Moers-Hülsdonk Schüler geben Senioren Handy-Nachhilfe

Moers-Hülsdonk · Im Haus am Schwanenring haben jetzt Jugendliche Senioren gezeigt, wie sie mit ihrem Handy umgehen können. Ein Generationenprojekt

 Daniel Hufschmidt, Sebastian Paselk und Vanessa Lehmann erklären Hans Schillings (v.li.) aus dem Schloer-Stift den Umgang mit seinem Handy.

Daniel Hufschmidt, Sebastian Paselk und Vanessa Lehmann erklären Hans Schillings (v.li.) aus dem Schloer-Stift den Umgang mit seinem Handy.

Foto: kdi

Bereits um kurz nach zwei sitzen zehn Senioren an den Tischen der Begegnungsstätte "Haus am Schwanenring". Mit ihren Handys und Blöcken warten sie gespannt, bis die Oberstufenschüler der Hermann-Runge-Gesamtschule sie über die Funktionen ihres Mobiltelefons aufklären. Bereits zum vierten Mal wird ein Treffen dieser Art angeboten. Noch nie beteiligten sich so viele Leute.

Doch was bereitet den älteren Menschen so viele Probleme mit der modernen Technik? "Für viele ist es komplettes Neuland", sagt Sebastian Paselk (19). "Menschen, die 50 bis 60 Jahre alt sind, beherrschen zwar die Grundlagen wie SMS schreiben, allerdings fragen sie trotzdem nach einem Auffrischungskurs. Im Allgemeinen kann man sagen, dass alle Senioren, die 60 Jahre und älter sind, oft nicht mehr mit ihrem Handy klarkommen. Daher haben wir diesen Kursus ins Leben gerufen", sagt Veranstalter Frank Langhoff (53).

An dem langen Tisch in der Mitte der Begegnungsstätte sitzt gerade Ursula Decken (68) und lässt sich von Sebastian Paselk beraten. "Mein Handy ist ein Altgerät. Ich benutze es nur noch für Notfälle. Wenn ich Ihnen sage, dass ich mit einer 15-Euro-Guthabenkarte ein ganzes Jahr lang auskomme, können Sie sich vorstellen, wie oft ich es benutze", sagte die Seniorin und lacht. Dabei sind die grundlegenden Probleme eigentlich immer dieselben: SMS schreiben und lesen, Guthaben aufladen und aufrufen, Kontakte speichern und lesen.

Erstaunlich ist dabei, dass selbst die Seniorenhandys nicht alle Probleme lösen können. Tastengröße und Preis sind zwar in Ordnung, doch abgesehen davon bleiben dieselben Probleme wie bei allen anderen Geräten auch. Zudem werden die Senioren in den Geschäften oft nicht richtig beraten, da die Verkäufer wenig Zeit haben. Viele bekommen ihre technischen Geräte auch von Verwandten, weil sie diese nicht mehr brauchen oder Oma oder Opa erreichen wollen. "Ich habe mir mein Handy vor anderthalb Jahren für den Notfall gekauft und weil es heutzutage keine Telefonzellen mehr gibt. Was soll man denn machen, wenn man zum Beispiel überfallen wird und keine Telefonzelle in der Nähe ist? Das Risiko war mir zu groß", sagte Dieter Ruoss (74).

Während sich einige Senioren Kaffee holen, hilft Vanessa Lehmann (20) einer Rentnerin. "Ich würde mich sehr freuen, wenn eines Tages ein Jugendlicher mir den Umgang mit dem Handy erklären würde", sagte sie. Da die Rentner nicht nur ein Handy haben, sondern auch einen PC, bringen sie manchmal Dinge durcheinander: "Deshalb geben wir ihnen schriftliche Anleitungen mit", sagte Sebastian Paselk. "Mir reicht die Dankbarkeit der Leute, und obwohl wir keinen Lohn bekommen ist es doch ein Geben und Nehmen", sagt der 19-jährige Daniel Hufschmidt und lächelt.

Neu sind diese Kurse nicht, jedoch mussten viele Städte und Gemeinden sie schließen, weil es keine Mitarbeiter mehr gibt. Dabei bieten Kurse wie dieser in Moers eine gute Alternative, denn man wird nicht gehetzt und hat genug Zeit um Fragen zustellen. "Ich hatte eine andere Meinung zu Jugendlichen, doch jetzt finde ich sie sehr nett", bestätigt Dieter Ruoss.

Das nächste Treffen findet am Freitag, 1. März statt .

(RP/jco)
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