. Sie stoßen auf keinen Schwarzfahrer, sonst hätte es länger gedauert und sie wären wohl nicht fertig geworden.

Strafanzeige droht

Kurz darauf ein junger Mann, auf den sie beim Einsteigen der Busfahrer aufmerksam macht. Bereitwillig zeigt er den Fahrschein. Er ist gefälscht. Der Junge hatte sich die Buchstaben des Monats März ausgedruckt und einzeln über die eigentliche Monatsangabe des Tickets geklebt. 40 Euro muss er zahlen. Im Fachjargon des Öffentlichen Nahverkehrs spricht man von einem "erhöhten Beförderungsentgelt". Er hat kein Geld bei sich. Die Personalien werden aufgenommen. "Es wird nicht bei den 40 Euro bleiben. Wir geben das Ticket und die Personalien weiter und sehr wahrscheinlich wird Strafanzeige wegen Betrugs erstattet", erklärt FAP9. Der Junge reagiert insgesamt gelassen. Nicht immer ist das so. "Besonders junge Männer reagieren oft verbal und beschimpfen uns", berichtet FAP9. Insgesamt sei man aber am Niederrhein auf einer Insel der Glückseligen. "Ich habe mal eine Doku gesehen über Kontrolleure in Düsseldorf", erzählt FAP51. In solchen Formaten kommt es oft zu Handgreiflichkeiten, lauten Wortgefechten, Schwarzfahrern, die zu entkommen versuchen und sich mit den Kontrolleuren kleine Verfolgungsjagden liefern.

Das gehört nicht zum Alltag der Fahrausweisprüfer in Moers. Rund 22 Millionen Fahrgäste verzeichnet die Niag im Jahr. Etwa 3 Prozent davon sind Schwarzfahrer. Ähnliche Zahlen legt auch die NWB vor, die auf der Strecke Moers-Duisburg fährt. Dabei handelt es sich um Hochrechnungen. Kontrolliert werden knapp 5000 pro Jahr. Die beiden Fahrausweisprüfer finden es wichtig, dass es regelmäßige Überprüfungen gibt. "Es ist nur fair den anderen Fahrgästen gegenüber", sagt FAP51. Denn letztendlich steige ja der Preis für die anderen, wenn es immer mehr Schwarzfahrer gibt.

Seit 2005 muss jeder Fahrgast sein gültiges Ticket beim Einstieg vorzeigen. "Seitdem ist die Schwarzfahrerquote deutlich zurückgegangen", sagt Beate Kronen von der Niag-Pressestelle. Inzwischen sind es vor allem ungültige Dauertickets, mit denen trotzdem weitergefahren wird. Diese Chipkarten könnten ausschließlich von den Fahrausweisprüfern gecheckt werden.

(RP)
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