Ermittlungen im Rockermilieu Schüsse in Moers galten wohl Duisburger Bordellbesitzer

Duisburg/Moers · Unbekannte haben auf ein Wohnhaus in Moers geschossen. Nun ermittelt eine Mordkommission. Erste Anzeichen deuten auf eine Auseinandersetzung im Rockermilieu hin.

Auf dem Asphalt vor dem Tatort in Moers-Genend sind noch die neonfarbigen Markierungen der Spurensicherung erkennbar. r

Auf dem Asphalt vor dem Tatort in Moers-Genend sind noch die neonfarbigen Markierungen der Spurensicherung erkennbar. r

Foto: Klaus Dieker

In Moers-Genend liegt am Rande eines Gewerbegebiets etwas versteckt eine ruhige Wohngegend, die einen gewissen Wohlstand ausstrahlt. Dennoch fallen vor einem Anwesen auf Anhieb mehrere sehr teure Pkw auf, ein Bentley, ein schwerer Geländewagen und ein Mercedes-Sportwagen mit auffälligen Vierfachvergasern. Hier sind in der Nacht Schüsse gefallen. An einem der Häuser sind die zur Straße führenden Rollläden heruntergelassen. Dort hat man kurz zuvor noch drei Einschusslöcher in der Fensterscheibe sehen können. Gegen 0.50 Uhr war hier mehrfach auf ein Wohnhaus geschossen worden. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen von einem versuchten Tötungsdelikt aus. Die Duisburger Kriminalpolizei hat eine Mordkommission eingerichtet.

Vor dem Haus sind noch Markierungen der Spurensicherung zu sehen. An einem massiven Metallzaun hängen Reste eines rot-weißen Flatterbandes mit der Aufschrift "Polizei". "Hier war den ganzen Vormittag über die Straße komplett abgesperrt", berichtet ein Nachbar, der anonym bleiben will. Die Schüsse habe er nicht gehört. Wach geworden sei er erst, als in der Nacht ein Generator ansprang.

Droht neuer Rockerkrieg?

Zu den Bewohnern des Hauses, denen offenbar der Anschlag galt, hatte er wenig Kontakt. Allerdings unterscheiden sich die Besucher des Hauses wohl deutlich von denen der anderen Nachbarn. "Tagsüber war es da ruhig. Erst nach 22 Uhr sah man dann schwere Autos, zum Teil mit ausländischen Kennzeichen, vorfahren." Auch die meisten Insassen seien wohl dem Aussehen nach überwiegend nichtdeutscher Herkunft gewesen. Eine andere Nachbarin berichtete, dass sie mehrfach auch schwere Motorräder vor dem Haus habe vorfahren sehen. An die Kutten könne sie sich nicht erinnern. Auf Anfrage bestätigte die Polizei am Mittwoch Informationen unserer Redaktion, wonach es sich bei dem Mann, auf dessen Haus geschossen wurde, um den Betreiber eines Duisburger Bordells an der Vulkanstraße handelt. Der Mann hatte die Einschüsse entdeckt, als er in der Nacht nach Hause kam.

Offenbar befürchten die Sicherheitsbehörden, dass die Moerser Schüsse einen neuen Rockerkrieg auslösen könnten. Bei dem letzten - im Jahre 2009 - war ein Rocker auf offener Straße erschossen worden. Jedenfalls erinnert ein Sprecher der Duisburger Polizei in diesem Zusammenhang an ein Verfahren gegen einen Anführer der Rockergruppe Satudarah. Er soll ein Gangmitglied beauftragt haben, eine Handgranate auf das Clubheim der Hells Angels zu werfen. Das Clubheim wiederum gehört einem Moerser Schrotthändler, der auch das Haus des jetzigen Anschlagsopfers besitzt. Der Geschäftsmann, dem ein ganzes Firmenimperium gehört, lebt in einem Haus direkt neben dem Tatort. Er war für unsere Redaktion bis zum Abend nicht zu sprechen. Eine Mitarbeiterin sagte: "Herr M. ist in den Fall nicht involviert und wird sich nicht äußern."

Auf M. wiederum, dem intensive Beziehungen zu den Hells Angels nachgesagt werden, soll ebenfalls vor einigen Jahren schon einmal geschossen worden sein.

In dem ihm gehörenden Gebäudekomplex wacht ein riesiger Rottweiler hinter den Gitterstäben. "Der ist friedlich", sagt ein Anwohner. Doch halte der Mann, auf dessen Haus geschossen wurde, zwei weitere Hunde in einem Auslauf unmittelbar hinter dem Zaun: "Der muss wohl wirklich Angst gehabt haben."

Hinweise von Zeugen nimmt das Kriminalkommissariat 11 in Duisburg entgegen, Telefon 0203 2800.

(RP)
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