Moers Schüler demonstrieren für Kapellener Bücherei
Moers · "Letzes Mal habe ich mir zwölf Bücher geholt", erzählt Stephanie Schiefele (9) stolz. "Ich bin traurig, wenn die Bücherei schließt. Dann wird es langweilig hier." Moritz Eberlein (10), der auch die Klasse 3d der Dorsterfeldschule besucht, sagt: "Ich will hier ausleihen. Der Weg in die Stadt ist so lang."
Stephanie und Moritz sind zwei von 320 Schülern der Dorsterfeldschule, die gestern Morgen für den Erhalt "ihrer" Stadtteilbibliothek Kapellen demonstrierten. "Bücher sind cool", "Lesen ist mein Hobby" oder "Das Abenteuer lebt mit Büchern" hatten sie auf ihre Transparente geschrieben. Dazu hatten die Schüler aus Wellpappe Sandwichs gebastelt und individuell bemalt. "Lesepicknick" betitelten Elke Schulz, die Leiterin der Dorsterfeldschule, und Ulla Ehrmann, ihre Stellvertreterin, diese Demonstration. Die Schüler waren mit Bollerwagen unterwegs, die sie mit Büchern gefüllt hatten.
Die Bücherei in Kapellen steht ebenso wie die in Repelen auf dem Prüfstand. Die Stadt muss sparen. "Für eine Stadtteilbibliothek brauchen wir mindestens eineinhalb Stellen", sagte Beigeordneter Hans-Gerd Rötters im jüngsten Kulturausschuss. "Bleiben die Stadtteilbibliotheken erhalten, reduzieren sich die Öffnungszeiten der Zentralbibliothek." Denn die Personalstellen in den Büchereien in Kapellen und Repelen fehlten in der Bücherei im Hüsch-Bildungszentrum.
Diese Argumentation will Dorothee Culm, die Leiterin der Kapellener Bücherei, so nicht gelten lassen: "Wir kennen den ganzen Stadtteil und haben eine lange Kooperation mit der Dorsterfeldschule. Es gibt zum Beispiel Klassenführungen. Und wir stellen Lesekisten zusammen." Ob die Demonstration Erfolg hat, wird sich in den nächsten Wochen zeigen, wenn das "Sammelsurium der Grausamkeiten" — wie die Sparvorschläge von Dr. Jürgen Schmude bezeichnet werden — in den Parteien diskutiert wird. Zumindest sicherten Vertreter von SPD, CDU, Grünen und Linken am Rande der Demo Unterstützung zu.
